wirtschaft und weiterbildung 9/2019
R wirtschaft + weiterbildung 09_2019 27 Kultur auch Auswahlkriterien für Füh- rungskräfte überdenken und sich zum Beispiel fragen: Sind sie die bereichsüber- greifenden Team- und Networker, die wir künftig brauchen? Inkrementelles Vorgehen ist oft nicht möglich Und wie sieht es nun bezüglich der in- krementellen Arbeitsweise aus, bei der den Kunden im Projektverlauf regelmäßig sogenannte Inkremente (Zwischenergeb- nisse) ausgeliefert werden? Sie wäre bei komplexen Vorhaben durchaus erstre- benswert. Doch ist das in allen Branchen und Unternehmensbereichen realisierbar? Bei der Entwicklung und Produktion von Software ja. Ein Softwareunternehmen oder der IT-Bereich eines Unternehmens kann an seine Kunden die Alpha-Version einer Software ausliefern – zumal diese als digitales Produkt leicht distribuier- bar ist – und zu ihnen sagen: „Arbeitet schon mal damit und sammelt Erfahrung; die Beta-Version der Software wird dann auch die Funktionen a, b und c enthal- ten.“ Und wenn im laufenden Betrieb bei den Kunden schwerwiegende Bugs auf- treten? Dann ist dies auch kein Problem, denn in den meisten Großunternehmen ist es bei der Einführung einer neuen sys- temrelevanten Software üblich: Die alte und die neue Software laufen einige Zeit im Parallelbetrieb, um zu vermeiden, dass ein folgenschwerer Bug den gesam- ten Betrieb lahmlegt. Anders ist dies bei der Produktion von Tütensuppen. Ein Tütensuppenhersteller kann zu seinen Kunden nicht sagen: „Ich liefere euch heute schon mal das Suppen- extrakt, die Verpackung bekommt ihr in ein paar Wochen.“ Und ein Autoprodu- zent? Er kann zu seinen Kunden nicht sagen: „Ich liefere euch schon mal den Motor – zum Ausprobieren. In drei Mona- ten folgen dann Bremse und Karosserie.“ Ebenso kann er sich Bugs beim Betrieb nicht leisten – zumindest wenn er teure Rückrufaktionen und Schadensersatz- klagen vermeiden möchte. Insofern stellt sich sowohl bei der Produktion von Tü- tensuppen als auch Autos oder allgemein bei der Produktion industriell gefertigter (Massen-)Produkte die Frage: • Inwieweit ist bei der Produktion eine inkrementelle Arbeitsweise überhaupt möglich (und nötig)? • Was heißt agiles Arbeiten in diesem Kontext überhaupt oder in welchen Verhaltensweisen zeigt es sich? Nur weil sich eine Arbeitsweise bei der Entwicklung und Produktion von Soft-
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