Wirtschaft und Weiterbildung 11-12/2019
training und coaching 34 wirtschaft + weiterbildung 11/12_2019 große Anstrengung. Sing lauter! Größer! Voller! Dramatischer! Gib mehr. Und siehe, dann schwitzen sie.“ Ich weiß erst seit meinem Japanbesuch, warum top Sushi-Köche dort sieben und mehr Jahre Ausbildung genießen. Und warum sind Topspeaker wie Michael Rossié, Johannes Warth, Lutz Herkenrath und einige wenige andere so erfolgssicher auf der Bühne und können Marketing nicht, oder höchstens über Bühnenperfor mance definieren? Weil sie als studierte Schauspieler über Jahre die Bühne (lie ben) gelernt haben. Niemand würde eine professionelle berufliche Ausbildung zum Profisänger beginnen können, wenn nicht eine ausreichende Stimme dafür vorhan den wäre, die veredelt werden kann. Auf meine Frage an junge Speaker-Anwärter, mit welcher Expertise, mit welchem un verwechselbaren Expertenthema sie auf die Bühne gehen wollten, kommt häu fig die gleiche Antwort: „Dafür weiß ich von der Branche noch zu wenig, das ent scheide ich später oder nach der Ausbil dung.“ Ich bekomme mittlerweile Brechreize, wenn ich Menschen begegne, die weder den Respekt vor dem noch die Basis voraussetzung für den Beruf des Speakers mitbringen. Die die Glaubwürdigkeit zum „Talk your Walk“ nicht mitbringen, son dern die Inhalte zusammeninszenieren oder gar faken wollen. Die für hohe Ho norare mehr brennen als für eine wirk liche Berufung, ein echtes Anliegen. Die die 10.000-Stunden-Regel des Übens, um in Richtung Perfektion zu gelangen, noch nicht mal ansatzweise bereit sind, zu gehen. Die denken tatsächlich, dass es reicht, ein wenig „Kasperl“ auf der Bühne zu sein. Vera F. Birkenbihl, meine Mentorin, hat sich auf jeden einzelnen Vortrag mehr vorbereitet als manche Möchtegern- speaker im ganzen Jahr. Und ich rufe die Kolleginnen und Kollegen Speaker, die German Speaker Association und alle, die Ausbildungen dazu anbieten, auf, potenzielle Teilnehmer nicht mit verhei ßungsvollen Vereinfachungsbotschaften zu ködern, sondern ihnen die Wahrheit zu sagen. Seit 1992 beobachte ich den Speakermarkt und es gab nur gut eine Handvoll Speaker, die vorwiegend auf grund ihres Rhetoriktalents langfristig erfolgreich geworden sind. Alle anderen hatten inhaltlich wirklich was zu sagen, waren deshalb für die Bühne berufen und deshalb waren sie motiviert, konsequent und fleißig. 2 Trainer oder Speaker Die Entscheidung eines Trainers, Speaker zu werden, bedeutet in der Außendarstel lung auf jeden Fall, den Beruf des Trai ners, Beraters oder Coachs in die zweite Reihe zu schieben. Das führt unweiger lich zu mehr Speakeranfragen, wenn auch noch professionelles Speaker-Mar keting und begeisternde Bühnenperfor mance geboten wird. Wer das nicht kann oder schafft, endet lediglich im Speaker versuch, bei dem weder das Speaking klappt noch das Business aus Training & Co. mehr richtig funktioniert, weil es im Rahmen der Speakerhoffnungen vernach lässigt wurde. In diesen Fällen höre ich auch oft: „Blödes Speaking.“ 3 Marken-Change Moderne Trainer- und Speakermarken haben eines gemeinsam: Beide leben von einer klaren Themen- und einer klaren Standpunktentscheidung. Standpunkt ist hier gleichzusetzen mit einer Position, die die Basis für erfolgreiche Positionierung ist. „Verkauf“ wäre das Thema, „Flow, Hard oder Love“-Selling die Position, die Überzeugung, wie Verkauf aus Sicht des Experten am besten funktioniert. Daraus entwickelt sich die Kernstory, die der Trainer oder Speaker kommuniziert. Die beiden Marken unterscheiden sich jedoch stark in ihrem Wording und ihrem Ver sprechen. Speaker dürfen mehr auf den Putz hauen, Superlative (in Maßen) ver wenden, leben stark vom beeindrucken den „I talk my walk“ und sprechen viel über das, wie sie sind und was auf der Bühne passiert. Trainer hingegen kom munizieren in erster Linie ihre Erfahrung, ihre Ausbildungen, ihre Methodik sowie R Einkaufshilfe. Vor knapp 20 Jahren gründete Siegfried Haider zusammen mit seiner Frau „Experts4events“. Für größere Unternehmen werden zum Beispiel Kundenveran- staltungen organisiert, auf denen nicht nur gefeiert wird, sondern wo Fachexperten als Redner auftreten, um die Zuhörer kompetenter zu machen und zu begeistern. Haider ist sich sicher: „Firmenevents mit Speakern stärken die Marke des Veranstalters und erzeugen Fangemeinden für das Event.“ Er hat aufgrund seiner Arbeit als „Rednerver- mittler“ etwa 5.000 Speaker identifiziert. Etwa 1.200 sind „selfmade“ und 200 davon sind auf www.real-top-speaker. com veröffentlicht. Bei der Auswahl haben Haider 25 seiner größten Kunden geholfen. Aufgelistet sind Redner, die zu einem Fachthema sprechen können und die mehr sein wol- len als humorvolle Entertainer. Ehemalige Prominente, die ihren Erfolg als Redner nur ihrer früheren Bekanntheit als Sportler, TV-Promi oder Politiker verdanken, befinden sich nicht auf der Liste. Sie soll eine Einkaufshilfe für Rednereinkäufer sein. Haider und sein Team stehen aber auch weiterhin als Berater zur Verfügung, denn nicht jeder Redner passt mit seiner Persön- lichkeit zu jeder Zielgruppe. „Wirkliche“ Topspeaker
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