Personalmagazin plus 5/2022

Auf Platz zwei stand mit 82 Prozent das Thema der Objektivität in der Personalauswahl, die sich aus Sicht der Befragten durch den Einsatz von KI verbessern lasse. Dieses Ergebnis offenbart einen eklatanten Mangel an Vertrauen in Richtung der Unternehmen und den derzeitigen Auswahlverfahren, denen eine eher subjektive Vorgehensweise zugeschrieben wird. In eine ähnliche Richtung deutet eine steigende Akzeptanz für den Einsatz von Chatbots im Bewerbungsprozess. Bewerbungsprozesse, durch die ein Chatbot führt, sind längst kein Tabu mehr für Stellensuchende, die – wie wir gesehen haben – keine Zeit zu verlieren haben. Der Wunsch nach mehr Automatisierung ist jedenfalls greifbar – mit einer Einschränkung: In der Trendence-Befragung wurde auch deutlich, dass der Einsatz von KI lediglich im ersten Teil des Bewerbungsprozesses gewünscht wird. Über 90 Prozent der Befragten halten den Einsatz von KI im Telefoninterview oder im Vorstellungsgespräch für nicht sinnvoll. Die Bewerbung steht vor einer automatisierten Zukunft Man kann also mit Blick auf die Ausgangsfrage durchaus schlussfolgern: Die Bewerbung der Zukunft ist aus Sicht der Bewerbenden eine vielfach automatisierte. Die wesentlichen Zeitfresser werden dabei eliminiert und Algorithmen übernehmen bis zu Arbeitgeber auszusuchen. Dabei spielt der Faktor Zeit eine besondere Rolle. Dieser steigt stetig im Wert. Zudem leben wir in einer digitalen Welt, in der exponenzielle Geschwindigkeitsraten zur Normalität gehören. Während auf Unternehmensseite häufig noch über die Einführung neuer Technologien im HR-Umfeld diskutiert wird, werden diese in anderen Disziplinen oftmals längst gelebt. Nehmen wir das Beispiel der künstlichen Intelligenz im Bewerbungsprozess: ein Thema, das vor allem auf HR-Seite heiß diskutiert wurde und wird. Wagen wir in diesem Kontext den Blick über den HR-Tellerrand hinaus, sehen wir schnell, dass die Frage nicht lautet, ob künstliche Intelligenz Prozesse begleitet, sondern in welcher Form sie es tut. Interessant dazu sind Zahlen einer 2020 durchgeführten Umfrage des Trendence Instituts zum Thema „Künstliche Intelligenz (KI) im Bewerbungsprozess“. Befragt wurden circa 40.000 Studierende und knapp 20.000 berufserfahrene Akademikerinnen und Akademiker. Das Ergebnis seinerzeit: 72 Prozent der Befragten stuften KI im Bewerbungsprozess als grundsätzlich sinnvoll ein. Dabei – so die Sichtweise der Befragten – kann KI vor allem zeitliche Ersparnisse liefern. Davon waren 94 Prozent der Teilnehmenden überzeugt. Das ist deshalb eine so bedeutsame Einschätzung, weil gerade der Zeitfaktor an Bedeutung gewinnt, wenn Kandidatinnen und Kandidaten eine Fülle an Auswahloptionen zur Verfügung stehen.

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