Personalmagazin plus Kanzleien

Neben der erfolgreichen Entwicklung der Kanzlei in jüngster Zeit sind Sie auch wieder in einige bedeutende Großprojekte involviert. Welche sind das zurzeit? Kathrin Bürger: Wir arbeiten momentan an mehreren Großprojekten, die uns sowohl national als auch international fordern. Ein besonders spannendes Projekt ist die Restrukturierung des US-Autobauers Ford. Weitere wichtige Großprojekte von uns sind die Rettung des Handelskonzerns BayWa, die Restrukturierung von BionTech und die arbeitsrechtliche Integration der Versicherungsvereine Gothaer und Barmenia nach deren Fusion. Das klingt nach äußerst komplexen und anspruchsvollen Aufgaben. Wie gehen Sie mit den Herausforderungen solcher Großprojekte um? Marc Werner: Diese Projekte erfordern eine enge Zusammenarbeit im gesamten Kanzleiteam und mit externen Partnern, wie etwa renommierten Unternehmensberatungen. Da bei vielen Großprojekten mehrere Standorte und Teams involviert sind, ist es entscheidend, eine strukturierte und transparente Kommunikation sicherzustellen, um die Effizienz zu maximieren und den Mandanten schnellstmöglich Lösungen anbieten zu können. Das funktioniert bei uns gut, weil wir auf eine gut vernetzte Kanzlei setzen, in der alle Partner und Associates eng als Team miteinander arbeiten. Kathrin Bürger: Das Besondere ist, dass man in einem Großprojekt nie nur juristische Fragestellungen allein betrachtet. Gerade im Arbeitsrecht geht es immer auch um das menschliche Element. Wie wirken sich unternehmerische Entscheidungen auf die Mitarbeiter aus, wie wird die Kommunikation beitszeiterfassung und Leistungskontrolle einsetzen. Gemeinsam mit den Unternehmen haben wir Lösungen entwickelt, die sowohl den rechtlichen Anforderungen entsprechen als auch die Akzeptanz der Mitarbeitenden sicherstellen. Kathrin Bürger: Viele rechtliche Fragestellungen im Zusammenhang mit KI-Systemen lassen sich nicht isoliert betrachten – Datenschutz spielt hier regelmäßig eine zentrale Rolle. Mit unserem Team seitz. digital an der Schnittstelle zwischen Künstlicher Intelligenz, Arbeitsrecht und Datenschutz können wir enormen Mehrwert für unsere Mandanten liefern und technische Entwicklungen praxisnah und vorausschauend bewerten. zwischen Gewerkschaft, Betriebsrat und Management gestaltet, und wie finden wir Lösungen, die nicht nur rechtlich, sondern auch für die Menschen in der Organisation tragfähig sind. In der Arbeitswelt von heute, die durch Digitalisierung und Globalisierung geprägt ist, müssen wir kreativ und flexibel denken, um nachhaltige Lösungen zu entwickeln. Ein anderes Thema, das derzeit für viel Aufmerksamkeit sorgt, ist die neue EU-KI-Verordnung. Wird das auch im Arbeitsrecht relevant? Kathrin Bürger: Absolut. Die Verordnung betrifft zwar primär die Anbieter und Nutzer von KI-Systemen, aber ihre Auswirkungen werden auch im Arbeitsrecht spürbar. Besonders relevant sind sogenannte „Hochrisiko-KI-Systeme“ – dazu gehören zum Beispiel KI-gestützte Systeme zur Bewerberauswahl oder Personalbewertung. Wenn solche Systeme eingesetzt werden, müssen künftig strenge Transparenz- und Kontrollpflichten erfüllt werden. Marc Werner: Unternehmen müssen sich darauf einstellen, dass der Einsatz von KI im HR-Bereich deutlich stärker reguliert wird – etwa in Bezug auf Diskriminierungsfreiheit, Nachvollziehbarkeit und menschliche Kontrolle. Auch Betriebsräte werden hier ein Wörtchen mitreden wollen. Es ist also ein Bereich, der in den nächsten Jahren sicher an Bedeutung gewinnen wird – juristisch, strategisch und ethisch. Gibt es bereits konkrete Fälle, in denen Sie mit KI im Arbeitsrecht konfrontiert wurden? Wie haben Sie diese Herausforderungen gemeistert? Marc Werner: Tatsächlich haben wir bereits mehrere Mandate betreut, bei denen Unternehmen KI-basierte Systeme zur Ar- „ Unternehmen müssen sich darauf einstellen, dass der Einsatz von KI im HR-Bereich deutlich stärker reguliert wird.“ Marc Werner Seitz Interview mit Dr. Kathrin Bürger, Partnerin und Dr. Marc Werner, Partner 47

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