HR-Software 16 personalmagazin plus: HR-Software 2022 Digitalstrategie verfügt, die zweite, organisationale Ebene bezieht sich darauf, inwiefern diese Strategie auch schon strukturell verankert ist (digital reife Organisationen sind zum Beispiel häufiger funktionsübergreifend strukturiert; Kane et alii, 2017). Die individuelle Ebene bezieht sich auf die Möglichkeit der Mitarbeitenden, die digitale Zukunft des Unternehmens aktiv mitzugestalten, sowie auf deren digitale Kompetenzen und Entwicklungsmöglichkeiten. Valides Modell Ein zentrales Ziel der Studie bestand darin, ein theoretisch fundiertes, mehrdimensionales und empirisch geprüftes Modell zur Messung der Selbsterneuerungsfähigkeit und digitalen Reife in Organisationen zu entwickeln. Damit ging die Neuentwicklung von einer Mehrzahl an Skalen und Subskalen einher, da bislang zur Messung des Konstrukts „Selbsterneuerungsfähigkeit“ und der damit verbundenen Dimensionen noch keine geprüften Testskalen vorlagen. Das Testmodell wurde explorativ auf seine Faktorenstruktur hin untersucht (EFA) sowie eine konfirmatorische Faktorenanalyse (CFA) durchgeführt und relevante Testgütekriterien bestimmt. Die Ergebnisse zeigen, dass sich ein valides und reliables Messmodell für die Messung der Selbsterneuerungsfähigkeit und digitalen Reife von Organisationen ergeben hat. Weitere Ergebnisse der Studie Aus den empirischen Untersuchungen der Arbeit lassen sich die folgenden zentralen Ergebnisse zusammenfassen. 1. Erneuerungsfähige Unternehmen sind digital reifer Je erneuerungsfähiger, desto digital reifer ist ein Unternehmen. Die Erneuerungsfähigkeit und digitale Reife sowie die damit verbundenen Kompetenzen eines Unternehmens stehen nahezu vollständig in einem positiven statistisch hochsignifikanten Zusammenhang. Wenn also ein Unternehmen über ausgeprägte Kompetenzen der Selbsterneuerung verfügt, zum Beispiel zum „Bezweifeln“ oder zum „Experimentieren“, dann ist die Organisation auch fortgeschritten bei der strategischen oder organisatorischen Digitalisierung. Es sind also nicht nur technische Infrastruktur, Geräte oder Digitalkompetenzen, die für die digitale Transformation eines Unternehmens relevant sind: Die Ergebnisse aus der Studie verdeutlichen, dass Kompetenzen wie Selbstreflexion, Fehlerkultur oder die Fähigkeit zu Zweifeln, die bislang eher als „soft skills“ betrachtet wurden, mit der digitalen Reife einer Organisation hochgradig assoziiert sind. Für Unternehmen ist es demnach sinnvoll, solche Kompetenzen zu fördern, wenn sie die digitale Transformation im Unternehmen voranbringen wollen. Die Case Studies der Untersuchung zeigen, dass die großen Unternehmen aus der Studie grundsätzlich erneuerungsfähiger sind als die kleinen Organisationen, jedoch nicht unbedingt digital reifer. Es wird deutlich, dass Mitarbeitende in großen Unternehmen offensichtlich häufiger aktiv in die Gestaltung der digitalen Zukunft des Unternehmens eingebunden werden – daher ist die individuelle digitale Reife bei den größeren Unternehmen höher ausgeprägt. Auf der strategischen und organisatorischen Ebene lassen sich bei der digitalen Reife jedoch keine Unterschiede zwischen großen und kleinen Unternehmen Untersuchungsmodell Quelle: Seiderer, S.; 2021 Strategische Digitalisierung Selbstreflexion Kommunikation und Vernetzung Vielfalt und Paradoxiefähigkeit Bezweifeln und Vergessen Erkunden Experimentieren Fehler- und FeedbackKultur Infrastruktur der Erneuerung Individuelle Digitalisierung Organisationale Digitalisierung Selbsterneuerung
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