wirtschaft und weiterbildung 9/2019

wirtschaft + weiterbildung 09_2019 61 Mit Blick auf den Kongress „Wirtschaft und Spiritualität“, über den wir auf Seite 54 be- richten, stellt sich die Frage wie Coachs oder Therapeuten mit Klienten umgehen sollen, die ein spirituelles Bedürfnis spüren. Die Autoren (Psychothera- peuten) plädieren dafür, sich offen gegenüber spirituellen Weltkonstruktionen zu zei- gen – auch wenn man selbst Atheist ist. Es geht darum, sorgfältig zu klären, was aus spirituellen Konstruktionen folgt, denn sie können bei der Bewältigung von Krisen sowohl nachteilig als auch unterstützend wirken. Vielen Klienten hilft die Annahme, dass ihre Lebensgeschichte einen übergeordneten Sinn haben könnte. Andere scheuen dagegen die eigene Alltagsverantwortung mit Verweis auf einen Gott, der schon alles fügt. So kann eine spirituelle Weltsicht einer Problemlösung im Wege stehen. Das Buch gibt Anre- gungen, wie das Negative re- ligiöser Weltkonstruktionen angesprochen werden kann. Spirituelle Bedürfnisse von Klienten beachten Georg Milzner, Michael Utsch: Religiöse und spirituelle Sinn- suche in der Psychotherapie, Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2019, 146 Seiten, 19,00 Euro „Mein Konzept war perfekt, aber leider haben meine Mit- arbeiter bei der Umsetzung zu viele Fehler gemacht.“ Mana- ger, die so reden, sind verach- tenswerte Versager – wenn es nach den ehemaligen US-Of- fiziere Jocko Willink und Leif Babin geht. Sie haben nach ihrem Irak-Einsatz die Bera- tungsfirma „Echelon Front“ gegründet. Wenn man sie lässt, bringen sie als erstes den Führungs- kräften bei, unter allen Um- ständen vollständig die Ver- antwortung dafür zu überneh- men, wenn ihr Team oder ihre Untergebenen einen Fehler ge- macht haben sollten. Sie nen- nen es „Extreme Ownership“, denn schließlich ist es immer der Vorgesetzte, der falsch geplant, schlecht erklärt und nachlässig kontrolliert hat. „Verantwortung für die eige- nen Fehler übernehmen, aus den Misserfolgen lernen und auf dieser Grundlage neue Lösungsansätze entwickeln“, das sind die Leitlinien, die die- ses Buch auf rund 300 Seiten in ein Trainingskonzept gießt. Einige müssen Verantwortung erst noch lernen Jocko Willink, Leif Babin: Extreme Ownership – mit Verantwortung führen: Was Führungskräfte von den Navy Seals lernen können, Redline, München 2019, 320 Seiten, 19,99 Euro Viele junge Führungskräfte, die in einem Seminar, einem Meeting oder einer Konferenz sitzen, planen gleichzeitig mit Freunden im Whatsappchat das Wochenende, halten sich online über Börsenkurse auf dem Laufenden oder bieten bei Ebay mit und natürlich be- arbeiten sie ständig wichtige E-Mails. Die Veränderungs­ dynamik unserer Welt wird noch deutlicher, wenn wir uns vor Augen halten, dass smarte Türen in Sekundenbruchteilen Menschen auf ihre Zugangs- berechtigung hin überprüfen können. Der Autor, ein Professor für die Soziologie des technischen Wandels, spricht vom „Leben in der Echtzeitgesellschaft“. Prozesse werden immer mehr verdichtet und wir müssen uns fragen: Was bedeutet es, in der Echtzeitgesellschaft zu leben? Lassen sich die daten- getriebenen Prozesse über- haupt noch beherrschen? Wie könnte eine Steuerung des Arbeitslebens in der Echtzeit- gesellschaft aussehen? Das Buch bietet interessante Fall- beispiele (zum Beispiel über die Verantwortung der Insas- sen beim autonomen Fahren), die uns die Angst vor diesen Fragen etwas nehmen sollten. Ach ja, das Internetzeitalter kommt Johannes Weyer: Die Echtzeitgesellschaft: Wie smarte Technik unser Leben steuert, Campus Verlag, Frankfurt am Main 2019, 194 Seiten, 24,95 Euro

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