Wirtschaft und Weiterbildung 11-12/2019

wirtschaft + weiterbildung 11/12_2019 41 der Vertiefung und einer Masterarbeit mit einem Betreuer aus den Ingenieurwissen- schaften haben unsere Teilnehmer auch einen Tech MBA“, sagt der Inhaber des Lehrstuhls für Technologie- und Innovati- onsmanagement Piller. Das am häufigsten gebuchte Wahlfach derzeit sei jedoch „Di- gitale Transformation“. Doch das sei ein klassisches betriebswirtschaftliches Fach, wo es um Change Management und neue Geschäftsmodelle gehe. Inzwischen habe man jedoch mehr MBA-Teilnehmer ohne technischen Hintergrund, die gerade des- halb an die RWTH Aachen kommen, um mehr über die technologischen Themen zu lernen. Schließlich gilt die Universität gerade im Bereich Industrie 4.0 als welt- weit führend. Immer mehr Verwirrung um die Begriffe Dagegen richtet sich der Tech MBA der IE Business School an die zweite Ziel- gruppe. Wer dort mit dem neuen Studi- engang beginnen will, braucht einen Ba- chelor in den MINT-Fächern. Damit wird eines der grundlegenden MBA-Prinzipien aufgegeben. Denn der Charme des MBA- Studiums ist es gerade, dass Teilnehmer mit einem völlig unterschiedlichen aka- demischen Hintergrund und einer damit verbundenen anderen Denkweise zusam- men und voneinander lernen. In dem neuen „Tech MBA“ bleiben die Absol- venten aus MINT-Fächern dagegen unter sich. Statt auf dem interdisziplinären Aus- tausch liegt der Fokus auf Technologie. Dass man damit die Diversität der Klasse deutlich einschränke, gesteht IE-Dean Boehm ein. Man wolle daher stärker auf andere Aspekte der Vielfalt wie Nationali- tät und Gender setzen und ein neues „Di- gital Female Leadership Mentorship“ soll mehr Frauen anziehen. Doch warum bietet die spanische Schule dann nicht einen Master of Science statt einem MBA an? Das habe auch mit dem Portfolio der Business School zu tun, erklärt Boehm. „Alle unsere Masterstu- diengänge sind pre-experienced.“ Die Teilnehmer brauchen also keine Berufs- erfahrung. Beim „Tech MBA“ habe man dagegen das typische MBA-Profil mit mindestens drei Jahren Berufserfahrung. An der RWTH Business School hat man für diese Zielgruppe – also Bachelor mit MINT-Hintergrund – vor ein paar Jahren den Master in Management and Enginee- ring (MME) mit Fokus auf Technologie, Innovation, Marketing und Entrepreneur- ship (TIME) gestartet. Rund 70 Prozent der Studieninhalte sind Betriebswirt- schaft, die restlichen 30 Prozent Techno- logie. „Vom Profil her sind das eigentlich MBA-Studenten und man könnte den Studiengang auch als einen MBA in Tech- nologiemanagement bezeichnen“, erklärt Professor Piller. „Aber wir glauben, dass wir uns mit dem MME besser positionie- ren können als mit einem MBA.“ Denn mit den bereits seit vielen Jahren ange- botenen MME-Studiengängen, die es mit verschiedenen Vertiefungen gibt, habe die RWTH ein Alleinstellungsmerkmal. Und die Nachfrage ist enorm. Auf die 50 Studi- enplätze kommen 2000 Bewerber, 95 Pro- zent davon aus Nicht-EU-Ländern. Viele sind Ausländer, die für ein deutsches Un- ternehmen im Ausland arbeiten und das Studium auch nützen, um die deutsche Kultur und Sprache kennenzulernen. Immer mehr Verwirrung um die Begriffe Ob „Tech MBA“, MBA mit Vertiefung in Technologie oder Technologiemaster – die Verwirrung ist groß. Professor Naudé sieht dabei die Technischen Universitä- ten deutlich an der Spitze. Beim neuen „Tech MBA“ an der IE Business School sei Technologie für ihn eher so etwas wie ein Zusatz. Dagegen sei der Technologie- bezug an der RWTH Business School viel grundlegender und intensiver. „Die haben einen von dem RWTH-Professor Günther Schuh entwickelten Elektrowagen und erarbeiten Geschäftsmodelle dafür“, sagt der RWTH-Gastprofessor. Ähnlich wie an der TUM kämen hier Ingenieure und Entrepreneure zusammen. Nur nenne man die Programme nicht „Tech MBA“. Einen Grund dafür sieht der Niederländer auch in der größeren Bescheidenheit der Deutschen. So behaupte die amerikani- sche Cornell University einfach, sie hätte den besten „Tech MBA“ der Welt und ver- markte ihn entsprechend. Naudé: „Vom Inhalt und Qualität her stehen jedoch die deutschen Top-Unis an der Spitze.“ Bärbel Schwertfeger

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