Generation, der es oft an Strategien für das digitale Arbeiten und Führen fehlt. Eine liberale Arbeitspolitik heißt heute: Menschen und Teams entscheiden selbst, von wo aus sie arbeiten – jedenfalls dort, wo das möglich ist. Wenn sie sich im Büro treffen, muss es einen Mehrwert beinhalten oder einen klaren Anlass geben. Dann kommen sie auch gerne ins Büro. Was stellen sich junge Menschen dann unter Karriere vor? Sie denken nicht mehr linear. Früher war es heikel, wenn der Lebenslauf Lücken aufwies. Das ist für junge Menschen nicht schlimm, sie sehen ihre Arbeit als eine Art Lernreise. Und sie denken weniger strategisch: Jetzt schaue ich zuallererst, was ich aktuell machen will, und nach zwei Jahren mache ich dann was anderes, je nachdem was mir Freude bereitet. Um Status geht es ihnen dabei nicht. Es ist ihnen egal, ob sie ihren nächsten Schritt nach oben oder zur Seite machen. Ohnehin wollen junge Menschen tendenziell seltener Führungskraft werden. Das passt nicht zu ihrem Anspruch, neben dem Job noch ein Privatleben zu haben. Jedenfalls nicht bei dem, was von Führungskräften heute in vielen Unternehmen alles erwartet wird. Wie steht es mit den alten Werten Verantwortung und Disziplin? Jungen Menschen wird häufig vorgeworfen, sie hätten keine Disziplin. Ich habe andere Erfahrungen gemacht. Es kommt auf den Kontext an. Wenn sie eine demotivierende Führungskraft haben und in ihrer Arbeit keinen Sinn erkennen, dann arbeiten sie weniger gerne und entsprechend auch weniger gut. Und zur Verantwortung: Junge Menschen wollen heute viel schneller Verantwortung übernehmen als das früher eingefordert wurde – sie müssen aus meiner Sicht aber eng begleitet werden, im Sinne eines Sparrings. Und wie gehen sie mit Konflikten und Feedback um? Feedback ist jungen Menschen wichtig, dies fordern sie auch ein. Sie wollen explizit auch kritisches Feedback, aber nicht pauschale oder destruktive Rückmeldungen. Es macht einen Unterschied, ob die Person, die mir Feedback gibt, will, dass ich mich dadurch weiterentwickeln kann. Wie sind ihre Erwartungen an ihre Führungskraft? Führungskräfte müssen heute empathisch sein und ein Interesse an Menschen haben. Sie sollten sich für den Menschen als Mitarbeitende sowie als Privatpersonen interessieren. Denn private Sorgen nehmen junge Menschen – wie wir alle – mit zur Arbeit. Menschen, die sich verstanden und unterstützt fühlen, geben dies zehnmal mehr zurück, was sich letztendlich auch in Form von Leistung widerspiegelt. Wie sollte künftig das Büro gestaltet sein? Die Umgebung beeinflusst, ob wir uns wohlfühlen oder nicht und hat somit auch Einfluss auf die Leistungsfähigkeit und die Lernmotivation. Dass es in den neuen Bürowelten keine festen Arbeitsplätze mehr gibt, daran haben sich die Menschen teilweise bereits gewöhnt. Heute ist das Büro vielmehr dafür da, andere Menschen zu treffen und sich mit ihnen auszutauschen. Dazu müssen die räumlichen Möglichkeiten Begegnungen und Zusammenarbeit ermöglichen. Sonst gibt es gerade für junge Menschen keinen Grund mehr, ins Büro zu kommen. Schnickschnack, wie Kicker oder Sonstiges, ist dabei nicht entscheidend. In den Räumlichkeiten, die früher gebaut wurden, waren kleine Büros aneinandergereiht, in denen jeder für sich arbeitete. Dann kann ich gleich zu Hause bleiben. „Heute ist das Büro vielmehr dafür da, andere Menschen zu treffen und sich mit ihnen auszutauschen. Dazu müssen die Räumlichkeiten Begegnungen und Zusammenarbeit ermöglichen. Sonst gibt es keinen Grund mehr, ins Büro zu kommen.“ FRANK SCHABEL ist freier Journalist und Berater und gehört der Generation der Babyboomer an. Arbeitswelten 12 personalmagazin plus: Arbeitswelten
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