6 Business Schools personalmagazin Business Schools 2025 Vor fünf Jahren stand ich an einem Strand in den Niederlanden. Ich sollte am nächsten Tag ein Seminar über die Zukunft der betriebswirtschaftlichen Weiterbildung halten. Das Seminar fand nie statt. Der Veranstalter in Person des Präsidenten der niederländischen Universität sagte über Nacht alle Präsenzveranstaltungen ab; Covid-19 war angekommen. In den folgenden zwei Jahren wurde die Weiterbildung an Wirtschaftshochschulen disrupiert – wie vieles andere, was wir als normal empfanden. Doch wie sehr hat sich akademische BWL-Weiterbildung wirklich verändert? Wie sehr tut sie es noch? Und was treibt diese Veränderung an? Aktuelle Daten von Linkedin deuten darauf hin, dass sich seit 2015 rund 25 Prozent der Fähigkeiten, die Mitarbeitende für ihre Jobs benötigen, verschoben haben. Wenn es so weitergeht, könnte sich der Anteil bis 2027 verdoppeln. Im letzten Jahr nutzten mehr als 45 Prozent der einstellenden Unternehmen auf Linkedin explizit Fähigkeitsdaten, um ihre Stellen zu besetzen. Ein Anstieg von 12 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Etwa ein Fünftel der Stellenanzeigen (19 Prozent) in den USA erfordert keine Abschlüsse mehr; ein Anstieg von 15 Prozent in den vergangenen vier Jahren. Das ist ein Warnsignal für Business Schools, dass sie ihr Angebot überdenken müssen und neue Lernwege schaffen anstatt weitere MBA-Studiengänge hinzuzufügen. Genug des Guten? Bereits 2009, während der globalen Finanzkrise, sagten einige den Niedergang des MBA voraus, der das Rückgrat vieler Hochschulangebote für Postgraduierte bildete. 16 Jahre später scheint der MBA nach wie vor ein beliebter Abschluss zu sein. Die neuesten Forschungsergebnisse von GMAC, eine weltweite Prüfstelle für die Zulassung zu Wirtschaftshochschulen, deuten darauf hin, dass die Bewerbendenzahlen nach mehreren Jahren des Rückgangs wieder gestiegen sind. Aber vielleicht ist nicht alles so, wie es scheint. Vor gerade einmal einem Jahr zitierte die Financial Times die London Business School mit der Aussage, der Markt habe den MBA-Peak erreicht. Fest steht: Der MBA-Markt hat sich verändert und tut es noch. Eine aktuelle Befragung des Beratungsunternehmens Carringtoncrisp von fast 2.000 potenziellen MBA-Studierenden ergab, dass etwas mehr als die Hälfte derjenigen, die Voll- oder Teilzeit auf dem Campus studieren möchten, einen Ansatz bevorzugt, der zumindest einige OnlineElemente enthält. Unter den Befragten in Deutschland wollten zwar 59 Prozent auf dem Campus studieren, aber 41 Prozent erwarten dennoch ein Element des Online-Studiums, sei es vollständig online, blended oder hybrid. Und es sind nicht nur MBA-Programme, die deutsche Befragte in Betracht ziehen – die Umfrageteilnehmenden interessierten sich auch für berufliche Qualifikationen, betriebsinterne Schulungen, Zertifikate und nicht-graduierte Kurzstudiengänge. Die Hauptmotive für ein Studium an Business Schools: die Karriere vorantreiben oder Fähigkeiten erwerben, um ein Unternehmen zu gründen oder zu vergrößern. Historisch betrachtet machten vor allem Personen einen MBA-Abschluss, die vorhatten, den Arbeitgeber oder den Karriereweg zu wechseln – beispielsweise ein Ingenieur, der ins Management geht, oder eine Bankerin, die sich für die Beratung entscheidet. Inzwischen landen viele MBA-Absolventen in der Technologiebranche oder gründen ein Unternehmen. Veränderte Zielgruppe, veränderte Nachfrage Mit neuen Zielgruppen und einer veränderten Nachfrage müssen sich auch die Inhalte eines MBA verändern. Während Führung, Strategie und Projektmanagement nach wie vor zu den Hauptfächern einer wirtschaftswissenschaftlichen Weiterbildung gehören, werden KI, digitales Marketing und Cybersicherheit bei potenziellen deutschen MBA-Studierenden beliebter. Mehr als sieben von zehn erwarten, dass sie in ihrem Studium KI für Projekte einsetzen und dass Business Schools ihnen beibringen, wie sie KI effektiv am Arbeitsplatz einsetzen können. Wie sieht das in der Praxis aus? An der Universität St. Gallen hat die Einführung neuer Inhalte etwa zu einem neuen MBA Arbeitgeber wünschen sich Lernformate, mit denen Beschäftigte Fähigkeiten schnell und mit hoher Rendite erwerben. Foto Seite 4-5: Alma Haser für Personalmagazin
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