wirtschaft und weiterbildung 9/2019

training und coaching 36 wirtschaft + weiterbildung 09_2019 einzubinden sowie Begeisterung und Energie dafür erzeugen und eine gemein- same Vision und Kultur entwickeln. Zum Dritten müssten sie Prozesse und Me- chanismen entwickeln, die sicherstellen, dass alle Teile einer modernen Organi- sation, sowohl innerhalb der „Silos“ als auch darüber hinweg, aufeinander abge- stimmt sind und in die gleiche Richtung gehen. „Die meisten unserer Programme enthalten mindestens ein Element zum Thema „Digital Leadership“, erklärt der Professor. Die Nachfrage nach Programmen mit diesen Themen sei innerhalb sehr kurzer Zeit – etwa in den letzten ein bis zwei Jahren – sprunghaft gestiegen. „Wir er- halten zunehmend Anfragen sowohl von mittelständischen als auch großen Unternehmen, die uns darum bitten, Lehrgänge für das Topmanagement zu entwickeln“, sagt Carnabuci. Bei diesen Programmen liege der Fokus vor allem auf der strategischen Seite. Bei den An- geboten für die mittlere Führungsebene ginge es vor allem darum, die Arbeits- weise, Personalführung und die Interak- tionen mit Kunden und Zulieferern sowie die Beziehungspflege mit verschiedenen Stakeholdern im Unternehmen anzupas- sen. Bei den offenen Seminaren wie dem dreitägigen „Leading Digital Transforma- tion“ gehört neben Geschäftsmodellen, Data Analytics und Kundenzentrierung auch das Thema Führungsverhalten zum Inhalt. Ähnlich ist es bei der LIMAK Austrian Business School in Linz. Dort hat man sich in den letzten Jahren stark auf das Thema Digitalisierung ausgerichtet und bietet vier 15-tägige Lehrgänge sowie drei Online-Kurse dazu an. Die LIMAK habe in den letzten beiden Jahren zwei Stu- dien zum Thema Digitalisierung durch- geführt, erklärt Geschäftsführer Gerhard Leitner. Eine zentrale Erkenntnis daraus sei, dass es neben der intensiven Ausei- nandersetzung mit den technologischen Möglichkeiten auch einen ganzheitlichen, strategischen Zugang und einen Kultur- wandel braucht, um in der digitalen Transformation erfolgreich zu sein. Und diese müsse durch die Führungskräfte bewusst vorangetrieben werden. Dabei werde vor allem einen offene und inter- disziplinäre Haltung der Führungskräfte wichtiger. Zudem seien sie besonders ge- fordert, ihren Mitarbeitern die Sinnhaftig- keit auch kritischer Entwicklungsschritte zu vermitteln und sie dafür zu gewinnen. Das sei auch Inhalt des Lehrgangs „Digi- tal Transformation and Change Manage- ment“, der den Teilnehmern Konzepte und Werkzeuge an die Hand geben soll, um mit den Spannungen zwischen Sta- bilität und Wandel produktiv umzuge- hen. So sollen sie Coaching-Kompetenz und handlungsorientiertes Wissen über Teambildung sowie Kenntnisse über die Dynamik von Gruppen in Veränderungs- prozessen erwerben. Optional können sie beim Leadership- Check Aufschlüsse über ihre Ziele, Stär- ken, Präferenzen und Potenziale gewin- nen und in einem persönlichen Coaching vertiefen. Das Programm sei aktuell sehr stark nachgefragt und werde in der Regel von Führungskräften auf Abteilungs- und Bereichsleitungsebene besucht, so Leitner. Auch der Online-Kurs „Agile Management“ beschäftigt sich mit den Veränderungen der Führung. Ziel ist es, Führungskräfte zu befähigen, auf Basis der Unternehmenskultur die adäquaten Maßnahmen auszuwählen und die Verän- derungsprozesse so gestalten zu lernen, dass Mitarbeiter Teil davon werden und diese mittragen können. Herausforderungen sind sehr unterschiedlich Auch bei der WHU – Otto Beisheim School of Management gibt es kein eige- nes Programm für „digitale Leadership“. „Da müsse man immer genau nachfra- gen, was die Unternehmen darunter verstehen“, sagt Rebecca Winkelmann, Geschäftsführerin für Executive Educa- tion. Ganz oft gehe es darum, die digitale Transformation als Führungskraft voran- zubringen und das umfasse dann ver- schiedene Aspekte wie ein grundlegendes Verständnis von Data Science, die Kennt- nis von agilen Methoden oder die Gestal- tung von Veränderungsprozessen. Meist ginge es daher um eine Kombination von Wissen und Führungsverhalten. Vieles davon sei auch nicht wirklich neu. The- men wie „Führen in komplexen Situatio- nen“ oder „Führen von virtuellen Teams“ gehörten seit jeher auch zum Inhalt von klassischen General-Management-Pro- grammen. Und inzwischen beinhalteten alle Programme auch Aspekte der Digi- talisierung. Ausgebaut wird das Angebot 2020 mit zwei Kursen zur Auswirkung der digitalen Transformation für den Fi- nanzbereich oder das Controlling. Auch bei firmeninternen Programmen seien die Herausforderungen sehr unterschiedlich. „Einmal geht es darum, die Mitarbeiter in Veränderungsprozessen mitzunehmen, ein anderes Mal um die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle oder um eine an- dere Arbeitsweise im Unternehmen“, so Winkelmann. Der digitale Wandel beinhalte schon lange nicht mehr ausschließlich die Im- plementierung neuer Technologien, sondern erfordere die Etablierung eines neuen Verständnisses von Zusammenar- beit und Führung, heißt es beim „Digi- tal Transformation Lab“, das die Goethe Business School in Frankfurt als firmen- internes Programm anbietet. Es vermittelt digitale Schlüsselkompetenzen eng ver- zahnt mit darauf angepassten Führungs- werkzeugen, den sogenannten „Digital Leadership Capabilities“. Diese richten sich auf jeweils einen der vier wichtigs- ten Gestaltungsräume des digitalen Wan- dels: den Markt, die Organisation, das Team oder das Individuum. In den vier Modulen erfahren die Führungskräfte, wie sie auch in einer nicht-agilen Orga- nisation agil arbeiten können, wie sie die kollektive Kreativität ihrer Teams in Innovation überführen und wie sie ihre eigene Identität als Mitgestalter des Wan- dels finden. So geht es im ersten Modul auch um die Selbstregulierung und den Umgang mit Veränderungen. „Dazu gibt es wissenschaftliche Impulse, Übungen zum Ausprobieren und Selbstreflexion in der Gruppe“, erklärt Lena Schiller, Head of Digital Transformation an der Goethe Business School. „Da öffnet sich jeder, soweit wie er kann. Das ist ja kein Coa- ching.“ Dabei werden die Themen stets den in- dividuellen Bedürfnissen des Unterneh- mens angepasst. Oftmals gehe es darum, wie man bessere Arbeitsstrukturen schaf- fen und agile Methoden einsetzen kann, sagt Schiller. Manchmal gibt es auch Vorträge über Blockchain oder die EU- Finanzpolitik von Professoren der Goethe R

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