wirtschaft und weiterbildung 9/2019

62 wirtschaft + weiterbildung 09_2019 Lucia Sauer hot from the US Howard Schultz, Gründer der Kaffeehauskette Starbucks, beschreibt in seinem Buch seine unter- privilegierte Kindheit, seinen schwer erkämpften Bildungsweg und seine durchaus beeindruckenden Erfolge als Unternehmer. Ein empathischer Blick auf die wenig begüterten Gesellschaftsschichten in den USA, aus denen Starbucks zum Teil seine Mitarbei- ter rekrutiert, begleitet den Leser durch das ganze Buch. Aus dem Erfolg von Starbucks, leitet Howard Schultz für sich und sein Unternehmen die Verant- wortung ab, sich der sozialen Verantwortung zu stel- len, und fordert dies auch von allen anderen erfolg- reichen Unternehmen. Dabei stellt er die Frage, wozu Unternehmen und ihre ökonomischen Erfolge da seien, wenn nicht auch um den Menschen und der Gesellschaft zu dienen. Leadership sieht er als Privileg sich engagieren zu dürfen, in der Balance zwischen Menschlichkeit und Profit. Starbucks hatte recht früh in den USA ein Alleinstellungsmerk- mal dahingehend, dass es seine Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern, die Partner genannt werden und durch Firmenaktien am Unternehmen beteiligt sind, umfassend wahrnahm. Gute Kommu- nikationsstrategien, Unterstützung bei der Weiter- bildung und Teilhabe am Unternehmensgeschehen sind einige der Maßnahmen des Unternehmens in der Beziehung zu seinen Mitarbeitern. Aufgrund seiner Biografie hat Howard Schultz mit diesem Buch etwas sehr Wesentliches über die Kriterien, die den Erfolg von Menschen und ihren Arbeitgebern ausmachen, geschrieben. Eine Mitarbeiterbefragung hatte ergeben, dass 72 Prozent der Mitarbeiter kein Bachelor Degree hat- ten. Es wurde auch festgestellt, dass viele Mitarbei- ter an einem akademischen Abschluss interessiert waren, aber ihr Studium aufgrund von familiären und/oder ökonomischen Zwängen hatten abbre- chen müssen. Fazit: Chancengleichheit ist laut Schultz nur gege- ben, wenn umfassende Rahmenbedingungen geschaffen werden, welche die Gesamtsituation eines Menschen berücksichtigen. Das soziale Umfeld, der Bildungsstand, die Kultur, die familiären Gegebenheiten und Verpflichtungen eines Mitarbei- ters dürfen nicht außer Acht gelassen werden, wenn man ihn auf einem Karrierepfad begleitet. In diesem Buch steht im Detail, wie Starbucks diese Erkenntnis umsetzt: An der eigenen Aka- demie trainieren die Baristas ihre Fach- kompetenzen für die unmittelbare Tätig- keit in den Coffee Shops. Um die Idee des lebenslangen Lernens umsetzen zu kön- nen, gibt es eine Kooperation mit der Arizona State University. Diese bietet Bachelor-Fernstudiengänge an, deren erfolgreicher Abschluss den Starbucks- Mitarbeitern Zugang zu Management- und Füh- rungspositionen ermöglicht. Mit der Übernahme von Studiengebühren durch das Unternehmen und mit der Begleitung durch Mentoren werden viele Hürden aus dem Weg geräumt. Lernen vom Gründer der „Starbucks Coffee Company“ Eine Art zweiter Bildungsweg Lucia Sauer arbeitet freiberuflich als Trainerin, Beraterin und Business-Coach in Freiburg. Die ehemalige Geschäftsführerin der Akademie für Führungskräfte der Wirtschaft GmbH studierte Wirtschaftswissenschaften an der Northern Arizona University in Flagstaff und erwarb später im Laufe ihres Berufsleben noch an der University of London einen MBA in „International Management“. Foto: Tobias Büchner Howard Schultz: „From the Ground Up – My Journey to Reimagine the Role of a Global Business“, Random House Verlag, New York 2019, 368 Seiten, 14 Euro Lernen gelingt nur, wenn alle (!) Rahmenbedingungen stimmen. „ „

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