wohnungspolitische informationen 48/2019

AUS DEN VERBÄNDEN Quelle: VSWG Den Genossenschaftsgedanken fest im Blick: Wartburg-Erklärung veröffentlicht Eisenach – Ein Ort für Gipfeltreffen: die Wartburg bei Eisenach. Das fanden auch die Deutsche Hermann-Schulze-Delitzsch- Gesellschaft und die Deutsche Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Gesellschaft, als sie sich in den November-Tagen 2019 dort zu einem gemeinsamen Gespräch trafen – und damit eine Premiere kreierten. Beide Gesellschaften sind dem Andenken an die großen Genossenschaftsgründer des 19. Jahrhunderts verbunden: Hermann Schulze-Delitzsch aus der gleichnamigen sächsischen Stadt nördlich von Leipzig und Friedrich Wilhelm Raiffeisen, der in Hamm geboren wurde und im Westerwald an gleich drei Orten Bürgermeister war. Ihre Idee der Genossenschaften, die sie getrennt voneinander entwickelten, ist bis heute modern und innovativ. Immer mehr Menschen – Genossenschaften in Deutsch- land haben über 22 Millionen Mitglieder – schätzen das attraktive Wirtschaftsmo- dell, das für Ausgleich und sozialen Frie- den sorgt. Bei ihrem Treffen haben die beiden Gesellschaften die Wartburg-Erklä- rung verabschiedet und schreiben in die- sem Sinne im ersten Satz: „Wir stehen in der Mitte der Gesellschaft und verbinden Gesellschaft stehen: Dazu gehören unter anderem ein gemeinsamer Online-Auftritt, Konferenzen, die sich genossenschaftlichen Fragestellungen widmen, und ein konkreter Vorschlag an die Kultusministerkonferenz. Dass die beiden Gesellschaften gemein- sam Großes bewirken können, haben sie bereits 2016 bewiesen, als ihr Antrag die Genossenschaftsidee zum Immateriellen Kulturerbe der UNESCO kürte. Zieht man im Übrigen einen Strich von Delitzsch gen Westen und einen von Hamm (Sieg) gen Osten, so treffen sich diese relativ punktge- nau in Eisenach – und damit am Fuße der Wartburg. Ein liebgewonnener Ort – und 2020 erneut Treffpunkt der beiden Gesell- schaften zum „Folgetreffen“. Womit sie nun regelmäßig „nachholen“, was Her- mann Schulze-Delitzsch und Friedrich Wil- helm Raiffeisen leider nie möglich war: die persönliche Begegnung. (keid/zeis) Die Vorsitzenden Dr. Axel Viehweger (Schulze- Delitzsch-Gesellschaft, m.) und Dr. Ralf Kölbach (Raiffeisen-Gesellschaft, 3. v.r.) mit weiteren Vorstandsmitgliedern auf der Wartburg Ob eine Finanzierung dieser notwendigen Maßnahmen aus Steuergeldern fair ist, lässt sich aus Sicht der Wohnungswirtschaft mit Ja beantworten. Denn Wohnungsun- ternehmen übernehmen immer mehr Auf- gaben, die eigentlich dem Staat obliegen: Maßnahmen zur Kinderbetreuung, sie sor- gen für Sicherheit in der Öffentlichkeit, Integration von Zuwanderern, soziale Isola- tion bekämpfen, Gemeinschaften stärken, Alltagshilfe für die Schwachen und vieles mehr – der Verband Thüringer Wohnungs- und Immobilienwirtschaft hat 50 ganz ver- schiedene soziale Projekte in einer Doku- mentation zusammengefasst. Dr. Oliver Rottmann , Geschäftsführender Vorstand des Kompetenzzentrums öffentli- che Wirtschaft, Infrastruktur und Daseins- vorsorge, Universität Leipzig, berechnete unter anderem für die Kommunale Woh- nungsgesellschaft mbH Erfurt (KoWo) den Wert der Projekte, die der sozialen Muss es der Staat lösen, kann es der Markt lösen? Erste Fachtagung „Soziale Herausforderungen der Wohnungswirtschaft” in Thüringen Erfurt – Am 1. Januar 2020 tritt das neue Eingliederungshilferecht vollständig in Kraft. „Wohnungsunternehmen werden damit konfrontiert werden, Wohnraum für Menschen mit Behinderung zu schaffen“, konstatierte Stefan Werner, Landesge- schäftsführer des paritätischen Wohlfahrtverbandes anlässlich der Tagung Mitte November. Die Wohnungswirtschaft stehe vor der großen Aufgabe, Baumaßnahmen zur Reduzierung von Barrieren, Einsparung von Energie, sowie zum Schutz vor Ex- tremwettereinflüssen zu finanzieren. Hinzu komme der ohnehin anstehende zweite Sanierungszyklus der neuen Bundeslän- der, welcher alleine schon etwa eine Milliarde Investitionsvolumen pro Jahr erfordern wird. Damit keine gravierenden Pro- bleme entstünden, seien deutlich erweiterte Förderprogramme und eine angemessene Höhe der Wohngeldzuschüsse nötig. Verantwortung des Unternehmens die- nen. Cornelia Schönherr von der KoWo erklärte dazu: „Wir haben die Sozialren- dite berechnen lassen, um den Mehrwert unserer Aktivitäten zu erfassen.“ Marlis Selle , Vorstandsmitglied der Allgemeinen Wohnungsbau-Genossenschaft eG Weida/ Thüringen referierte über ein gemeinsa- mes Projekt mit der AWO: „Wir haben eine sehr persönliche Wohngemeinschaft für Senioren mit „Pensions- statt Heim-Cha- rakter“. Ein weiteres Vorzeige-Koopera- tions-Projekt der Thüringer Wohnungs- wirtschaft findet sich in Rudolstadt und trägt der Namen „Zusammenwachsen“. Ralf Appelfeller von der AWO, der vor Ort alle Fäden zusammenhält, beschreibt das erfolgreiche Quartiersmanagement als „die Gleitmasse zwischen Wirtschaft, Poli- tik und Bürgern, um die Lebensqualität der Bewohner zu verbessern“. Ein Plattenbau- quartier der Städtischen Wohnungsbauge- sellschaft Nordhausen wurde im Rahmen eines Wettbewerbes aus Gebäuden vom Typ WBS70 entwickelt. Hier entstanden unter anderem moderne „Clusterwoh- nungen“, also Wohngemeinschaften mit minimaler persönlicher Infrastruktur aus kleinem Bad und Miniküche in Kombina- tion mit großzügigen Gemeinschaftsberei- chen – für Senioren oder Studenten, und alle anderen Menschen, die gerne so woh- nen möchten. Frank Emrich , Direktor vom Verband Thüringer Wohnungs- und Immobilien- wirtschaft (vtw) betonte: „Die unzähligen innovativen Ideen und Projekte in Thürin- gen müssen mehr in den Fokus der Öffent- lichkeit rücken. Wir sind die Guten. Unsere Mitglieder vermieten zu sehr fairen Preisen und engagieren sich für die Gesellschaft. Weitere finanzielle Belastungen sind nicht nur unfair, sondern gefährden auch die langfristige Leistungsfähigkeit der Woh- nungsunternehmen.“ (brad/zeis) sozial verantwortungsvolles Füreinander mit unternehmerischem Tun.“ Die Wartburg-Erklärung enthält Wegmar- kierungen, die für die künftige Koopera- tion von Schulze-Delitzsch- und Raiffeisen- 48/2019 3

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