Stellenanzeigen 15 Kolleginnen und -Kollegen zeigen, diese aber in der Realität nicht aufzufinden sind, dann stellt sich die Frage, was eigentlich noch alles falsch ist an der Anzeige. Deshalb gilt: Bilder sollten echte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in einer realen Arbeitsumgebung zeigen. Wer die Abbildung der Realität gut findet, bewirbt sich und passt ins Unternehmen. Es ist möglich, bereits mit der Stellenanzeige den Cultural Fit zu fördern. Dafür empfiehlt es sich, einen Absatz zum Thema „Kultur und Arbeitsweise“ einzufügen. Damit kann die Stellenanzeige einen ersten Einblick ins Unternehmen gewähren. Einige Beispiele für Fragen, die in diesem Abschnitt der Stellenanzeige beantwortet werden können: • Wie arbeitet das Team, in dem die Position angesiedelt ist? • Wie oft finden Meetings statt? • Was versteht das Unternehmen unter agiler Arbeitsweise? • Wie ist der Umgang mit Fehlern? • Wie wird die Entwicklung der Mitarbeitenden im Unternehmen gefördert? • Welche besonderen Ereignisse werden gefeiert? • Wie wird Work-Life-Balance gelebt? • Wie verbringen die Beschäftigten die Mittagspause? Tipp: Da es noch keine eigene Kategorie für Unternehmenskultur in den Jobbörsen gibt, aber das Freitextfeld für die Benefits in den Zeichen meist unbeschränkt ist, können Sie an dieser Stelle zwei Absätze einfügen – einen für Kultur und einen für die Benefits. Wertschätzung für langfristige Bindung Welche Wertschätzung den Mitarbeitenden zukommt, wird in Stellenanzeigen meist in der Kategorie Benefits ausgedrückt. Hier gilt es alles aufzuzeigen, was monetär und immateriell den Mitarbeitenden zugute kommt. Dazu gehört einerseits die Flexibilität in Ort und Zeit, die der Job mitbringen kann, um die Work-Life-Balance positiv zu gestalten. Finanzielle Aspekte sind natürlich das Gehalt, welches sich immer häufiger in Stellenanzeigen findet, zumindest in der Angabe einer Gehaltsspanne. Die Angabe des Gehalts führt übrigens zu einer positiven Selbstselektion: Es müssen weniger Gespräche mit Personen geführt werden, mit denen Sie sich sowieso nicht einig geworden wären. Wertschätzend ist übrigens auch, dass die Gehaltsverhandlung auf Augenhöhe stattfindet und transparent geführt wird. Zu finanziellen Aspekten der Benefits gehören ebenso Zuschüsse zur Kinderbetreuung, zur Mobilität (öffentliche Verkehrsmittel, Dienstwagen oder Jobrad), zur Altersvorsorge, zur Krankenversicherung, zur Wohnungssuche, zum Mittagessen und vieles mehr. Manchmal sind es diese Zuwendungen, die den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern das Leben erleichtern und den Ausschlag für eine Bewerbung geben und gleichzeitig für den Arbeitgeber keine hohen Kosten verursachen. Natürlich zeigen auch Obstkörbe, kostenlose Getränke und Tischkicker Wertschätzung. Diese sollten allerdings nicht die einzigen Aspekte sein. Es kommt vielmehr darauf an, die Bedürfnisse der Zielgruppe zu erkennen und Unterstützung zu bieten. Tipp: Fragen Sie Ihre Mitarbeitenden, welche Unterstützung sie in der jetzigen Lebenssituation brauchen. Sie werden wichtige Erkenntnisse gewinnen! Leichtigkeit im Bewerbungsprozess Das Ziel der Stellenanzeige ist klar: Eine Bewerbung soll ausgelöst werden. Doch genau an dieser Stelle wird es den Interessenten häufig schwer gemacht. Arbeitgeber sollten immer mit bedenken, dass häufig auf Mobilgeräten nach neuen Jobs gesucht wird und dass die meisten Menschen ihren Lebenslauf und ihre Zeugnisse nicht auf dem Handy gespeichert haben. Wenn es um schwer zu besetzende Stellen geht, sollte die Hürde für eine Bewerbung so niedrig wie möglich sein. Das ist dann gegeben, wenn hinter dem „Bewerben“-Button ein kurzes Bewerbungsformular bestehend aus Vorname, Nachname, E-Mail-Adresse und Telefonnummer hinterlegt ist. Zusätzlich kann freiwillig ein Lebenslauf hochgeladen oder ein Xing- oder Linkedin-Profil eingetragen werden. Benötigt der Arbeitgeber für die Entscheidung, wer zu einem Gespräch eingeladen wird, weitere Unterlagen, kann er diese über die angegebenen Kontaktdaten nachfordern. Darüber hinaus ist die gute alte E-Mail ein beliebtes Bewerbungsinstrument, und es sollte möglich sein, die Unterlagen auch auf diesem Weg einzureichen. Eine Stellenanzeige wirkt besonders sympathisch, wenn eine Kontaktperson mit Bild, Telefonnummer und E-Mail-Adresse angegeben ist. Keine Sorge, es rufen nicht so viele Bewerberinnen und Bewerber an – nur die mit wirklich großem Interesse. Wer als besonders guter Arbeitgeber punkten möchte, stellt den Bewerbungsprozess transparent in der Stellenanzeige dar. Dafür genügt ein Satz oder eine Darstellung mit Pfeilen, mit wie vielen Gesprächen, Tests oder anderen Auswahlverfahren in welchem Zeitraum gerechnet werden muss, bis es zur Vertragsunterzeichnung kommt. Tipp: Bewerben Sie sich bei sich selbst und erleben Sie den Prozess aus der Bewerberperspektive. Das bringt bestimmt neue Erkenntnisse und Ideen! Die Zukunft der Stellenanzeige Die Stellenanzeige wird noch eine ganze Weile ein wesentliches Recruitinginstrument bleiben. Es gibt jedoch eine berechtigte Hoffnung, dass sie moderner wird – sowohl im Erscheinungsbild als auch bei den Inhalten. Möglich ist es zum Beispiel, PodcastEpisoden zum jeweiligen Job zu integrieren, die Kolleginnen und Kollegen mit einem Video vorzustellen oder durch Testimonials die Aufgabe zu verdeutlichen. Bei der inhaltlichen Weiterentwicklung wird sich eine lebendige Darstellung von Team- und Unternehmenskultur in der Stellenanzeige etablieren. Damit rückt die Stellenanzeige ihrem ureigensten Ziel einen Schritt näher: Sie soll Vorfreude auf den zukünftigen Job auslösen und ein „Ich will da unbedingt hin“-Gefühl für das Unternehmen entfachen. MADELEINE KERN gründete 2019 ihr eigenes Unternehmen „Personalmarketing Kern“. Sie unterstützt kleine und mittelständische Unternehmen mit Workshops und Beratung zur Optimierung der Stellenanzeigen und Arbeitgebermarke.
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