wirtschaft und weiterbildung 9/2019

wirtschaft + weiterbildung 09_2019 37 Universität. Zudem arbeite man mit dem Techquartier zusammen, einem Start-up- Hub in Frankfurt. Das Programm sei so etwas wie ein Rundumpaket zum Thema digitale Transformation, aber ohne An- spruch auf Vollständigkeit, so Schiller. Genutzt wird es von Unternehmen aus dem Frankfurter Raum, darunter Banken, Wirtschaftsprüfer und mittelständische Firmen. In der Regel erstrecken sich die Module über sechs bis acht Wochen, ein Modul dauert drei bis fünf Tage. „Je höher die Führungsebene desto kürzer werden oftmals die Module. Manchmal seien es daher nur zwei Tage“, sagt Schiller. Die meisten der jeweils zwölf bis 15 Teilneh- mer seien Führungskräfte ein bis zwei Ebenen unter dem Vorstand. Das Alter liege bei 40 aufwärts. Zudem entwickle man gerade ein neues offenes Programm namens „Digital Boost“ für jüngere Mit- arbeiter auch ohne Führungsverantwor- tung. Es soll im Herbst starten und aus vier eintägigen Modulen bestehen. Neue Führungskompetenzen definiert Eines der wenigen Programm, das spe- ziell auf die Entwicklung neuer Füh- rungskompetenzen fokussiert ist, bietet das IMD in Lausanne an. „Wir nennen unseren Kurs bewusst Leading in the Di- gital Age“, erklärt Jennifer Jordan, Pro- fessorin für Leadership und Organizati- onal Behavior. Die Business School, die von der Financial Times in diesem Jahr erneut zum besten Anbieter von offe- nen Managementkursen weltweit gekürt wurde, ist vor allem bekannt für ihre Leadership-Kurse und greift dabei auch auf eigene Forschung in ihrem Global Center for Digital Business Transforma- tion zurück. In dem zweieinhalbtägigen Seminar geht es daher vor allem um die persönlichen Fähigkeiten. Sie rufe daher fast jeden potenziellen Teilnehmer vorher an, erklärt die Psychologin. Manchmal sei die Fragestellung recht klar, etwa wenn die Manager wissen wollen, wie sie ihr höchst diverses Team führen können oder sich selbst besser verstehen möchten. „Schwierig wird es, wenn sie eine digi- tale Transformation durchführen müssen und dabei Unterstützung brauchen. Dann sage ich ihnen, dass der Kurs vielleicht nicht so passt, weil es ein sehr persönli- ches Programm ist“, sagt Jordan. Inhalte sind vor allem die Kernkompetenzen, die Führungskräfte im digitalen Zeitalter be- nötigen. Im Mittelpunkt steht daher die Selbstanalyse und zudem beschäftigt sich jeder Teilnehmer mit einer persönlichen digitalen Herausforderung. Im Programm geht es darum zu verste- hen, wie sich das Führungsmodell ver- ändert hat. Jeder Teilnehmer arbeitet mit einem individuellen Coach und erstellt sein Stärkenprofil. Gastreferenten zum Beispiel von Google oder Novartis be- richten über ihre Erfahrungen. Die Ma- nager lernen verschiedene Werkzeuge und Methoden kennen. Zum Beispiel was sie tun können, um ihre Mitarbeiter bes- ser von ihren Zielen zu überzeugen oder wie sie ihr Team „empowern“ können, um ihre Initiativen voranzubringen. Ein Experte erklärt ihnen, welche Erwartun- gen Millennials an Führung haben und sie bearbeiten eine Fallstudie. „Da geht es manchmal um eine erfolgreiche oder um eine gescheiterte Transformation“, erzählt IMD-Professorin Jordan. Zudem arbeitet jeder mit seinem Coach an seinem persönlichen Aktionsplan, den er dann im Unternehmen umsetzen kann. Ziel des Kurses sei es, dass die Füh- rungskräfte ein besseres Verständnis für die neuen Herausforderungen und einige Tools bekommen, mit denen sie arbeiten können. Der Kurs wird zweimal im Jahr angeboten. Die maximal 25 Teilnehmer kommen aus unterschiedlichen Berei- chen wie Marketing, HR oder dem Sup- ply Chain Management, darunter auch einige CEOs sowie Mitarbeiter aus NGOs wie dem Roten Kreuz oder aus Regie- rungsstellen wie den Transportbehörden. Für die IMD-Professorin ist dabei wich- tig, dass Manager nicht nur die neuen Leadership-Fähigkeiten kennen und beherrschen, sondern auch gut mit der Spannung und dem Wechsel zwischen der alten und der neuen Welt umgehen können. Denn je nach Situation gehe es eben einmal um Geschwindigkeit, ein an- deres Mal dagegen um Perfektion. Welche Fähigkeiten man dafür brauche, sei noch nicht ausreichend erforscht, erklärt die Psychologin, die gerade an einem Buch zum Thema arbeitet. Bärbel Schwertfeger

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