Personalmagazin plus 8/2022

Nachhaltigkeit 27 Bewältigt die HR-Abteilung ihr Tagesgeschäft ohne digitale Unterstützung, bindet das nicht nur eine Menge personeller Ressourcen, Zeit und Kosten, es werden auch viele ökologische Minuspunkte gesammelt. Digitale Technologie kann zu nachhaltig umweltschonenden Prozessen führen. Ein Rechenbeispiel. Um die Frage, wie umwelt- und ressourcenschonend Informations- und Kommunikationstechnik eigentlich ist, in den Fokus zu rücken, bedarf es eines Blicks auf die Nachhaltigkeit der Digitalisierungsvorhaben. Dabei spielen zum einen Faktoren wie die Optimierung des Ressourcenverbrauchs während der Herstellung und des Betriebs eine wichtige Rolle. Zum anderen muss die Entsorgung neuer Technologien beleuchtet werden. Digitale Nachhaltigkeit ist dann möglich, wenn diese Faktoren erfüllt sind: • R eduktion des Energie- und Materialverbrauchs bei der Herstellung von Hardware und Software • F reie und Open-Source-Software: Abschaffung von herstellerspezifischen Lizenzen, Herstellerbindung und Hardware-Software-Kopplung • G reen Hosting: Erneuerbare Energie für das Hosting von Rechenzentren • S tromeinsparung durch sinkende Energieintensität pro Rechenleistung und verbesserte Strommanagementsoftware • V erlängerung der Lebensdauer von Hardware fördern • U mweltfreundliche Entsorgung der Hardware • R eparaturkultur: Reparaturfreundliches Produktdesign, einfacher Zugang zu Ersatzteilen und Erhalt der Garantie auch bei Reparatur • Recyclingfähigkeit sollte bereits beim Design mitgedacht werden, um zum Beispiel Metalle beim Recycling extrahieren zu können Die ökologische Bilanz am Beispiel digitalisierter HR-Prozesse Die Digitalisierung durchdringt heute fast jeglichen Lebens- und Unternehmensbereich. Ein Paradebeispiel hierfür ist das Marketing, das schon seit Anfang der 2000er Jahre auf Digitalisierung setzt. Digitale Customer-Relation-Management-Tools zeichnen unter Wahrung der Datenschutzgesetze jede Reaktion des Kunden zuverlässig auf. Viele Prozesse lassen sich hier spielend leicht automatisieren. Niemand käme auf die Idee, heute noch mit Akten oder Hängeregistern zu arbeiten. Statt Brief- und Katalogwerbung wird schon lange der E-Mail und anderen digitalen Kanälen der Vorzug gegeben. In zahlreichen Unternehmen hinkt jedoch der HR-Bereich bei der Digitalisierung hinterher. In der Studie „HR Future“ von der Hochschule Niederrhein und Aconso gaben gerade einmal knapp 50 Prozent der befragten HR-Fachleute aus Unternehmen in Deutschland an, zumindest teilweise mit automatisierten Personalprozessen zu arbeiten. Viele Tätigkeiten in der Personaladministration finden heute noch manuell und mit hohem Papiereinsatz statt. Dabei gibt es seit Anfang der 2000er-Jahre digitale Lösungen, die manuelle Tätigkeiten ersetzen oder erleichtern. Das Dokumentenmanagement ist gewissermaßen der „Maschinenraum“ der Personalabteilung. Nichts läuft hier ohne Dokumente ab – vom Arbeitsvertrag über die Gehaltsabrechnung bis zum Zeugnis – die Liste der erforderlichen Dokumente ist lang. Auch wenn stark digitalisierte HR-Prozesse wie das „15-Sekunden-Zeugnis“ von Aconso kontrovers diskutiert werden, sind diese doch unaufhaltsam. In einem geschlossenen digitalen HR-Prozess wird ein Zeugnis in nur 15 Sekunden erstellt. Dies kann an jedem Ort auf jedem Endgerät passieren. Die Daten für Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in vornehmlich analog arbeitender HR-Administration sind die meiste Zeit damit beschäftigt, HR-Dokumente auf Papier auszudrucken und per Post an Mitarbeitende zu versenden. Was hier an ökologischen Minusfaktoren produziert wird, summiert sich. Die Umwelt wird mit jedem nicht digitalen HR-Prozess erheblich belastet. Digitalisierung als ökologischer Nachhaltigkeitsmotor Papierbasierte HR-Prozesse können einfach und vor allem umweltschonend in die digitale Welt übertragen werden. So können HR-Dokumente in nur wenigen Sekunden erstellt und zeitgleich digital an die Mitarbeitenden kommuniziert werden, ohne dass Unmengen an Druckpapierverbrauch, Druckeremissionen und CO2-Ausstoß für den Postversand anfallen. Alle digital erstellten HR-Dokumente lassen sich zudem in den digitalen Personalakten ablegen. Die Kombination aus digitaler Dokumentenerzeugung und Dokumentenmanagement mit dem digitalen Versand von Personalunterlagen und der digitalen Steuerung von HR-bezogenen Aufgaben umfasst nur einen Bruchteil der ökologischen Belastungsfaktoren, die bei physischer HR-Arbeit produziert werden. Zudem können digitale HR-Prozesse in die digitale Architektur des Unternehmens integriert werden. So profitiert nicht nur die Umweltbilanz des Unternehmens, auch für Mitarbeitende birgt der digitale Wandel langfristig viele Vorteile, insbesondere in Bezug auf Arbeitserleichterung und Prozessgeschwindigkeit.

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