WOHNUNGSPOLITISCHE INFORMATIONEN 41/2019
EXPO REAL 2019 darauf ankommen, die jeweils sauberste Energieform an Ort und Stelle zu speichern und für die Gewinnung von Raumwärme und Warmwasser nutzen zu können“, erklärte Christian Bruch , Bundesge- schäftsführer des Bundesverbandes Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW). Schließlich nützt es wenig, wenn der Strom aus den Anlagen hunderte Kilo- meter transportiert wird oder zu Spitzen- zeiten nicht gespeichert werden kann. „Ein Belohnungssystem, gebäudenahe Energie- quellen oder den Gebäudebereich als Zwi- schenspeicher zu nutzen, ist bisher nicht erkennbar“, resümierte Bruch. „Es bleibt eine große Herausforderung, das welt- weite Klimaschutzziel in eine gemeinsame europäische Strategie zu überführen, die vor Ort optimale Lösungen zulässt. Das Projekt der Implementierung eines CO 2 - Preises über Zertifikatehandel ist deshalb ein spannender Zwischenschritt.“ „CO 2 muss im Gebäudesektor einen an- gemessenen Preis bekommen“, betonte Stefan Preidt von der Vattenfall Wärme Berlin AG. „Es braucht eine Anpassung der Steuersätze im Energiesteuergesetz. Nur so können Anreize für Investitionen in neue Heizungsanlagen und den weiteren Ausbau erneuerbarer Energien geschaffen werden. Wird das nationale CO 2 -Ziel 2030 nicht erreicht, muss Deutschland für jeden Bürger etwa 700.000 Euro Strafe zahlen.“ Aufgrund der langen Investitionszyklen müsse die Umstellung auf klimafreundliche Lösungen jetzt beginnen, so Preidt. Des- halb sei noch in diesem Jahr eine mode- rate Erhöhung der Energiesteuern und eine Absenkung der Stromsteuer notwen- dig. Udo Petzoldt , Geschäftsführer der Heizkosten-Plattform, kritisierte insbeson- dere den Umgang der Bundesregierung und insbesondere des Bundeswirtschafts- ministeriums mit den Untersuchungen, Vorschlägen und konkreten Forderungen des Bundeskartellamtes aus der „Sektor- untersuchung Submetering“ – dem Kar- tellbericht zur Heizkostenabrechnungs- branche: „Der Bericht wurde im Mai 2017 veröffentlicht – geschehen ist bisher nichts! Dabei gilt der Gebäudesektor als Schlüssel- faktor beim Klimaschutz. Gebäude stehen für etwa 35 Prozent des Energieverbrauchs und für circa ein Drittel des CO 2 -Aussto- ßes. Setzen wir eine ähnliche Reaktionsge- schwindigkeit wie oben genannt voraus, dann wird einem Angst!“ „Die Digitalisierung wird einer der zentra- len Erfolgsfaktoren im Klimaschutz sein“, resümierte Andreas Göppel , Geschäfts- führer der noventic group für das Segment Dienstleistungen. Umso wichtiger sei es, bei der Entwicklung von digitalen Innovationen technologieoffen voranzugehen: „Nur so werden sich die Lösungen mit dem größten Mehrwert für Nutzer und Umwelt durchset- zen. Nur so werden wir pro investiertem Kli- maschutz-Euro einen maximalen CO 2 -Ein- sparungseffekt erzielen. Und nur so werden wir es zeitgleich schaffen, der Immobilien- branche eine neue, digitale Dividende zu erschließen. Daher unser dringlicher Appell an die Politik: Schaffen Sie mit dem GEG einen Rahmen, der die Innovationskraft der Branche stimuliert!“ (hop/schi) Regionalen Ausgleich schaffen Nordrhein-Westfalen hat einen äußerst heterogenen Wohnungsmarkt. Wach- sende und schrumpfende Regionen liegen oft ganz nah beieinander. Bedarf an Wohn- raum gibt es deswegen nicht nur in den Groß- und Universitätsstädten, sondern auch in wirtschaftlich starken ländlichen Regionen. Mit der im Januar 2019 in Kraft getretenen Landesbauordnung gibt es Aufwind beim Neubau. Innovativ, nachhaltig und digital wird das neue Bauen in Nordrhein-West- falen. Voraussetzung ist, dass es genügend verfügbare Bauflächen gibt. Deshalb ist im August die Landesinitiative „Bau.Land. Leben“ gestartet. Sie bündelt Kompetenz und Wissen und bietet damit bundesweit einmalig Kommunen und Grundstücks- eigentümern maßgeschneiderte Unter- stützungsmaßnahmen, um mehr Bauland zu aktivieren und schneller bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Langfristig wird nur mehr Wohnungsbau – und zwar in allen Segmenten – dazu bei- tragen, die Miet- und Eigen- tumspreise zu stabilisieren. Auch der öffentlich-geför- derte Wohnungsbau gehört dazu. Wir stellen insgesamt 5,5 Milliarden Euro für die öffentliche Wohnraumför- derung bereit. Damit hat Nordrhein-Westfalen das leistungsfähigste Wohn- raumförderungsprogramm bundesweit. Es schafft Pla- nungssicherheit auch für die Immobilienwirtschaft. Für Investoren lohnt der Bau von bezahlbaren Mietwoh- nungen wieder. Vereinfacht und verbessert haben wir auch die Modernisierungsförderung. Nur ein Beispiel: Für die Modernisierungsoffen- sive „Besser Wohnen – zu Hause im Quar- tier“, die wir zusammen mit der „Allianz für mehr Wohnungsbau“ gestartet haben, stehen 70 Millionen Euro im Jahr bereit, damit Wohnungsunternehmen größere Bestände oder ganze Wohnquartiere umfassend sanieren. Wachstum braucht Qualität. Und die Regionen müssen die Bürgerinnen und Bürger mitnehmen. Vor allem aber muss Siedlungsentwicklung in einem Land wie Nordrhein-Westfalen stets regional, über Stadtgrenzen hinweg gedacht und gelebt werden, damit auch diejenigen ländlichen Räume Schritt halten können, die nicht zum Speckgürtel gehören. Foto: Büro Roman Lorenz Foto: MHKBG 2017 / F. Berger Ina Scharrenbach (CDU) Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen GRUSSWORT 4 41/2019 Fortsetzung von Seite 3 Die für Heimat und Bauen zuständige NRW-Ministerin Ina Scharrenbach mit Alexander Rychter, Verbandsdirektor des VdW Rheinland Westfalen (links), und GdW-Präsident Axel Gedaschko INFO Der Spitzenverband der Wohnungs- wirtschaft GdW führt gemeinsam mit seinen Regionalverbänden aktuell das bundesweite Gemeinschaftsprojekt „Regionalen Ausgleich stärken – die Wohnungswirtschaft als Gestalter von Heimat“ durch. Erste Empfehlungen werden auf dem Tag der Wohnungs- wirtschaft des GdW am 14. November 2019 präsentiert. (schi)
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