Personalmagazin 12/2021

Auftakt 9 Tarifbindung eng zusammenhängt“. Hier will man deutlich gegensteuern. Die Linke spricht sich für eine überwiegende Finan- zierung durch Arbeitgeber anstelle der Beschäftigten aus, da die bAV als „zusätz- liche betriebliche Sozialleistung“ einge- ordnet wird. Die Partei will die demografi- schen Herausforderungen innerhalb der gesetzlichen Rentenversicherung lösen, deren Rentenniveau auf 53 Prozent er- höhen und sie zur „Lebensstandardsiche- rung für alle Erwerbstätigen“ ausbauen. Betriebsrenten via Opt-out-Modell Seit Jahren gilt der Mittelstand als Sorgenkind der bAV. Je geringer die Beschäftigtenzahlen pro Betrieb aus- fallen, desto weniger sind betriebliche Vorsorgelösungen verbreitet. Soweit die Faktenlage. Die Parteien wollen dies auf ganz unterschiedlichen Wegen lö- sen. Die CDU/CSU spricht sich für eine SPD Eine bAV soll für möglichst viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zur Verfügung stehen. Mit dem Betriebsrenten- stärkungsgesetz wurde der Einstieg in eine bAV gerade für KMU erleichtert. Es ist jedoch zu früh, um ein Urteil über die Auswirkungen des Gesetzes fällen zu können. CDU/CSU Noch mehr Menschen sollen betrieblich für ihr Alter vorsorgen und damit an der guten wirtschaftlichen Entwicklung unseres Landes teilhaben. Eine auskömmliche Alterssicherung hängt auch von der zusätzlichen Vorsorge ab. Daher soll die Mitnahme der Ansprüche aus einer bAV beim Jobwechsel weiter verbes- sert werden. Insgesamt soll die bAV gerade für KMU bürokratie- ärmer werden. Bündnis 90/ Die Grünen Die bAV erreicht heute lediglich einen begrenzten Personenkreis nicht nur, weil sie für KMU aufwendig zu administrieren ist. Ob Formen der bAV vonseiten der Betriebe aktiv angeboten werden, ist stark branchenabhängig. Vielen Beschäftigten steht daher kein bAV-Angebot zur Verfügung. Ein „Bürgerinnenfonds“ soll die Hemmnisse für ihre geringe Verbreitung deutlich verringern (sie- he Tabelle „Reformbedarf“). Zudem sollen Arbeitgeber verpflichtet werden, allen Beschäftigten ein bAV-Angebot zu machen, und dieses mitfinanzieren. Damit dies auch für kleine Unternehmen tragbar ist, will man für diese Gruppe die reine Beitragsgarantie einführen, sie bei der Haftung entlasten und so für eine bessere bAV-Verbreitung sorgen. Betriebsrentenverträge sollen bei einem Arbeitgeberwechsel mitgenommen werden können, sofern sie über den „Bürgerinnenfonds“ abgeschlossen wurden. FDP Gerade für KMU ist die bAV häufig mit großem administrati- vem Aufwand verbunden – und deshalb wird sie zu häufig nicht angeboten. Arbeitgeber sollen die Möglichkeit erhalten, dass sie ganze Belegschaften automatisch in die bAV einbeziehen können – verbunden mit der Option des Austritts (Opt-out). Traditionelle und wenig rentable Anlagestrategien will man in der bAV wie auch in anderen Altersvorsorgeformen reformieren und um moderne und renditeträchtige Anlagestrategien wie Aktien und Fonds ergänzen. Das bereits seit 2004 bestehende Problem der Doppelverbeitragung in der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung soll dringend angegangen werden, um Vertrauen zurückzugewinnen. Fokus Mittelstand Verbesserung der Portabilität, also der Mitnahme von Rentenansprüchen von Beschäftigten bei Jobwechseln, aus. Die FDP plädiert dafür, dass Arbeitgeber die Möglichkeit erhalten, ihre kompletten Belegschaften automatisch in die bAV einzubeziehen – dies aber per Opt-out- Modell. Die Beschäftigten müssten dann aktiv widersprechen, wenn sie nicht teil- nehmen wollen. Zudem weisen die Frei- en Demokraten ebenso wie die AfD auf das Problem der Doppelverbeitragung in der gesetzlichen Kranken- und Ren- tenversicherung hin, das gelöst werden müsste, um verlorengegangenes Vertrau- en zurückzugewinnen. Darüber hinaus kokettiert die Alternative für Deutsch- land, bemerkenswerterweise ähnlich wie die Linken, mit einer „freiwilligen bAV als dritte Säule“ des Rentensystems zu- Haben Sie Ideen oder Konzepte, wie die Verbreitung der bAV bei kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) verbessert werden könnte?

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