Helmut Link ist Vorsitzender des Industrieverband Büro und Arbeitswelt (IBA) und Geschäftsführender Gesellschafter der Interstuhl Büromöbel GmbH & Co. KG. dass so auch mehr Raum für Erholung gebraucht wird. Und in den Homeoffices sieht es kaum besser aus. Zwar könnten die meisten Beschäftigten dort Pausen aktiv zur Entspannung zu nutzen, aber die wenigsten tun das. Offensichtlich müssen wir noch lernen, die Menschen in den Mittelpunkt der Arbeit zu stellen. Bleibt der Faktor Nachhaltigkeit. Umweltbewusstsein und sinnerfüllte Aufgaben sind zwei wesentliche Forderungen von Beschäftigten. Für beide gilt, dass die Maßnahmen ernst gemeint sein müssen. Und: Während Sinnhaftigkeit der individuellen Beurteilung unterliegt, beruht Nachhaltigkeit auf objektiven Kriterien. Das vereinfacht die Sache, weil sich Unternehmen auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit an einschlägigen Zertifizierungen orientieren können, vorzugsweise an solchen mit einer öffentlichen Akkreditierung. Wie wir in Zukunft arbeiten? Menschenorientiert Künftig werden es die Beschäftigten sein, die entscheiden, welche Arbeitsorte und welche technischen Tools sie nutzen. Themen- und projektbezogen kann dann die Wahl für ein Treffen mit Kollegen auf das Büro, auf einen Spaziergang im Freien oder auf das Treffen im virtuellen Raum fallen. Generell der wichtigste Grund ins Büro zu kommen, werden die Menschen sein, die man dort trifft – sei es einfach nur, um den Kontakt zu pflegen, weil sich ein Projekt gemeinsam vor Ort besser bearbeiten lässt oder um miteinander und voneinander zu lernen. Auch hier müssen wir noch viel bewusster die Menschen und deren Interaktion in den Mittelpunkt stellen. Derzeit wird noch zu häufig, aus Gründen einer einseitig verstandenen Flächeneffizienz, in Quadrat- und Kubikmetern gedacht. Letztendlich geht es ja immer noch um Effizienz und Produktivität und folglich darum, die Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten optimal zu gestalten. Dazu gehört zunächst einmal das Wissen, wen man wann im Büro trifft. Hier können klare Regeln und Absprachen ebenso helfen wie spezielle Planungs- und Buchungstools. Wichtig ist, dass die eingesetzten Instrumente einfach handhabbar sind und neben der Buchungsfunktion auch Informationen zur Nutzung von Räumen und Arbeitsplätzen und somit über deren Beliebtheit liefern. Das sollte stets im Auge behalten werden. Schließlich ist ein Büro mehr als ein Arbeitsort und ein Unternehmen mehr als nur eine Arbeitsstelle. Bei der Gestaltung von Arbeitsplätzen geht es immer auch um Heimat, Zugehörigkeit und Identifikation. Und weil die Arbeit längst nicht mehr auf statischen Prozessen beruht und die Künstliche Intelligenz für weitere Disruptionen sorgen wird, dürfte die Herstellung und Erhaltung dieser Qualitäten zur permanenten Aufgabe werden. Da trifft es sich gut, dass die aktuellen Bürokonzepte viel weniger statisch sind als ihre Vorgänger und von Anfang an auf Anpassung ausgerichtet werden. Wenn wir uns dann noch angewöhnen, den physischen und den virtuellen Raum nicht als konkurrierende Alternativen zu betrachten, sondern im „Paket“ zu denken, haben wir einen guten Ausgangspunkt, um Arbeitskultur immer wieder an die Bedürfnisse der Menschen und Organisationen anzupassen und auf die prägende Kraft der Räume zu vertrauen. Die Bereitschaft, neue Wege zu gehen, ist da, es gilt nur noch, die Rahmenbedingungen zu schaffen. 15 Schwerpunkt
RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc4MQ==