WOHNUNGSPOLITISCHE INFORMATIONEN 33/2019

AUS DEN VERBÄNDEN NACHRUF Trotz Rekordinvestitionen und hoher Auslastung blickt die bayerische Wohnungswirtschaft mit Ungewissheit in die Zukunft München – Die bayerische Wohnungswirtschaft sorgt sich trotz aktuell guter Geschäftslage um die Zukunft. Dies ergibt die Auswertung einer Umfrage unter 320 Mitgliedsunternehmen des Verbands bayerischer Wohnungsunternehmen (VdW Bayern). „Momentan sorgt die hohe Nachfrage auf Bayerns Wohnungsmärkten für eine sehr hohe Bestandsauslastung bei den Woh- nungsunternehmen im Freistaat“, erklärte Hans Maier, Verbandsdirektor des VdW Bayern. Bayernweit stehen gerade einmal 260 der insgesamt rund 525.000 von Ver- bandsmitgliedern verwalteten Wohnungen aufgrund mangelnder Nachfrage leer. Ent- sprechend gut ist die aktuelle Stimmungs- lage bei den Mitgliedsunternehmen. Die Teilnehmer der Befragung, welche zwi- schen Januar und Mai 2019 durchgeführt wurde, beurteilten die aktuelle Lage ihres Unternehmens zu 82 Prozent als gut oder sogar sehr gut. Kein einziges Unterneh- men schätzt die derzeitige Geschäftslage als schlecht ein. Zukunftsaussichten in der Branche getrübt Befragt nach ihrer Einschätzung zur Lage des eigenen Unternehmens in drei Jah- ren zeichnen die Geschäftsführer jedoch ein eher pessimistisches Bild. Nur noch 24 Prozent der Befragungsteilnehmer vermu- ten eine gute oder sehr gute Situation ihres Unternehmens ab 2022. Besonders ange- spannt schaut die Wohnungswirtschaft in Oberbayern auf die eigene Geschäftsent- wicklung. Während die Möglichkeiten zur Generierung von Eigenkapital unter ande- rem durch einen geplanten Mietendeckel immer weiter zusammenschrumpfen, stei- gen die Anforderungen, etwa durch die angestrebte CO 2 -Bepreisung im Gebäude- bereich und stetig neue Bauvorschriften. Auch die Preise für Bauland und Hand- werksleistungen eilen der Wohnungswirt- schaft immer schneller davon. Wohnungsmärkte können sich Zukunftssorgen nicht leisten Die sich eintrübenden Zukunftsaussichten der Branche geben Anlass zur Sorge, denn das positive Geschäftsklima in der Gegen- wart ist einer der Gründe für Investitio- nen auf Rekordniveau. Die Verbandsmit- glieder investierten im vergangenen Jahr über 1,96 Milliarden Euro in ihre Bestände und in den Neubau von Wohnungen; damit wurden 2018 in Bayern über 3.300 bezahlbare Wohnungen geschaffen. „Für 2019 sind insgesamt rund 2,2 Milliarden Euro an Bestands- und Neubauinvestitio- nen geplant“, führte Maier aus. Und dieser Beitrag zur Entlastung der ange- spannten Wohnungsmärkte soll eigentlich weiter wachsen: In den kommenden Jahren planen 60 Prozent aller Unternehmen, ihr Investitionsniveau noch weiter anzuheben, weitere 30 Prozent wollen ihr Investitions- budget beibehalten. Die größten Auswei- tungen der Investitionen sind in Oberbay- ern, Schwaben und Unterfranken geplant – ein weiteres Zeichen, dass sich die sozia- lorientierte Wohnungswirtschaft in Bayern ihrer Verantwortung für die Versorgung der Bevölkerung mit bezahlbarem Wohnraum stellt. Um das positive Investitionsklima in der bayerischen Wohnungswirtschaft weiter aufrechtzuerhalten und so eine nachhal- tige Entspannung der Wohnungsmärkte im Freistaat zu erreichen, ist eine Politik mit Augenmaß gefordert. „Wohnungs- unternehmen müssen auch in Zukunft die Möglichkeit haben, das notwendige Kapi- tal für Neubau und Bestandssanierungen selbst zu erwirtschaften oder sie erhalten einen finanziellen Ausgleich – denn ohne die Wohnungswirtschaft sind die Neubau- ziele des Freistaates in den nächsten Jah- ren nicht zu erreichen“, erklärte Verbands­ direktor Maier. (stra/koch) Trauer um Dr. Frank Heidrich Erschüttert haben Geschäftsführung und Mitarbeiter des GdW die Nachricht des plötz- lichen Todes von Dr. Frank Heidrich, Lei- ter der Unterabteilung Wärme und Effizienz in Gebäuden sowie Forschung im Bundesministerium für Wirt- schaft und Energie, aufgenommen. Die GdW-Mitarbeiter verband mit Dr. Heidrich über viele Jahre eine intensive, vertrau- ensvolle Zusammenarbeit und der Aus- tausch über das bezahlbare und umwelt- schonende Wohnen. Dr. Heidrich hat sich in jeder Phase seines engagierten Wirkens mit ganzer Kraft für bessere Planung, gute Förderung und energiesparendes Wohnen eingesetzt. Die Wohnungswirtschaft verliert einen freundlichen, fachkompetenten Men- schen und zuverlässigen Ansprechpartner. Er hinterlässt eine große Lücke. Die GdW- Mitarbeiter fühlen angesichts dieses Schick- salsschlages mit seiner Familie. (lie/koch) Foto: privat rung von Steuersätzen unter die Arme grei- fen. Das würde Investoren anlocken und die Region käme wirtschaftlich wieder auf die Füße. Bundesfinanzminister Olaf Scholz und die Landesregierung sollten zudem die anstehende Reform der Grundsteuer nut- zen, das Wohnen in strukturschwachen Regionen zu verbilligen“, so Breitner. Zuzug von staatlichen Einrichtungen VNW-Direktor Andreas Breitner forderte die Landesregierung zudem auf, verstärkt staatliche Einrichtungen in den struktur- schwachen Regionen anzusiedeln. „Dabei geht es gar nicht um Hunderte Arbeits- plätze. Manchmal reichen zwanzig oder dreißig gut bezahlte Jobs einer Landesbe- hörde als ‚Anschub‘“, erklärte Breitner. In der vergangenen Woche hatte das Insti- tut der deutschen Wirtschaft (IW) eine Stu- die vorgelegt, wonach jede fünfte Region in Deutschland ohne eine „kluge Regio- nalpolitik“ abgehängt werden könnte. Zu den Regionen gehören die Regionen Meck- lenburgische Seenplatte, Westmecklenburg und Vorpommern. Einige im VNW orga- nisierte Wohnungsgenossenschaften und Wohnungsgesellschaften, die in diesen ländlichen Regionen Wohnraum anbieten, berichten von einer Zunahme des Woh- nungsleerstands. (schir/koch) Fortsetzung von Seite 3 4 33/2019

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