Arbeitswelten personalmagazin plus: Arbeitswelten 8 Foto: Peter Granser die persönliche Verfassung des Arbeitnehmers zeigt sich digital weniger gut als analog.“ Die disziplinarische Funktion der Führungskräfte dagegen gerät nach Ansicht Grünewalds in den Hintergrund – nach seiner Überzeugung haben die Beschäftigten während der Pandemie Selbstmanagement und Disziplin ausreichend gelernt. Neue Herausforderung der Führungsmannschaft sei nun, die Werte und Identität eines Unternehmens zu verkörpern. „Bindung lebt von der Begeisterung der Führenden. Sie müssen motivieren, inspirieren und als dritte Funktion ein Sensorium entwickeln, um die Verfassung und Befindlichkeit der Teams und Mitarbeitenden zu erkennen.“ Und auch der Architektur des Unternehmens komme hier eine wichtige Rolle zu: Hilfreich sei es, wenn Identität und Werte eines Unternehmens schon alleine durch die Raumgestaltung sicht-, fühl- und erlebbar werden. Das Büro als Bindungsort findet seine Grenzen in der Individualisierung Bleibt die Frage, wie die Mitarbeitenden überzeugt werden können, wieder gerne ins Büro zu kommen. Die größte Gefahr sieht Grünewald hier in der Konkurrenz mit dem Homeoffice: „Im Homeoffice habe ich das Optimum an Heimeligkeit und Geborgenheit, das steht im klaren Gegensatz zum Maximum an Befremden und Agilität im Office.“ Doch es gibt gute Argumente für das Homeoffice: Neben der Möglichkeit, dem Berufsverkehr zu entkommen und lange Arbeitswege einzusparen, besticht insbesondere die persönliche Freiheit und Autonomie, wenn Beschäftigte alleine entscheiden, wo und wann sie ihrer vertraglichen Arbeitspflicht nachkommen wollen. Das bestätigt auch eine neue Studie der Technischen Universität Darmstadt, nach der über achtzig Prozent der Mitarbeitenden mit ihrer Arbeit zu Hause alles in allem zufrieden sind, während dies im Büro nur 57 Prozent der Beschäftigten empfinden. Auch betonen viele Beschäftigte, dass sie zuhause mindestens so produktiv sind wie am Arbeitsplatz und gleichzeitig auch noch private Angelegenheiten erledigen – das aber, und hier helfen wieder die Forschungsergebnisse der TU Darmstadt weiter, kann bei einer rein mathematisch-nüchternen Betrachtung auch am Zeitaufwand der Befragten für den Arbeitsweg liegen. Denn, so erklärt Professor Andreas Pfnür, der die Forschung zur hybriden Arbeitswelt leitet, bei der Fahrt zum Unternehmen werde der Zeitaufwand dafür rein mental zum Aufwand für die Arbeit gerechnet. Im Homeoffice dagegen erfolge die Arbeit sofort und ohne Zeitverlust für Vorbereitung. Genau dieser Weg zur Arbeit schafft nach Grünewalds Erfahrungen aber einen wichtigen Übergang, der die Arbeitsverfassung mit aufbaue oder beende. Zu Hause hingegen wüssten viele Beschäftigte mitunter gar nicht, wann die Arbeit anfängt
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