wirtschaft und weiterbildung 10/2019

wirtschaft + weiterbildung 10_2019 21 umgehen kann. Die Medien, die im Präsenztraining zum Einsatz kommen, sollte er jedoch beherrschen und gezielt einsetzen. 5. Metakompetenz. Gemeint ist die Fähigkeit des Trainers, auf einer höheren (Meta-)Ebene zu agie- ren. Dazu gehören die Kommunikation über die Kommunikation (Metakommu- nikation), die Fähigkeit, in den Köpfen der Teilnehmer Bilder entstehen zu las- sen (Metaphorik), und die Fähigkeit, in Schlüsselmomenten des Trainings auf der metaemotionalen Ebene zu reflektieren und letztlich auch zu handeln (Metaemo- tion). 6. Prozesskompetenz. Neben der inhaltlichen Arbeit an Sach- und Fachthemen kann und muss der Trai- ner im Seminar oder im Workshop den Gruppenprozess steuern. Dabei ist es hilfreich, das gesamte Training als einen Prozess zu betrachten, in dem Verände- rungen, also Kursabweichungen, völlig normal sind. So findet zum Beispiel auf der einen Seite die Arbeit am Thema statt. Auf der anderen Seite nimmt der Trainer die Signale auf der Beziehungs-, Prozess- und Gruppenebene peripher auf und reflektiert sie. Dies ist wichtig, um auf mögliche Stö- rungen zeitnah reagieren zu können. Pro- zesskompetenz meint genau diese Fähig- keit, im nächsten Moment darauf einzu- gehen, was gerade im Seminar passiert. Der Trainer muss darüber hinaus wissen, was genau nötig ist, damit bestmögliche Ergebnisse erzielt werden können. Zur Prozesskompetenz gehören eine ausge- prägte Wahrnehmungsfähigkeit, Selbst- reflexion und das sensible Steuern von zielgerichteten Interventionen, die sich aus der Auswertung der Beobachtungen ergeben. Weitere Trainerkompetenzen sind die „Veränderungskompetenz“ (Ist der Trai- ner in der Lage, einen Veränderungsbe- darf zu erkennen und darauf aufbauend neue Ziele zu erarbeiten?), die „psy- chische Belastbarkeit“ (Kann der Trai- ner Konflikte in der Gruppe lösen?), die „Stressbelastbarkeit“ (Sie ist nötig ange- sichts wechselnder Orte, Menschen und Themen), die „physische Ausdauer“ (in- tensive und lange Seminare und Team- Coachings), das „sehr gute mündliche und schriftliche Ausdrucksvermögen“ (Kann der Trainer die multisensorische Sprache anwenden, die alle Sinne an- spricht?), die „Lernfähigkeit“ (Der Trainer ist Vorbild für das lebenslange Lernen) und die „Merkfähigkeit und Konzentra- tion“. Authentizität ist „Must-have“ Trainer fungieren als Modell und Vorbild für ihre Teilnehmenden. Sie müssen ab- solut integer und authentisch sein. Ein Gegenüber spürt es, wenn man nicht ehrlich ist. Unsere Spiegelnervenzellen versorgen uns zuverlässig mit Informati- onen über nonverbale Signale und damit auch über die Absichten, Haltungen und Einstellungen von den Menschen, die wir beobachten. Diese kleinen Zellen sind auch der Grund, warum Menschen sich spontan verstehen und spüren, was an- dere Menschen gerade erleben und füh- len. „Spiegelungsphänomene sind von zentraler Bedeutung für die Aufnahme und Weitergabe von sozialer Kompetenz, denn sie bilden die neurobiologische Basis für das Lernen am Modell, dem Lernen von anderen Menschen und vor allem von Vorbildern“, steht im „Hand- buch Bildung, Training und Beratung“ (Beltz Verlag, 2012). Supervision, Coaching und kontinuier- liche Selbstreflexion helfen uns dabei, den eigenen blinden Flecken auf die Spur zu kommen. Die meisten Trainer lernen in ihren Ausbildungen das „Johari-Fens­ ter“ kennen – benannt nach seinen Er- findern Joseph Luft und Harry Ingham. Vor gut 60 Jahren beschrieben sie mit ihrem Johari-Fenstermodell unter ande- rem den Ort des „blinden Flecks“, jenen Teil unseres Ichs, den wir selbst nicht wahrnehmen – die Empfänger unserer Botschaften allerdings schon. Die ande- ren reagieren unter Umständen mit einer gewissen Abwehr auf diese blinden Fle- cken. Wir sollten unseren blinden Fleck also besser kennen, vor allem wenn wir mit Menschen arbeiten. Es stellt sich die Frage, wie das geht, da es ja wortwört- lich „blinde“ Flecken sind. Wir müssen ein schönes, schweres Stück Weg zu- rücklegen, um diese Schatten oder unbe- kannten Teile zu entdecken. Supervision und ausgewählte Seminare der Persön- R

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