wirtschaft und weiterbildung 10/2019
personal- und organisationsentwicklung 30 wirtschaft + weiterbildung 10_2019 2. Singularity Leadership ist das Führungsmodell der Zukunft Künstliche Intelligenz, Robotik und Smart Data bringen die Unternehmen an den Rand der Singularität. Das ist der Schei- depunkt, an dem ein System in etwas komplett Neues umbricht. In diesem Zu- sammenhang muss Führung quasi den passenden Rahmen für den rasanten Fort- schritt der Technologie in den Unterneh- men setzen. Aufgrund der tendenziellen Überlegenheit der artifiziellen Intelligenz gegenüber dem Menschen, was analyti- sche Fähigkeiten betrifft, braucht die Füh- rungskraft im Unternehmen einen Fokus auf andere Intelligenzen. Der menschli- che Aspekt rückt stark in den Vorder- grund, da viele Mitarbeiter sich vor der digitalen Revolution fürchten und Ängste entwickeln. So umfasst das Modell „Singularity Lea- dership“ auch weiche Kompetenzen, die erfolgreiche Führungskräfte in der digita- len Transformation haben sollten. Denn es sind unsere Emotionen, Passionen, unser Fühlen und im weiteren Sinne un- sere Intuition, die wir Menschen gegen- über intelligenten Maschinen haben – und nutzen sollten. Immer wichtiger wer- den zum Beispiel Introspektion, also eine nach innen gerichtete Selbstbeobachtung, sowie interpersonale und intrapersonale Intelligenz. Sie ermöglicht den Zugriff auf ein unbewusstes Wissensreservoir, in dem nicht mehr bewusst zugängliche Er- innerungen, Wahrnehmungen und Emp- findungen abgespeichert sind, wodurch sich eine gute Intuition ergibt. Auch kom- munikative Fähigkeiten spielen für die Führungskraft in der Digitalisierung eine besondere Rolle. Sie müssen klar kommu- nizieren und andere inspirieren können, dann folgen Ihre Mitarbeiter Ihnen auto- matisch. Für den persönlichen Erfolg sind außerdem Lernagilität und Leidenschaft nötig. Denn wer sich nicht mit Begeiste- rung weiterentwickeln will, wird es in der Digitalisierung schwer haben. Lernagile Menschen sehen Chancen, wo andere Hindernisse sehen, sowie die Möglich- keit, in allen Interaktionen und Opportu- nitäten etwas zu lernen. Diese Lernagi- lität manifestiert sich auch als Mindset, nie in seinem Wissensdrang stehen zu bleiben. Wer sich ausruhen wird, kann wahrscheinlich in einigen Jahren nicht Die Zukunft wird uns in Wirtschaft und Gesellschaft vor große Fragen stellen: Wie bleiben und führen wir menschlich in Un- ternehmen, wenn künstliche Intelligenz schneller und präziser entscheidet als wir selbst? Wie schaffen wir den Rahmen für neue Formen der Zusammenarbeit? Wie können Unternehmen eine Kultur ent- wickeln, die mit Beidhändigkeit Bewah- renswertes stabilisiert und gleichzeitig In- novation anleitet? Wie überleben wir die digitale Revolution? Antworten liefert der Ansatz „Singularity Leadership“: 1. Authentische Unternehmenswerte sind die Basis für alles. Welche Werte hat Ihr Unternehmen? Und passen diese Werte auch in Zukunft noch zu den Anforderungen des Mark- tes? Bevor Sie alles andere angehen in der digitalen Disruption, müssen Sie sich damit auseinandersetzen. Es gilt, Werk- zeuge und Maßnahmen festzulegen, um die heutige Unternehmenskultur den postulierten Gegebenheiten anzupas- sen. Danach braucht es Zeit: Ein wahrer Kulturwandel dauert seine fünf bis zehn Jahre. Sind die Unternehmenswerte nicht authentisch, klappt es nicht. Wichtig ist es zudem, die Mitarbeiter ein- zubeziehen. Es sollte eine flächenüber- greifende, crossdivisionale Diskussion mit allen Führungskräften stattfinden und ein Querschnitt der überwiegenden Mit- arbeiterschaft an den Prozessen beteiligt werden. Die Diskussion und Auseinan- dersetzung mit den Unternehmenswerten ist wichtiger als das – oft zu Marketing- zwecken genutzte – verschriftlichte Un- ternehmensleitbild. Das postsinguläre Manifest: zehn Handlungsprinzipien ZUKUNFTSFORSCHUNG. Wann entsteht etwas völlig Neues? Die Antwort lautet: Es entsteht, wenn ein Unternehmen an den Rand der Singularität gelangt. Dann ist es an einem Scheidepunkt, an dem ein System in etwas komplett Neues umbricht. Jan Brecke, Experte für Führung im digitalen Zeitalter, hat zehn Handlungsbereiche identifiziert, um auf der Basis der Digitalisierung etwas Neues entstehen zu lassen.
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