wirtschaft und weiterbildung 9/2019
R wirtschaft + weiterbildung 09_2019 35 der sie sich über Abteilungsgrenzen hin- weg intensiv austauschen. Und im Herbst soll ein weiterer Workshop folgen. Das Programm „Leadership 4.0“ ist eins der firmeninternen Angebote der Mann- heim Business School, das sich mit dem Thema „Führung im Rahmen der digita- len Veränderungen“ beschäftigt. Dabei geht es um die Themenblöcke aktuelle Führungskultur, Führung in digitalen Zeiten, Mitarbeiterengagement und das Management von Veränderungen. Zwar boomen derzeit Programme zur Digita- lisierung an den Business Schools, doch meist ist das Thema Führung dabei nur ein Thema unter vielen. Und oftmals geht es bei „Digital Leadership“ vor allem um die Umsetzung der digitalen Transforma- tion oder um technische Themen wie Big Data, Blockchain oder künstliche Intelli- genz. Schließlich sollten Führungskräfte auch die technische Seite verstehen. Es sei doch schon immer so gewesen, dass Soft Skills eher vernachlässigt wer- den und die technologischen Komponen- ten in den Unternehmen mehr Aufmerk- samkeit bekommen, beobachtet Helga Pattart-Drexler. Schließlich ließe sich Wissen auch schneller aneignen. „Aber lernen Sie mal Offenheit oder Empathie“, sagt die Leiterin der Executive Education an der WU Executive Academy in Wien. „Das tut auch mal weh und man braucht mehr Zeit.“ Dabei seien es oftmals gerade die „weichen Themen“, die die Führungs- kräfte heute beschäftigen. Zu schaffen mache ihnen dabei vor allem das Tempo von Veränderungen. „Da wird oftmals mit einem Change begonnen, obwohl der letzte noch gar nicht abgeschlossen ist“, klagt Pattart-Drexler. Führungskräfte stän- den daher vor der Herausforderung, wie sie ihre Mitarbeiter motivieren, weiter mitzugehen und die ständig veränderten Ziele mitzutragen. Dabei müssten sie sich heute ganz anders auf den Einzelnen einstellen. „Mitarbei- ter wollen eingebunden sein und mitent scheiden“, so die Weiterbildungsexpertin. Doch das gelte nicht für alle. Führung müsse daher individueller vorgehen und Führungskräfte müssten erkennen, wer was brauche. Dafür sei ehrliches Interesse am Einzelnen nötig, Offenheit für Feed- back und Experimente sowie der Mut, Entscheidungen abzugeben. Das falle nicht jedem leicht. „Wichtig ist es, sich erst einmal bewusst zu machen, was man nicht kann, und sich dann zu überlegen, wo man sich Unterstützung holen kann“, betont Pattert-Drexler. Führungskräfte seien oft viel zu gestresst, weil sie glau- ben, alles können zu müssen. Da brauche es mehr Entspanntheit und Lockerheit und das sei etwas, was man lernen kann. „Pioniere des 21. Jahrhun- derts“ ausbilden Um das Thema Führung holistischer anzugehen und mehr Soft Skills abzu- decken, hat die WU Executive Academy – neben firmeninternen Angeboten – im Jahr 2017 das offene Programm „Pioneers of the 21st Century“ gestartet. Dort sol- len die Teilnehmer in fünf Modulen ihre Fähigkeiten zu Self-Leadership und ihre Führungsqualitäten „auf das nächste Level heben“, ihre Lust am neuen Den- ken und Perspektivenwechsel erweitern sowie ihren Mut zur Entscheidung bei all- gemeiner Verunsicherung stärken. Neben den Grundlagen agiler Führung und der Co-Creation in agilen Strukturen geht es auch um Selbstbewusstsein und Effektivi- tät in der Führung. Dazu gehört es auch, die eigenen Gedanken und Glaubensätze zu hinterfragen, die eigenen Verhaltens- muster zu erkennen und zu lernen, wie man andere mit seiner Selbstwirksamkeit inspirieren kann. Im Mittelpunkt stehen die Selbstreflexion sowie der intensive Austausch der Teilnehmer. Zudem erar- beiten sie ein eigenes Projekt, um das Ge- lernte in den Arbeitsalltag zu transferie- ren, und werden dabei von Experten und durch Peer-Coaching unterstützt. Inzwischen kämen auch Manager, die an der Wiener Business School ihren MBA gemacht haben, zu dem Programm, um ihre Führungsfähigkeiten zu erweitern, freut sich Pattart-Drexler. Im nächsten Januar soll zudem das neue Programm „Emerging Leaders“ für Nachwuchsfüh- rungskräfte starten. Es dauert sechs Mo- nate mit sechs Präsenztagen und einem Peer-Coaching zwischen den Unterrichts- phasen. „Emerging Leaders stellen ihre Mission und den Erfolg anderer in den Vordergrund“, heißt es in der Beschrei- bung weiter. Dazu gehören drei Kompetenzen: Em- powerment (sich selbst und andere stärken), Transformation und Wirkung (voranschreiten und Verantwortung über- nehmen) sowie „exzellente Kommunika- tion“ (klare Botschaften und Offenheit für andere Menschen). „Die wahre Heraus- forderung für die meisten Unternehmen ist nicht die technische Seite, sondern die menschliche“, ist sich Professor Gianluca Carnabuci, Associate Dean für Executive Education an der ESMT in Berlin, sicher. Die digitale Transformation in der eige- nen Organisation zu managen, erfordere von den Führungskräften zunächst ein Umdenken in strategischer Hinsicht, da sich die Wettbewerbsdynamik teils dra- matisch verändert habe. Zudem müss- ten die Führungskräfte es schaffen, ihre Mitarbeiter in die digitale Transformation Foto: AdobeStock
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