7 Betriebswirtschaftliche Weiterbildung in Zusammenarbeit mit der ETH Zürich geführt. Die Wirtschaftshochschule bietet den EMBA X genannten Abschluss über 18 Monate hinweg in hybrider Form an und nutzt die technologische und managementbezogene Expertise beider Institutionen, um dieses Programm zu entwickeln. Auch an der ESMT Berlin steht die Zukunftsorientierung im Mittelpunkt. Die dortigen Programme konzentrieren sich darauf, Unternehmen im privaten oder öffentlichen Sektor dabei zu helfen, sich an neue wirtschaftliche und technologische Entwicklungen anzupassen. Wie in vielen europäischen Ländern erfordert der demografische Wandel in Deutschland die gezielte Anwerbung internationaler Talente. Zugleich benötigen insbesondere KMU Unterstützung bei der Anpassung an digitale Transformation, Energiewende, Nachhaltigkeit, Kreislaufwirtschaft und stärkeren Kundenfokus. In der Praxis bedeutet dies eine kontinuierliche und sinnvolle Einbindung der Lernenden, um deren Bedürfnisse und Erwartungen an das Studium zu verstehen. Gleichzeitig müssen die Lehrenden zwar forschungsaktiv, aber auch in der Lage sein, ihre Inhalte schnell anzupassen, während Personen aus der Praxis die Theorie ergänzen. Um den Anforderungen des Online-Lernens gerecht zu werden, müssen Business Schools in Lerndesign und Edtech-Teams investieren. Zauberwort Flexibilität Die neue Anforderung lässt sich in einem Wort zusammenfassen: Flexibilität. Arbeitgeber müssen sich mit einer sich schnell verändernden Nachfrage nach Fähigkeiten auseinandersetzen, die sich in erster Linie auf neue Technologien konzentriert, aber auch auf regulatorische Änderungen, geopolitische Instabilität, neue Arbeitsmuster und eine Umwelt, in der Nachhaltigkeit wichtig ist. Gleichzeitig suchen Arbeitgeber weiterhin nach Produktivitäts- und Effizienzsteigerungen, was die Budgets belastet und den Mitarbeitenden wenig Spielraum lässt, sich eine längere Auszeit zu nehmen, um ihren Entwicklungsbedürfnissen nachzugehen. Entsprechend fordern Arbeitgeber und Lernende neue Ansätze. Arbeitgeber wünschen sich Lernformate, mit denen Beschäftigte die benötigten Fähigkeiten schnell und mit einer hohen Rendite für ihre Investitionen erwerben. Die Mitarbeitenden wiederum wollen ihre eigenen Fähigkeiten voranbringen, da sie erkennen, dass sie dies tun müssen, um beschäftigungsfähig zu bleiben. Sie wissen, dass sie möglicherweise länger arbeiten werden als die Generationen vor ihnen, da sie länger leben und später in den Ruhestand gehen. Das zeigt die Studie „The future of lifelong and executive education“, die auf Umfragen unter 1.100 Arbeitgebern und fast 10.000 Lernenden in über 40 Ländern basiert. Mehr als drei Viertel (77 Prozent) der Beschäftigten erwarten, dass sie in Zukunft mehr lernen müssen, um ihre Karriere voranzutreiben. 79 Prozent gehen davon aus, dass sie sich in Zukunft häufiger weiterbilden müssen, um mit dem Qualifikationsbedarf Schritt zu halten. Anstelle eines ein- oder zweijährigen Vollzeit-MBAs auf dem Campus möchten viele Studierende die Flexibilität haben, je nach persönlichen Umständen in einen MBA ein- und auszusteigen. Einige bevorzugen es aus Karrieregründen, sich auf ein einziges Thema aus einem MBA zu konzentrieren, dieses schnell zu studieren und für ihrem Lebenslauf anerkennen zu lassen. Es sind also nicht nur andere Lernformen, die Lernende in Betracht ziehen, sondern auch andere Ansätze für den MBA. Fast die Hälfte der deutschen Befragten (46 Prozent) der Studie „Tomorrow‘s MBA“ von Carringtoncrisp gab beispielsweise an, dass sie das Programm „The Power MBA“ kennen und sich vorstellen können, daran teilzunehmen. Dabei wird in 15-minütigen Kursen unterrichtet, die Gebühren beginnen bei unter 1.000 Euro. Wachstumsfeld lebenslanges Lernen Diese Marktstörung durch neue Konkurrenz ist einerseits eine Konsequenz aus dem Erfolg und der Beliebtheit des MBA. Andererseits haben die veränderte Nachfrage und gesellschaftliche Umbrüche dazu beigetragen. Fest steht: Business Schools müssen sich anpassen – und sie reagieren. Ein Großteil der neuen Angebote entsteht im Bereich der berufsbegleitenden Weiterbildung und des lebenslangen Lernens. Ein Bericht des Marktforschungsinstituts GII deutet darauf hin, dass dieser Markt in den letzten Jahren erheblich gewachsen ist. Im Jahr 2023 wurde er auf etwa 42,5 Milliarden US-Dollar geschätzt; bis 2030 soll er erheblich zulegen auf 98,6 Milliarden. Offene Programme sollen von 19,2 auf 55,4 Milliarden US-Dollar wachsen, maßgeschneiderte Kurse für Unternehmen von 18,1 auf 43,2 Milliarden US-Dollar. Unicon, ein globaler Zusammenschluss von über 115 Organisationen, die sich mit der Ausbildung von Führungskräften an Wirtschaftshochschulen befassen, verzeichnet eine Erholung des Sektors nach der Pandemie und meldet ein durchschnittliches Umsatzwachstum von 15 Prozent von 2023 bis 2024. Europäische Mitglieder sind weiterhin marktführend in der berufsbegleitenden Weiterbildung. Sie erzielen den höchsten durchschnittlichen Umsatz pro Schule in allen Regionen. Ein stetiges Wachstum von 28,6 Millionen USDollar von 2021/2022 auf 34,5 Millionen US-Dollar 2023/2024 spiegelt die starke Nachfrage von Unternehmenskunden und Einzel-Lernenden wider. Die Wirtschaftshochschule IMD (International Institute for Management Development) in Lausanne verzeichnete beispielsweise ein Umsatzwachstum von 15 Prozent von 2022 bis 2023 und erreichte ein Gesamteinkommen von 187 Millionen Euro. Die London Business School wuchs zuletzt um 20 Prozent und erreichte 64 Millionen Euro, die IESE um 24 Prozent auf 62,2 Millionen Euro und die St. Gallen School of Management um 7 Prozent auf 57 Millionen Euro. Viele Business Schools und nicht-akademische Konkurrenz-Anbieter haben eine Vielzahl von kurzen, nicht-graduierten Kursen geschaffen, die sie oft online anbieten – als Einführung in ein Thema oder eine Aktualisierung der Fähigkeiten. Vor allem die nicht-akademischen Anbieter sind oft gut im Programm-Marketing und in der Bereitstellung von Technologie für die Programme. Für viele Kandidaten ist das attraktiv. Ein sechswöchiges Online-Studium zu einem relativ geringen
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