Verwalterbrief 9/2019
Personalentwicklung weiter positiv Obwohl die Zahl der in Immobilienverwaltungen Beschäftigten auf durchschnittlich zehn Mitarbeiter leicht zurückgegangen ist, bleibt die Personalentwicklung in der Branche insgesamt positiv. Mehr als 50 Pro- zent der Betriebe gaben an, 2018 ihre Mitarbeiterzahl erhöht zu haben. Auch für 2019 sind die Befragten optimistisch. Rund 44 Prozent der Umfrageteilnehmer gehen von einem Personalzuwachs aus, während mehr als die Hälfte eine konstante Mitarbeiteranzahl erwartet. Für den langfristigen Erfolg von Immobilienverwaltungen sind qua- lifizierte Mitarbeiter ein entscheidender Faktor. Neues Personal zu gewinnen und qualifizierte Kräfte zu halten, stellt für sie eine große Herausforderung dar. Derzeit verfügt rund jeder zweite Mitarbeiter in den Unternehmen über eine immobilienfachliche Ausbildung oder ein entsprechendes Studium. Dabei zeigt sich in den Umfrageergebnissen, dass mit einer wachsenden Unternehmensgröße der Anteil der Mitar- beiter mit branchenspezifischer Ausbildung ansteigt. Angesichts des zu- nehmenden Fachkräftemangels auch bei den Immobilienverwaltungen dürften Quereinsteiger künftig weiter an Bedeutung gewinnen. Erfreu- lich in diesem Zusammenhang ist die gestiegene Ausbildungstätigkeit der Branche. Nach durchschnittlich 2,2 Auszubildenden pro Unterneh- men im Jahr zuvor sind es aktuell 2,4. Immobilienverwaltungen können Motor der Energiewende sein Das Erfordernis qualifizierter und regelmäßig geschulter Immobilien- verwalter zeigt sich nicht zuletzt beim Thema energetische Sanierung. Die rund zehn Millionen Eigentumswohnungen in Deutschland sind ein entscheidender Faktor, um die Klimaschutzziele der Bundesregierung zu erreichen. Denn im Gebäudebestand werden in Deutschland rund 35 Prozent der gesamten Endenergie verbraucht und ca. 30 Prozent der Treibhausgase ausgestoßen. Allerdings agieren Wohnungseigentümergemeinschaften bei der energe- tischen Sanierung nach wie vor sehr zurückhaltend. Nur jede vierte der befragten Verwaltungen gab an, 2018 energetische Sanierungsmaßnah- men begleitet zu haben. Das dürfte – neben dem ausgelasteten Bausek- tor – zum einen darauf zurückzuführen sein, dass in den Verwaltungsun- ternehmen häufig entsprechende Kenntnisse sowie Fachpersonal fehlen, um die Maßnahmen anzustoßen, voranzutreiben und umzusetzen. Zum anderen scheuen viele Gemeinschaften kostenintensive energeti- sche Sanierungen, da sie von den Einspareffekten nicht überzeugt sind, die Kosten sich womöglich nicht amortisieren oder die Instandhaltungs- rücklagen nicht ausreichen. Hier ist die Bundesregierung daher gefor- dert, Anreize zu schaffen, die auch auf die Interessen von Eigentümer- gemeinschaften zugeschnitten sind. Parallel dazu muss die Professionalisierung der Branche weiter vo- rangetrieben werden, um entsprechende Vorhaben fachkundig und im Interesse der Wohnungseigentümer begleiten zu können. Die an- gelaufene Reform des Wohnungseigentumsgesetzes, für die sich der DDIV bereits seit Jahren nachdrücklich engagiert, kann auch wichtige Impulse für die Sanierungstätigkeiten in Eigentümergemeinschaften durch das Absenken der Abstimmungsquoren sowie die Einführung des längst überfälligen Sachkundenachweises für Immobilienverwalter be- reithalten. Sinnvoll könnte zusätzlich eine Kopplung von Förderungen für energetische Sanierungen und Ausbau privater Ladeinfrastruktur für Elektroautos sein. Schließlich tritt die Bundesregierung sowohl bei der energetischen Sanierung im Gebäudebestand als auch bei der Mobili- tätswende auf der Stelle. Entwicklung des Verwaltungsbestands Für die zukunftssichere Aufstellung von Immobilienverwaltungen spielt anorganisches Wachstum eine wichtige Rolle. Das 7. DDIV-Branchen- barometer ermittelte dabei, dass rund 40 Prozent der teilnehmenden 7 Unternehmen Interesse an einem Verwaltungskauf haben. Mehr als je- des achte zieht einen Verkauf seines Verwaltungsbestands in Betracht. Ebenso viele Unternehmen tätigten in 2018 einen Kauf oder Verkauf. Bei der Anbahnung solcher Transaktionen sind bestehende Kontakte der ausschlaggebende Faktor. Sie wurden von 84,8 Prozent der Unterneh- men genannt. Unterstützung durch Unternehmensberatungen oder auch Netzwerkveranstaltungen spielten dagegen eine nur geringfügige Rolle. Bei der Anbahnung neuer WEG-Mandate setzten nur 15 Prozent Marke- tingmaßnahmen ein. Damit dürften Weiterempfehlungen bei der Ver- waltersuche weiterhin eine wesentliche Rolle spielen. Damit die Verwaltertätigkeit für die Unternehmen rentabel und somit wirtschaftlich sinnvoll ist, müssen Immobilienverwaltungen die Über- nahme neuer Eigentümergemeinschaften betriebswirtschaftlich renta- bel kalkulieren. Die aktuelle Erhebung zeigt dabei, dass weniger als ein Drittel prinzipiell jede Wohnungseigentümergemeinschaft annehmen – egal ob es sich dabei um eine Eigenbewerbung oder eine Empfehlung handelte. Der Großteil der Verwaltungen hingegen prüft ein neues En- gagement kritisch. Dabei haben es insbesondere kleine Gemeinschaf- ten oder Gemeinschaften mit hohem Konfliktpotenzial schwer, einen „Verwalter von der Stange“ beauftragen zu können. Immer mehr Ver- waltungen lehnen aber auch Gemeinschaften aufgrund fehlender per- soneller Kapazitäten ab. Fazit: Verwaltungen müssen und können sowohl ihre Grundvergütung als auch ihre variable Vergütung deutlich erhöhen. Die Bereitschaft der Eigentümer nimmt zu, da gleichzeitig das Bewusstsein wächst, dass es künftig schwer wird, eine professionelle Verwaltung zu finden. ! Weiterführende Informationen: Das 7. DDIV-Branchenbarometer mit umfangreichen betriebswirtschaftli- chen Daten und weitreichenden Details zur Immobilienverwaltungsbran- che sowie den Ergebnissen einer Umfrage zum Digitalisierungsgrad von Immobilienverwaltungen auf 85 Seiten kann unter www.vdiv.de/bran- chenbarometer bestellt werden. Unternehmen, die an der Umfrage mitgewirkt haben, erhalten es kostenlos. Für Mitglieder der Landesver- bände des VDIV beträgt der Preis 39,00 Euro zzgl. MwSt., für Immobili- enverwaltungen, die Nicht-Mitglieder sind, 79,00 Euro zzgl. MwSt. www.haufe.de/immobilien Martin Kaßler ist seit Oktober 2010 Geschäfts- führer des Dachverbandes Deutscher Im- mo b i l i e n ve r- walter und der DDIVservice GmbH. Der DDIV vertritt mittlerweile mehr als 2.800 professionelle Immobili- enverwaltungen. Die Unterneh- men verwalten dabei über sechs Millionen Wohneinheiten. DER AUTOR
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