Verwalterbrief 9/2019

Für 2018 verzeichnet das 7. Branchenbarometer zumindest wieder ein reales Wachstum der Vergütungssätze, nachdem sie im Vorjahr noch um 0,3 Prozent gesunken waren. Der Regelsatz erhöhte sich nach den Ergebnissen des 7. DDIV-Branchenbarometers im Vergleich zum Vorjahr inflationsbereinigt um 2,3 Prozent beziehungsweise von 20,21 Euro auf durchschnittlich 21,02 Euro je verwalteter Einheit. Insgesamt fällt der Anstieg der Vergütung somit deutlich zu gering aus. Dabei bedarf erworbenes Wohneigentum, unabhängig davon, ob es selbst genutzt oder vermietet wird, einer professionellen Verwaltung. Je vielfältiger Aufgaben und Vorgaben durch den Gesetzgeber und je höher die Anforderungen durch den Eigentümer werden, umso mehr sollte die Vergütung der Immobilienverwaltungen damit Schritt halten – je komplexer, umso ambitionierter der Preis der Dienstleistung. Diese Gleichung ist jedoch noch nicht überall in der Branche angekommen. Doch um langfristig profitabel zu sein und professionelle Dienstleistun- gen erbringen zu können, ist angemessene Honorierung ein entschei- dender Faktor. Nur so kann beispielsweise die notwendige Digitalisie- rung in Verwaltungsunternehmen weiter umgesetzt werden. Anpassung der Vergütung Dennoch passten 2018 nur gut 80 Prozent der Befragten ihre eigenen Vergütungssätze bei einer Vertragsverlängerung an – zehn Prozent we- niger als im Vorjahr. Auch bei laufenden Verträgen war die Zahl der Unternehmen, die eine höhere Honorierung durchsetzten, rückläufig. Sie sank auf gut ein Drittel, wovon bei jedem fünften Unternehmen die Erhöhung lediglich auf einer vertraglich geregelten Staffelung basierte. Aktuell planen zudem nur zwei Drittel der befragten Unternehmen, bei neu akquirierten Objekten ihre Vergütungssätze zu erhöhen. Erfreulich ist aber, dass knapp drei Viertel der befragten Unternehmen inzwischen besser als zuvor höhere Vergütungen für ihre Dienstleis- tungen durchsetzen können. Eine verbesserte Darstellung erbrachter Leistungen, eine zunehmende Wertschätzung treuhänderischer Verwal- tungstätigkeit sowie eine gestiegene Medienberichterstattung zählen hierfür aus Sicht der Immobilienverwaltungen für diesen Wandel. Der DDIV als Stimme und Sprachrohr der Immobilienverwalter sieht sich dadurch in seinem Ansatz bestätigt, das Leistungsportfolio von Immo- bilienverwaltungen in Politik und Öffentlichkeit abzubilden, um so beim Eigentümer für eine verbesserte Wahrnehmung desselben zu sorgen. Vermittlertätigkeit gewinnt an Bedeutung Um sich zukunftssicher aufzustellen, erweitern immer mehr Immobili- enverwaltungen ihr Leistungsspektrum. So sind acht von zehn der für das 7. DDIV-Branchenbarometer befragten Unternehmen schwerpunkt- mäßig in der Mietverwaltung tätig. Der Regelsatz erhöhte sich hier im Vergleich zum Vorjahr um 8,6 Prozent auf 24,05 Euro je Einheit und Monat. Die aktuelle deutliche Erhöhung ist allerdings eher die Ausnah- me. Blickt man auf die Entwicklung der Vergütung seit 2010, stellt man einen Anstieg von insgesamt 25,3 Prozent fest. Inflationsbereinigt ent- spricht das einer jährlichen Steigerung von nur 1,7 Prozent. Das steht in keinem Verhältnis zum erweiterten Leistungsportfolio, das WEG-Verwal- ter inzwischen beherrschen müssen. Zunehmend an Relevanz gewinnt bei Immobilienverwaltungen die Ver- mittlertätigkeit. Mehr als jedes vierte befragte Unternehmen schätzt diese Leistungen inzwischen als