Wirtschaft und Weiterbildung 11-12/2019

personal- und organisationsentwicklung 26 wirtschaft + weiterbildung 11/12_2019 muss)? Erst wenn all diese Fragen geklärt sind, kann man sich an die Gestaltung einer zu den Prozessen passenden und diese unterstützenden Struktur machen. Eben weil die Strukturen einen domi- nanten Einfluss auf die Prozesse haben, müssen sie sorgfältig auf deren Erforder- nisse abgestimmt sein. Menschen sind selbstverantwortlich Menschen sind selbstbestimmt, körperlich und geistig. Sie haben einen freien Willen. Sie bestimmen, was für sie sinnvoll ist, definieren ihre ganz persönlichen Werte, Vorlieben, Abnei- gungen, ihre Freundschaften und Feind- schaften. Sie bestimmen über ihre ei- gene Entwicklung. Freiheit ist des Men- schen höchstes Gut! Freiheit führt dazu, dass Menschen für die Resultate ihres Tuns verantwortlich sind. Das betrifft ihre Entscheidungen, ihr Verhalten im persönlichen Bereich, aber auch im Ar- beitsprozess. In beiden Fällen folgt aus der Entschei- dungsfreiheit die Verantwortlichkeit für die Ergebnisse des Handelns. Wer sich für eine Sache oder einen Weg selbst ent- scheidet, kann sich im Falle des Misser- folgs nicht über andere beklagen. „Selbst- verantwortlich“ beinhaltet Freiheit und Verantwortung. Das eine ist ohne das andere nicht zu haben. In der Arbeitswelt kann eine Person nur einen bestimm- ten Bereich verantworten, je nach ihrer Rolle und Funktion, ihren Fähigkeiten und Kompetenzen. Dieser Rahmen ist in Unternehmen mehr oder weniger genau definiert. In diesem jeweiligen Rahmen können Führungskräfte, aber auch Mitar- beiter, frei entscheiden und sind gleich- zeitig für die Folgen dieser Entscheidung verantwortlich. Außerhalb dieses Be- reichs kann die Person die Verantwortung nicht tragen, ist also dort auch nicht frei in ihren Entscheidungen. Allerdings ist sie immer frei, ihre Rolle, ihre Funktion oder sogar das Unternehmen zu wech- seln. Unternehmen, die in heißen Umgebun- gen erfolgreich sind, erweitern die Frei- heit ihrer Mitarbeiter über deren eigent- lichen Verantwortungsbereich hinaus. Sie binden sie in Projekte, Initiativen und Arbeitsgruppen ein, bitten sie, in Work- shops mitzuarbeiten und auf diese Weise „über den Tellerrand“ zu schauen. Das nützt beiden, dem Unternehmen durch zusätzliches Engagement und Ideen, für den Mitarbeiter wird es interessanter und horizonterweiternd. Er gewinnt dadurch mehr Freiheit und übt sich in neuer Ver- antwortung. Menschen in Unternehmen sind frei, sich weiterzuentwickeln. Sie sind dafür auch selbstverantwortlich. Das Unternehmen stellt dafür Mittel und Arbeitszeit zur Verfügung. Deshalb bestimmt es aus sei- ner Interessenlage heraus den Rahmen, in dem die Entwicklung des Mitarbeiters erfolgen kann und es bestimmt also auch die Richtung. Möchte der Mitarbeiter mehr, als das Unternehmen ihm bieten kann, wird er seine Freiheit nutzen, das Unternehmen zu verlassen und so sei- ner Verantwortung für sich selbst gerecht werden. Es gibt nur richtige Entscheidungen Ob eine Entscheidung richtig oder falsch ist, weiß man immer erst hinterher. Manchmal tatsächlich erst ziemlich viel später. Weil Zukunft grundsätzlich nicht vorhersehbar ist, sind Entscheidungen immer mit Risiko behaftet. Jede Entschei- dung wird in dem Moment, in dem sie getroffen wird, im Glauben an ihre Rich- tigkeit gefällt. Anderenfalls würde man ja anders entscheiden. Also gibt es nur richtige Entscheidungen! Stellt sie sich zu einem späteren Zeitpunkt dann doch als falsch heraus, ändert das nichts daran, dass sie zum Zeitpunkt, zu dem sie ge- troffen wurde, richtig war. Diese ganzen Überlegungen haben eine sehr praktische Konsequenz, die f r alle Beteiligten völlig klar auf der Hand liegt: Niemand kann Fehler machen! Zwar können Ereignisse eintreten, so- dass richtige Handlungen zu Fehlern führen. Aber diese Fehler hat niemand gemacht, sondern sie sind entstanden, weil der Verlauf eines Prozesses nicht so war, wie angenommen. Auch war diese Annahme nicht falsch, denn sie war zum Zeitpunkt, zu dem sie getroffen wurde, richtig. Und ob sie sich später als falsch herausstellt, ist für die Frage, wer verant- wortlich ist, nicht relevant. Denn eins ist klar: Die Person, die Annahmen trifft und dann entscheidet, ist in jedem Fall und sowieso verantwortlich. Aber sie ist nicht schuld daran, wenn Fehler entstehen. Verantwortlich für einen Prozess und für Entscheidungen zu sein darf nicht bedeuten, im Falle des Auftretens von Fehlern in Sack und Asche zu gehen oder sanktioniert zu werden. Verantwortung für Fehler oder Fehleinschätzungen zu übernehmen heißt, es zukünftig besser zu machen. Der Sinn, die Funktion von Fehlern be- steht ausschließlich darin, sie zu korri- gieren, Unbrauchbares auszumerzen und R Dr. Stefan Fourier ist Business Con­ sultant, Manager und Unterneh­ mer. Aus seinen Erfahrungen und auf Basis der Sys­ temtheorie entwickelte er das Modell „Humanagement“ zum Umgang mit Komplexität. Es will Organisationen und Menschen erfolgreicher und das (Arbeits-)Leben entspannter machen. Mit seinem lockeren, pointierten Erzählstil hat er sich auch als Speaker einen Namen gemacht. Humanagement GmbH Lychener Straße 19, 10437 Berlin Tel. 030 83212351 www.humanagement.de AUTOR Buchtipp. Stefan Fourier: Wir führt! Humanagement Manifest – Fundamentale Denkprinzipien für Führungskräfte, Verlag Business Village, Göttingen 2019, 144 Seiten, 9,95 Euro

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