Wirtschaft und Weiterbildung 11-12/2019

training und coaching 40 wirtschaft + weiterbildung 11/12_2019 eine der führenden US-Universitäten im Bereich Ingenieurwissenschaften. Der neue „Tech MBA“ an der IE Business School hat drei Hauptbereiche: Business Management, Technology Immersion und Transformational Leadership. Das MBA- Programm umfasst vier Phasen. In der ersten und zweiten geht es um die klas- sischen Fächer wie Accounting, Strategie und Economics und gleichzeitig techno- logische Themen wie Digital Business & Innovation und Software Engineering sowie um Transformational Leadership. Die dritte Phase bietet praktische Erfah- rungen in einem von drei Bereichen: Digi- tal Transformation, Data Analysis und Ar- tificial Intelligence sowie Digital Finance und einen optionalen „Tech Immersion Trip“ in die USA, nach Europa, Singapur oder Kanada. In der vierten Phase kön- nen die Studenten verschiedene Wahlfä- cher belegen. Er finde es spannend, wenn eine reine Business School wie IE stark in den tech- nologischen Bereich gehe, sagt Bernhard Kraus, Geschäftsführer für Executive Education an der TUM School of Ma- nagement an der Technischen Universi- tät München (TUM). Für eine technische Universität wie die TUM sei die Inte­ gration von Technologie im MBA schon immer Standard gewesen. Die Frage dabei sei aber: Wie kann man technolo- gische Themen so gut herunterbrechen, dass sie nicht zu tief behandelt werden, aber dennoch genug Tiefe haben, um gute strategische Managemententschei- dungen treffen zu können? Zum Beispiel das Thema Blockchain: „Das können Sie nicht in einer Stunde oder an einem Tag erklären“, sagt Kraus. „Um wirklich zu verstehen, was dahinter- steht und wie die Blockchain-Technologie Managemententscheidungen beeinflus- sen kann, braucht man mehr Tiefe und konkrete Anwendungsfälle.“ Dafür hat man an der TUM ein fünftägiges Zerti- fikatsprogramm entwickelt, in dem die Teilnehmer auch ein Anwendungspro- jekt im eigenen Unternehmen bearbeiten und vor Experten präsentieren müssen. Dieses Zertifikatsprogramm ist als Wahl- modul auch auf den Executive MBA an- rechenbar. Zertifikatsprogramme gibt es auch bereits zu den Themen „Building Information Modelling“ (Digitalisierung im Bau) und „Digital City“ für Entschei- der im Bereich Infrastruktur. Geplant sind weitere zu künstlicher Intelligenz und Ro- botics. Wer sich daher im Executive MBA intensiver mit einem bestimmten Techno- logiethema beschäftigen will, kann dies in diesen Programmen tun. Ziel sei es auch, Führungskräfte im Exe- cutive MBA in Kontakt mit den neuen Technologien zu bringen und sie erlebbar zu machen, ergänzt Anja Muckenfuß, De- puty Division Director Executive Educa- tion an der TUM School of Management. So erfahren die Teilnehmer, wie es ist, mit einem Roboter zu kommunizieren, der ihnen Anweisungen gibt. Und sie erleben, wie es sich anfühlt, wenn eine Software ihnen im Kommunikationstraining Feed- back dazu gibt, wie charismatisch ihre Rede wirkt. „Oberste Prämisse für uns ist dabei, dass alles forschungsbasiert ist“, sagt Muckenfuß. „Das ist unser USP.“ Genutzt werden daher die neuesten For- schungsergebnisse des Center for Digital Leadership Development oder aus den anderen Fakultäten. Zudem sei es wich- tig, die Inhalte immer aktuell zu halten und neue Technologien zu integrieren, so die TUM-Mitarbeiterin. „Tech MBA“ – wer genau ist die Zielgruppe? „Die entscheidende Frage bei der Ent- wicklung eines Tech MBAs ist, wer die Zielgruppe ist“, sagt Professor Naudé. Sind es Manager, die mehr Verständnis für die Technologie brauchen? Oder sind es Spezialisten mit einem technischen oder ingenieurwissenschaftlichen Hin- tergrund, die Managementkenntnisse benötigen, um besser führen zu können oder ein Start-up zu gründen? „Das ist ein großer Unterschied und das erzeugt viel Verwirrung“, so der Niederländer. Dabei richten sich die meisten MBA-Programme nach wie vor an die erste Zielgruppe. „Manager bleiben Manager und der MBA bleibt ein Managementstudium“, betont Kraus – auch wenn der IT-Fokus immer wichtiger werde. Für viele Management­ entscheidungen würden IT-Systeme als Basis genutzt. Daher sei es wichtig zu verstehen, welche Algorithmen und Ent- scheidungsvariablen dahinterstünden und ob diese zur Erreichung der Unter- nehmensziele geeignet seien. Manager müssten selbst nicht programmieren können, aber IT-Architekturen verstehen können und ihre Grenzen kennen. „In unserem MBA ist genauso viel Technolo- gie drin wie in den neuen Tech MBAs“, so Kraus. Nur schreibe man eben nicht „Tech MBA“ drauf. „Unsere DNA ist die Technologie“, so der Geschäftsführer für Executive Education. Schließlich gebe es an der Universität neben der BWL- Fakultät zwölf Fakultäten, die sich mit MINT-Themen befassen. Er finde es den- noch gut, dass die IE Business School das Thema „Tech MBA“ mehr oder weniger disruptiv in den Markt bringt. Ähnlich sieht es Professor Frank Piller. „Vielleicht sollten wir unseren Executive MBA wieder als MBA in Technologie­ management bewerben?“, fragt sich der Gründungsdekan der RWTH Business School in Aachen. Für die RWTH wäre das quasi ein Schritt zurück. Denn als die Technische Universität vor 15 Jahren erstmals ihren Executive MBA in Tech- nologiemanagement anbot, waren die Teilnehmer fast ausschließlich Ingenieure und auch mehr als die Hälfte der Mo- dulverantwortlichen waren Ingenieure. Dann wurde das Programm – auch be- dingt durch Vorgaben der internationalen Akkreditierung durch die AACSB – stär- ker zum General-Management-Programm umgestaltet. „Der Managementaspekt aus der Technologieperspektive wurde eher zurückgenommen“, erklärt Professor Piller. Die Technologievertiefung findet heute vor allem in den Wahlfächern statt, wo die Studenten zum Beispiel Kurse zu „Leading Agile Production & Smart Pro- ducts“ oder „Predictive Enterprise“ be- legen können. „Mit drei Wahlfächern in R „Studenten erleben, wie es ist, mit einem Roboter zu kommunizieren, der ihnen Anweisungen gibt.“ Anja Muckenfuß, TUM

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