Personalmagazin plus 4/2023

Wie können Unternehmen mit gezieltem Recruiting die Transformation hin zu nachhaltigen sozialökologischen Geschäftsmodellen unterstützen? Lutz Leichsenring geht dieser Frage seit 2021 in der „Green Recruiting Initiative“ nach. Interview Daniela Furkel Personalmagazin: Herr Leichsenring, warum setzen Sie sich für grünes Recruiting ein? Lutz Leichsenring: Bewegungen wie „Black Lives Matter“ und „Fridays for Future“ haben dazu geführt, dass die Themen Nachhaltigkeit und soziales Engagement aus zwei Richtungen an Relevanz gewinnen. Zum einen werden die Unternehmen vom Gesetzgeber unter Druck gestellt. Zum anderen formulieren die Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger neue Ansprüche an die Unternehmen. Sie wollen sich in ihrer Arbeit für einen nachhaltigen sozial-ökologischen Wandel engagieren. Doch als wir recherchierten, welche Antworten die HR-Bereiche darauf geben, haben wir nicht viel gefunden. Ich hatte auch mehrere interessante Gespräche mit jungen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, die davon berichteten, dass sie zu diesen Themen kein Gehör in ihren Abteilungen finden. All das hat dazu geführt, dass wir beschlossen haben, die „Green Recruiting Initiative“ zu gründen, die HR-Abteilungen unterstützen soll. Mit welchen Inhalten beschäftigt sich die „Green Recruiting Initiative“? Die Fragestellungen lauten unter anderem: Wer sind die Future Talents, die nö- „ Das richtige Mindset ins Unternehmen holen“ tig sind, um das Unternehmen zu transformieren? Welche Rolle spielt HR dabei? Wie kann HR dafür sorgen, dass Nachhaltigkeitsthemen im Unternehmen mitgedacht werden? Das sind sehr komplexe Fragestellungen. Wir als Initiative sehen unsere Aufgabe darin, solche Gedanken anzustoßen, weil wir glauben, dass alle Unternehmen vor der Entscheidung stehen, sich zu transformieren. Dazu wollen wir einen Beitrag leisten. Welche Rolle kann das Recruiting in diesem Kontext spielen? Zum einen geht es darum, sich Gedanken zu machen, welche Zielgruppen angesprochen werden, um Talente mit einem nachhaltigen Mindset ins Unternehmen zu holen. Zum anderen geht es darum, dafür zu sorgen, dass diese Personen im Unternehmen gehört werden, dass sie sich eingebunden fühlen, dass sie sich im Unternehmen mit Gleichgesinnten vernetzen können. Erst dann entstehen Innovationen und Veränderungen. Welchen Beitrag können Sie als Initiative hierbei leisten? Als unsere Hauptaufgabe für dieses Jahr sehe ich an, für mehr Transparenz zu sorgen. Die HR-Abteilungen dürfen nicht nur mit Buzzwords um sich werfen und dann vielleicht auf den Geschäftsbericht verweisen, sondern sie müssen auf der Karriereseite oder auf anderen Informationskanälen vergleichbar darstellen, wo das Unternehmen steht, wo es hinwill, welche Ressourcen es zur Verfügung stellt und welchen Beitrag ein Talent dazu leisten kann. Wir haben eine Befragung auf zehn Hochschulcampus durchgeführt. Das eindeutige Ergebnis war, dass die Studierenden großen Wert darauf legen, dass Unternehmen sich dem Thema Nachhaltigkeit widmen und gut dazu kommunizieren. Kann ein Unternehmen auch mit seinen Recruitingprozessen dazu beitragen, dass Talente mit einemMindset für Nachhaltigkeit ins Unternehmen kommen? Da gibt es keine bahnbrechenden Tipps. Es sind oftmals die gleichen Hebel: Flüge oder überhaupt Anreisen vermeiden und das Kennenlernen digital lösen, beim Catering auf Nachhaltigkeit achten und so weiter. Das ist eigentlich alles bekannt. Weitaus wichtiger ist es, dass im Unternehmen ein Bewusstsein dafür geschaffen wird, dass es Verantwortlichkeiten gibt und dass die entsprechenden Ressourcen bereitgestellt werden. Es geht auch darum, im HR-Bereich 18 Trends im Recruiting personalmagazin plus: Trends im Recruiting

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