oder eine intuitive Benutzerführung auf der Karriereseite. Wenn sich das Team in einer zweiten Runde mit Kreativitätstechniken „warmgelaufen“ hat, kommen dann die spannenden Ideen. Das Team entwickelt die Idee eines StudierendenCafés, das alle zwei Monate stattfindet und von den eigenen Studierenden organisiert wird. Im Studierenden-Café werden Technik-Workshops abgehalten und die Gäste können in lockerer Atmosphäre mit den Fachbereichen plaudern. Diese Design-Thinking-Phase endet mit der Bewertung der Ideen durch eine erste subjektive Einschätzung der Teammitglieder. Sinnvolle Bewertungskriterien werden von den Teammitgliedern festgelegt, zum Beispiel nach Umsetzbarkeit, Nutzen oder Wow-Effekt. Phase fünf: Prototyp bauen In dieser Phase werden aus den Favoritenideen einfache Prototypen gebaut. Ziel ist, eine Idee und ihren Nutzen möglichst einfach darzustellen. Durch das Bauen eines Prototyps wird die Kreativität angeregt und es können dabei weitere Ideen entstehen. Dadurch wird aus einem theoretischen Konstrukt eine lebendige Idee, die diskutiert und verbessert werden kann. Insbesondere bei außergewöhnlichen Ideen ist dies die einzige Möglichkeit, ein bis dato noch nicht vorhandenes Produkt oder einen Service so darzustellen, dass man dazu Feedback bekommen kann. Für unser Beispiel baut das Team das Studierenden-Café mit mehreren LegoSets auf. Ideen für Workshop-Themen für diese Events werden dargestellt. Die benötigten Kolleginnen und Kollegen finden ihren Platz als Figuren. Eine zweite Gruppe zeichnet ein Mockup (digitaler Entwurf einer Website) für die vereinfachte Bewerbung. Ein virtueller Bewerbungsassistent entsteht spontan als neue Idee und wird mit aufgenommen. Am Ende dieser Phase gibt es mehrere Prototypen und Fragen, die sich während des Bauens aufgetan haben. Diese sollen in der nächsten Phase beantwortet werden. Phase sechs: Testen Mit den erstellten Prototypen geht das Team zur relevanten Bewerber- oder Mitarbeitergruppe und holt Feedback ein. Es geht darum herauszufinden, ob deren Bedürfnisse erfüllt werden oder wie der Prototyp verbessert werden kann. Diese Schleife kann einige Male wiederholt werden. Unter Umständen kann es passieren, dass das Team wieder zurück in die ersten drei Phasen springen muss, wenn sich herausstellt, dass es an den Bedürfnissen „vorbei entwickelt“ hat. Das Team mit dem Studierenden-Café schickt eine Anfrage an die Hochschule, ob es möglich wäre, in einemMini-Workshop den Prototyp mit den Studierenden zu testen und so Feedback zu erhalten. Die Gruppe mit dem Website-Mockup lädt alle Werkstudierenden, Praktikantinnen und Praktikanten zu einem Feedback-Workshop ein. Beide Teams erhalten wertvolle Impulse von den Studierenden und bauen diese in ihre Prototypen ein. Das Design-Thinking-Team leitet aus den Prototypen die weiteren Schritte und Maßnahmen ab. Es entstehen Projektteams, die sich um die Umsetzung kümmern. Viel Aufwand, der sich rechnet Ist das nicht ein bisschen viel Aufwand für die Weiterentwicklung der Arbeitgebermarke? Um diese Frage beantworten zu können, muss das Thema differenzierter betrachtet werden. Der Design- Thinking-Prozess stellt sicher, dass das Unternehmen Ideen entwickelt, die relevant für die Bewerbenden und Mitarbeitenden sind. Auf den ersten Blick ist die Erforschung der Bedürfnisse mit Aufwand und Zeit verbunden. Letzten Endes senkt das Unternehmen jedoch das Risiko, dass irrelevante Ideen weiterverfolgt werden, was zu Frustrationserlebnissen des Teams und der Mitarbeitenden führen würde. Es gibt noch einen weiteren, sehr wichtigen Effekt: Design Thinking zählt zu den agilen Methoden. Wenn ein Unternehmen agiler werden will, ist Design Thinking ein sehr guter Einstieg. Die Methode ist leicht verständlich und setzt am agilen Mindset an. Die Zusammenarbeit über Abteilungsgrenzen hinweg wird gefördert. Es wird eine Lernkultur etabliert und eine positive Einstellung zu „einfach mal machen“ gefördert. Und es wird die Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen, Empathie für Kunden- und Mitarbeiterbedürfnisse zu entwickeln, trainiert. All das sind Fähigkeiten, die in der sich stark verändernden Arbeitswelt essenziell sind. Verstehen Beobachten Synthese Ideen Prototypen Testen PROBLEM LÖSUNG Die sechs Phasen von Design Thinking VIOLETTA MEYER ist freiberufliche Trainerin, Scrum Master und Design Thinking Coach. Die Inhaberin von Innohuman war viele Jahre in der Personalentwicklung eines Automobilzulieferers tätig, bevor sie ins Innovationsmanagement zu einem Energieversorger wechselte. 35 Employer Branding
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