Wirtschaft und Weiterbildung 11-12/2019
wirtschaft + weiterbildung 11/12_2019 33 würden viele gerne sein, den tosenden Applaus genießen, die Bewunderung. Das sieht vom Platz des Teilnehmers auch gar nicht so schwer aus, weshalb viele den Vereinfachungs-Verführern viel zu schnell Glauben schenken. So viel Ho norarperspektive für so wenig Zeit – na türlich erzeugt das ein „Me too“. Als ich vor einigen Jahren in der TV-Sen dung „Hart aber fair“ den Bundeskanz lerkandidaten Peer Steinbrück und seine zahlreichen, hohen Vortragshonorare er klärt und verteidigt habe, bekam ich nach dieser Live-Sendung über 3.000 E-Mails. Neben Hunderten Beschimpfungs- und Hassbotschaften kamen knapp 1.300 Mails von Menschen an, die auch gerne 15.000 Euro in der Stunde verdienen wollten. 98 Prozent davon sind den Weg nicht gegangen, weil ich ihnen ehrlich aufgezeigt habe, was sie tun müssen, um dort hinzukommen. Und das ist für alle Experten, die vorher nicht Finanzminister oder Ähnliches waren, ein steiniger Weg, der so aussieht: 1 Neigung und Berufung „Speaker ist der schönste Beruf, den man sich vorstellen kann“, sagte sinngemäß einmal ein Speaker zu mir. Es hätte nur noch gefehlt: „Nur Papst ist schöner!“. Profibergsteiger ist vermutlich auch der schönste Beruf. Die Gipfelfotos benei det jeder, die Qual vorher nicht. Warum wurde Michael Jackson „The King of Pop“? Unter anderem, weil er seiner Kindheit durch gnadenloses Üben und Auftritte beraubt wurde. Signor Pola, der erste Gesangslehrer von Luciano Pa varotti, sagt: „Wenn du schlecht singst, gibt es keine Entschuldigung, keine Er klärung, die du nicht in dir selbst finden musst. Sag nicht, die Welt ist gegen dich. Frag dich, was du falsch gemacht hast. Du musst die Gründe in dir selbst su chen.“ Enrico Caruso antwortet auf die Frage nach dem Herstellen des perfekten Tons: „Alles kommt aus der Erinnerung. Das Gefühl folgt der Erinnerung.“ Und Luciano Pavarotti sagt: „Es ist die Summe der Erfahrungen, die ich mit dieser Rolle habe.“ Und auf die Frage, ob Schweiß beim Singen ein gutes Zeichen sei, ant wortet Pavarotti: „Ein tolles Zeichen! Junge Menschen, sehr begabt, technisch perfekt, fertig ausgebildet, kommen zu mir zum Vorsingen. Ich frage: Schwitzt du? Nein? Das ist schade. Du solltest schwitzen. Singen ist Schwitzen. Eine R
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