damit rechnet: direkt am Arbeitsplatz, auf dem Arbeitsweg oder im privaten Bereich. Immer mit dem größtmöglichen Überraschungseffekt. Damit machen sie neugierig auf die zu besetzende Stelle und ihr Unternehmen. Guerilla Recruiting funktioniert besonders gut bei schwer zu besetzenden Stellen. Hiermit lassen sich Talente ansprechen, die häufig kontaktiert werden und bereits eine gewisse Resistenz gegen Abwerbung entwickelt haben. Dabei ist dieser Recruiting-Ansatz äußerst flexibel und für Unternehmen aller Branchen und Größen geeignet – unabhängig von der zu besetzenden Stelle: Mit Guerilla Recruiting finden Unternehmen Talente auch dann, wenn konventionelle Wege nicht mehr funktionieren. Vorteile gegenüber traditionellem Recruiting Ein relevanter Vorteil gegenüber herkömmlichen Recruiting-Ansätzen ist: Guerilla Recruiting erreicht auch Fachkräfte, die nicht aktiv auf Jobsuche sind, sich einen Jobwechsel bei einem interessanten Angebot aber durchaus vorstellen können. Darüber hinaus ist diese RecruitingMethode ein Turbo für das Employer Branding. Clevere Unternehmen halten die Umsetzung ihrer Guerilla-RecruitingKampagne in Bild und Video fest und teilen sie in den sozialen Medien. Viele außergewöhnliche Kampagnen gehen viral und sorgen so für zusätzliche Interessenten und Bewerber. Ein Vorteil ergibt sich auch bei den Kosten. Denn eine Guerilla-RecruitingAktion muss nicht viel kosten. Es zählt in erster Linie die Idee und nicht das Budget. Das dachte sich auch ein Unternehmen auf der Suche nach neuen Talenten in der Buchhaltung. Die Frage war: Wie überraschen wir diese Fachkräfte mit dem Jobangebot genau dort, wo sie sich tagtäglich aufhalten – bei der Prüfung und Bearbeitung von Buchungen? Die geniale Idee: Es wurde jeweils ein Cent auf die Geschäftskonten ausgewählter Unternehmen überwiesen und der Link zur Landingpage mit dem Stellenangebot im Verwendungszweck versteckt. Besonders aufmerksame und sorgfältige Buchhalter bemerkten und prüften den Mini-Betrag. Die Bewerbungen ließen nicht lange auf sich warten. Die Zahl der zu besetzenden Stellen ist derzeit so hoch wie nie. Die Zeiten, in denen Unternehmen auf ihre Stellenanzeigen dutzende Bewerbungen erhielten, sind vorbei. Heute müssen sie proaktiv auf Talente zugehen und diese beim ersten Kontakt begeistern. Das Überraschungsmoment ist eines der wichtigsten Vorteile der Guerilla-Methode, die Interesse durch provokative, überraschende und humorvolle Ansprache weckt und Interessenten so zur Kontaktaufnahme und Bewerbung verführt. Damit erreichen Unternehmen mehr und andere Kandidatinnen und Kandidaten als die Konkurrenz. Es gibt keinen vergleichbaren Recruiting-Ansatz, der so effektiv ist. Auch der britische Nachrichtendienst GCHQ findet Talente mit der Guerilla-Methode. Was liegt näher, als potenziellen Kandidaten gleich einen Vorgeschmack auf die zukünftige Arbeit zu geben? Der GCHQ schuf einen „Wettbewerb“, bei dem die besten Talente gegeneinander antraten. Sie hatten die fast unlösbare Aufgabe, einen Code auf der Webseite zu knacken. Von 400.000 Personen, die es versuchten, schaffte es nur ein Prozent. Das waren immerhin 4.000 hochqualifizierte IT-Spezialistinnen und IT-Spezialisten, deren Kontaktdaten der Nachrichtendienst nun besitzt. Die Zielgruppe ist der Schlüssel zum Erfolg Nicht nur im Guerilla Recruiting gilt: Arbeitgeber müssen zuerst überlegen, wen sie suchen, dann können sie entscheiden, wie sie suchen. Eine detaillierte Bestimmung und Analyse der Zielgruppe ist Voraussetzung für die Entwicklung passgenauer Ideen für eine RecruitingKampagne. Gehen Sie dabei strukturiert vor und beantworten Sie im ersten Schritt diese Fragen: • Welche beruflichen Erfahrungen, Kenntnisse und Fähigkeiten sind für die jeweilige Stelle relevant? • Welche Persönlichkeitsmerkmale sind für die Stelle besonders wichtig? • In welchen Branchen, Unternehmen, Berufen arbeiten potenzielle Kandidatinnen und Kandidaten mit diesen Erfahrungen, Kenntnissen und Fähigkeiten? Anhand dieser Ergebnisse listen Sie im zweiten Schritt möglichst viele unterschiedliche Personengruppen auf. Denken Sie breit und erfassen Sie auch solche, die bisher nicht betrachtet wurden und auf den ersten Blick ungewohnt und neu erscheinen. Vergessen Sie Berufsanfängerinnen und Berufsanfänger sowie Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger nicht. Für jede Stelle lässt sich mit der richtigen Kreativmethode in kurzer Zeit ein komplettes Flipchart mit unterschiedlichen Zielgruppen füllen. Im dritten Schritt suchen Sie geeignete Zielgruppen aus und analysieren diese im Detail. Hierbei eignet sich die EmpathyMap-Methode besonders gut – ein Visualisierungstool, mit dem die Bedürfnisse und Gefühle einer avisierten Zielgruppe klar benannt werden. Dabei tauchen Sie in den privaten und beruflichen Alltag dieser Personen ein und beschreiben diese anhand folgender Kriterien: • Was sehen, denken, fühlen, hören, lesen, sagen und tun sie? • Wo halten sie sich auf? • Was ärgert und nervt sie? • Was motiviert sie? • Was sind ihre beruflichen Herausforderungen, Wünsche und Ziele? So gelingen Ihre Guerilla- Recruiting-Kampagnen • Setzen Sie Guerilla Recruiting gezielt ein: Seien Sie mutig und kreativ und probieren Sie diese innovative Methode aus. Nehmen Sie eine wichtige Stelle und entwickeln Sie überraschende, unkonventionelle Ideen, um Kandidatinnen und Kandidaten der Zielgruppe anzusprechen. Aber übertreiben Sie es nicht: Guerilla ReFRANK THIEME verantwortet das europäische Personalwesen bei einem kanadischen Automobilzulieferer. Zuletzt arbeitete er mehrere Jahre als selbstständiger Berater, Trainer und Business-Coach für Mitarbeiterbindung und innovatives Recruiting. 20 Trends im Recruiting personalmagazin plus: Trends im Recruiting Foto: Oxana Wehmann
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