wesentliches Geschäftsfeld ein. Damit hat sich ihre Bedeutung im Vergleich zum Vorjahr weiter gesteigert. Für das laufen- de Jahr erwarten die Umfrageteilnehmer ein durchschnittliches Umsatz- wachstum um 8,7 Prozent. Insbesondere Kleinunternehmen sehen hier große Potenziale und rechnen mit einem Anstieg um rund 24 Prozent. Zum Vergleich: Für die WEG-Verwaltung rechnen die Betriebe insgesamt mit einem durchschnittlichen Umsatzplus von knapp sieben Prozent. Klein- unternehmen prognostizieren in diesem Bereich lediglich plus fünf Prozent. 6 Organisation 7. DDIV-Branchenbarometer: Entwicklungen und Potenziale Martin Kaßler, Geschäftsführer DDIV Berlin In vielen deutschen Städten steigen die Wohnkosten. Bemü- hungen der Bundesregierung, dem entgegenzuwirken, blieben bislang ohne spürbares Ergebnis. Mit einer Sonder-AfA für den Mietwohnungsbau, milliardenschweren Zahlungen an die Bun- desländer und zahlreichen weiteren Maßnahmen versucht die Bundesregierung, in dieser Legislaturperiode 1,5 Millionen neue Wohnungen bauen zu lassen. Doch in Deutschland wurden 2018 insgesamt nur 347.300 Wohnungen genehmigt – 0,2 Prozent we- niger als 2017. Die Negativtendenz setzt sich in diesem Jahr fort: Im ersten Halbjahr sank die Zahl der erteilten Baugenehmigungen auf 164.600, ein Rück- gang von 2,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Zahl der genehmig- ten Eigentumswohnungen ging sogar um 7,9 Prozent zurück. Daran haben auch die Wiedereinführung von Baukindergeld, Wohnungsbau- prämie und Bürgschaftsprogrammen zur Erleichterung des Erwerbs von Wohneigentum nichts ändern können. Das ist wenig verwunderlich, weil Zwangsmaßnahmen wie die Mietpreisbremse (und deren Verlängerung um weitere fünf Jahre), die Verlängerung des Bezugszeitraumes für den Mietspiegel von vier auf sechs Jahre, ein Abschmelzen der Moderni- sierungsumlage oder ein drohender Mietendeckel nicht nur Investoren verschrecken, sondern vor allem das Versagen der Wohnungspolitik bei bezahlbarem Bauen und Wohnen dokumentieren. Im gleichen Kontext steht auch der Beschluss der Regierungskoaliti- on, die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen künftig zu er- schweren. Es stellt sich dabei die Frage, wie der Eigentumserwerb oder ein größeres Wohnraumangebot überhaupt noch gefördert werden kann, bei zu geringer Ausweisung von Bauland, gestiegenen Herstel- lungskosten und stetig steigenden Anforderungen in Form von Bauvor- schriften und anderer gesetzgeberischer Vorgaben. Immobilienpreise explodieren – Vergütung der Verwaltungen hingegen nicht Dabei sind die eigenen vier Wände ein wichtiger Eckpfeiler der priva- ten Altersvorsorge von Millionen Bundesbürgern und die wohl wich- tigste und größte Investition im Leben vieler Verbraucher. 84 Prozent der Deutschen würden lieber im Eigentum als zur Miete wohnen – ob- wohl Immobilien seit Jahren teurer werden. Zwischen 2010 und 2018 stiegen die Preise für Wohneigentum um durchschnittlich 50 Prozent, in Großstädten wie Berlin und München haben sie sich sogar nahezu verdoppelt. Im Gegensatz dazu erhöhte sich laut aktuellem DDIV-Branchenbarome- ter die durchschnittliche WEG-Bestandsvergütung seit 2010 nur um 3,55 Euro, was inflationsbereinigt einem Anstieg von 0,19 Euro p. a. gleich- kommt und das, obwohl u.a. der Gesetzgeber dem Verwalter immer mehr abverlangt. www.haufe.de/immobilien

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc4MQ==