wirtschaft und weiterbildung 10/2019

training und coaching 44 wirtschaft + weiterbildung 10_2019 in Kairo oder Monastir. „Über alle Ange- bote erreichen wir eine Kostendeckung“, erklärt Dittmar. Dabei sei es auch so ge- wollt, dass schwächere Angebote durch die gut laufenden Programme mitgezogen werden. Mannheim: international bekannt Auch an der Universität Mannheim hat man sich früh um den Bereich Weiter- bildung gekümmert und 2005 die Mann- heim Business School (MBS) als gemein- nützige GmbH gegründet. Anteilseigner sind zu 25 Prozent die Universität Mann- heim und zu 75 Prozent die Prechel Stif- tung e. V., der wiederum alle Professoren der Mannheimer BWL-Fakultät angehö- ren. Die MBS übernimmt mit ihren über 60 fest angestellten Mitarbeitern die Or- ganisation und Vermarktung ihrer nicht- konsekutiven Studienangebote. Das sind derzeit fünf MBA-Programme und der Master of Accounting & Taxation. Die akademische Verantwortung liegt bei den Professoren der Universität. Sie arbeiten an der MBS ausschließlich auf Honorar- basis. Die MBS wurde vorrangig mit dem Motiv gegründet, eine internationale Business School für Managementweiterbildung aufzubauen. Heute ist sie nicht nur finan- ziell erfolgreich und konnte ihr 2017 eröff- netes, neues Studien- und auch ein neues Konferenzzentrum komplett aus eigenen Mitteln finanzieren, sondern ist auch in allen wichtigen internationalen Rankings vertreten und gilt seit langer Zeit als eine der besten Business Schools in Deutsch- land. Im Frühjahr 2020 startet erstmals der neue Master in Management Analytics, der Experten für das digitale Zeitalter in Unternehmen ausbilden soll. „Die Idee kam sowohl von der MBS als auch von Unternehmen“, erklärt Professor Florian Stahl, Inhaber des Lehrstuhls für Quan- titatives Marketing an der Universität Mannheim und Akademischer Direktor des neuen Masterstudiengangs. Denn Daten gewännen enorm an Bedeutung. Doch gleichzeitig stellten die Unterneh- men fest, dass die Transformation zum datengetriebenen Unternehmen nicht so recht gelingt. „Die haben hervorragende Informatiker und Statistiker, aber es fehlt eine Funktion dazwischen, die dabei hilft, das Potenzial der Daten zu heben“, so der Professor. Der neue Master verbinde daher drei Studiengänge: Informatik, klassische Betriebswirtschaft sowie Me- thodik (Statistik und Machine Learning). „Die Teilnehmer lernen quasi drei Spra- chen und können daher Vermittler sein“, erklärt Stahl. Zum Curriculum gehören Pflichtkurse in den Bereichen Betriebswirtschaftslehre, Datenmanagement und -analyse sowie Technologie. Zudem können die Teil- nehmer Zertifikate in aktuellen Program- miersprachen erwerben. Optional sind Kursangebote in Schlüsselqualifikationen sowie einwöchige Study Trips nach Israel ins „Silicon Wadi“ oder nach Stockholm zum dortigen Netzwerk „Silicon Vikings“. Zielgruppe sind jüngere Teilnehmer mit ein bis zwei Jahren Berufserfahrung. Sie brauchen zwar ein Grundstudium, aber nicht zwingend in Mathematik, Informa- tik oder BWL. Zum Start rechne man mit 30 Studenten. Auch Professor Stahl bekam keine zusätz- liche Vergütung für die Entwicklung des Studiengangs. „Das war mehr der Glaube an die Zukunft und zudem ist es mein Herzensthema“, erklärt er. BWL allein werde es in 20 Jahren nicht mehr geben. Denn Manager müssten in der Lage sein, Daten zu verstehen und die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen, um sie erfolg- reich zu nutzen. Gefragt: Master in angewandter Ethik Bis der neue Studiengang entwickelt war, habe es rund ein Jahr gedauert. „Wenn man langsamer ist, hat man schon ver- loren“, so der Professor. „Die Unterneh- men hätten das eigentlich schon gestern gebraucht.“ Dabei profitiert die MBS davon, dass der Studiengang nicht schon vor dem Start akkreditiert sein muss, weil es sich um ein Programm im Rahmen der Externenprüfung (eine Besonderheit in Baden-Württemberg) handelt. In anderen Bundesländern müssten neue Studiengänge erst akkreditiert werden und das dauert inzwischen etwa ein Jahr, sagt Unikims-Geschäftsführer Dittmar. Die Entwicklung selbst und Verabschie- dung in den Gremien ließe sich etwa in neun Monaten schaffen. Mit zwei Jahren Vorlaufzeit rechnet auch Kristin Große-Bölting, Geschäftsführe- rin der WWU Weiterbildung in Münster. Auch dort setzte man schon früh auf Wei- terbildung. Bereits 2006 wurde die WWU Weiterbildung gemeinnützige GmbH als hundertprozentige Tochter der Westfä- lischen Wilhelms-Universität (WWU) gegründet. Angeboten werden derzeit sieben Masterprogramme plus zwei MBA- Studiengänge. Dazu gehören ein Mas- ter in Accounting & Auditing, der zum Wirtschaftsprüfungsexamen führt und zugleich die Anrechnung von erbrachten Prüfungsleistungen im Berufsexamen er- möglicht. Gefragt ist der Master in ange- wandter Ethik, den das Philosophische Seminar der Universität Münster anbietet. Im Oktober 2018 haben 32 Teilnehmer im Alter von 27 bis 70 Jahren und mit un- terschiedlichem beruflichem Hintergrund neu mit dem zweijährigen Studium be- gonnen. Das Programm richtet sich an Personen, die in ihrem Beruf in besonderem Maße mit ethischen Problemen konfrontiert sind. „Rund 70 Prozent der Teilnehmer sind Mediziner, aber es sind auch Journa- listen oder Bankmanager dabei“, erklärt Große-Bölting. „Das ist eine sehr bunte Mischung.“ Viele seien in Ethikkomitees tätig. Weiter gibt es einen Master in Be- triebswirtschaftlicher Beratung, in Hoch- schul- und Wissenschaftsmanagement, Informationsmanagement (IT-Manage- ment), Nonprofit-Management & Gover- nance und einen Master Visual Anthropo- logy, Media & Documentary Practices mit überwiegend internationalen Studenten. Im nächsten Jahr kommen ein englisch- sprachiger Master in Data Science und ein Master in Führung und Personalmanage- ment dazu. Die Nachfrage sei unterschiedlich. Man- che Studiengänge liefen durchgängig gut, bei anderen schwanke die Teilnehmer- zahl. Meist liege das Limit bei 25 Studen- ten. Kern aller Masterprogramme ist der Präsenzunterricht, je nach Fach und Ziel- gruppe findet der Unterricht in fünftägi- gen Modulen oder am Wochenende statt. Rund 60 Prozent der Teilnehmer kommen aus dem Umfeld von 200 Kilometern, teils auch aus Berlin und Hamburg. R

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