wirtschaft und weiterbildung 9/2019

wirtschaft + weiterbildung 09_2019 23 Schulabgänger ohne Schulabschluss zu konzentrieren. Dem schließen sich Wei­ terbildungsanbieter wie die Haufe Akade­ mie in Freiburg an. Geschäftsführer Dr. Jörg Schmidt wertet die „Nationale Wei­ terbildungsstrategie“ prinzipiell als posi­ tives Signal. „Ich sehe die wesentlichen Hebel der Initiative in Segmenten, die sich um die Förderung von Menschen mit keinem oder wenig Zugang zu einer Wei­ terbildung kümmern. Auf den Business- to-Business-Bereich, in dem Akademien wie wir unterwegs sind, werden staatlich regulatorische Ansätze wenig Einfluss haben.“ Die Erfahrung aus dem breiten Geschäft mit dem Mittelstand zeige, dass Personalentwickler sehr genau wüssten, was sie benötigten. Schmidt erklärte: „Zur Qualitätssicherung und Transpa­ renzsteigerung braucht es keine staatliche Parallelstruktur. Im Wettbewerb privater Weiterbildungsanbieter orientiert sich die Qualitätssicherung zwangsläufig an den Kriterien der Kunden.“ Dabei spielt er auf die in der Weiterbil­ dungsstrategie formulierten Pläne eines „zentralen Eingangsportals“ mit Informa­ tionen zur individuellen Weiterbildung an. Laut Schmidt gibt es schon genug marktnah gebaute Plattformen. Rudolf Kast kommt das Strategiepapier stellenweise praxisfern vor: „Von neu­ esten Erkenntnissen der Lernforschung wie dem 70-20-10-Modell haben anschei­ nend alle Beteiligten noch nichts gehört.“ Bisher bestehe die „Nationale Weiter­ bildungsstrategie“ außerdem nur aus Absichtserklärungen. Es sei ein Armuts­ zeugnis, dass ein lediglich halbjährlich tagendes Gremium die Strategie ab No­ vember 2019 zur Umsetzung bringen soll. „Wie viel Zeit haben wir denn noch? Wir werden währenddessen in digitalen The­ menstellungen vom Ausland abgehängt.“ Stefanie Hornung Zehn Handlungsziele der nationalen Weiterbildungsstrategie 1 Ziel: Die Transparenz von Weiter- bildungsmöglichkeiten und -angeboten unterstützen. Der Weiterbildungsmarkt soll transparenter werden, indem einerseits die Beratungsstrukturen ausgebaut werden und andererseits ein „zentrales Eingangs- portal“ aufgebaut wird. 2 Ziel: Förderlücken schließen, neue Anreize setzen, bestehende Fördersysteme anpassen. Im Zusammenhang mit Kurz- arbeitergeld sollen Weiterbildungsmaß- nahmen stärker gefördert werden. 3 Ziel: Lebensbegleitende Weiterbil- dungsberatung flächendeckend vernetzen und Qualifizierungsberatung insbeson- dere für kleine und mittlere Unternehmen stärken. Zudem will das Bundesbildungs- ministerium eine Initiative zur Lernpro- zessbegleitung am Arbeitsplatz und die Qualifizierung von betrieblichen Weiterbil- dungsmentoren fördern. 4 Ziel: Die Verantwortung der Sozial- partner stärken. Speziell der Mittelstand soll beim Aufbau von vernetzten Weiter- bildungs- und Personalentwicklungsstruk- turen unterstützt werden. Überblick. Die „Nationale Weiterbildungsstrategie“ enthält sowohl Pläne für finanzielle wie beratende Förderangebote. Unterstützt werden sollen gleichermaßen Arbeitslose, Arbeitnehmer und Unternehmen. Hubertus Heil. Der Bundesminister für Arbeit und Soziales wirbt auf diversen Personal- konferenzen für die „Nationale Weiter- bildungsstrategie“. 5 Ziel: Die Qualität und Qualitätsbewer- tung von Weiterbildungsangeboten prüfen und stärken. 6 Ziel: Erworbene Kompetenzen von Arbeitnehmern in der beruflichen Bildung sichtbar machen und anerkennen. Es soll ein „bundesweit standardisiertes Verfahren zur Erfassung, Bewertung und Zertifizierung nonformal und informell erworbener Kom- petenzen“ entstehen. 7 Ziel: Fortbildungsabschlüsse und Wei- terbildungsangebote entwickeln. Bereits bestehende Fortbildungsabschlüsse sollen angepasst und modernisiert werden. 8 Ziel: Bildungseinrichtungen als Kom- petenzzentren für berufliche Weiterbildung strategisch weiterentwickeln. Berufliche, akademische und allgemeine Bildungs- einrichtungen sollen weiterentwickelt und deren Angebote stärker aufeinander abge- stimmt werden. 9 Ziel: Das Personal in der Weiterbildung für den digitalen Wandel qualifizieren. Die Ausbildereignungsverordnung könnte ange- passt werden. 10 Ziel: Die strategische Vorausschau stärken und die Weiterbildungsstatistik optimieren.

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