Personalmagazin 12/2021

Betriebliche Altersversorgung dere Direktversicherungen, häufig direkt übernommen. Dies führt mit der Zeit zu einer Ansammlung verschiedenster Zu- sagen im Unternehmen und erschwert so den Überblick über die eigene Ver- sorgungslandschaft und die Verwaltung der eigenen bAV. Hinzu kommen etwaige Risiken aus den alten Zusagen, die der neue Arbeitnehmer in diesem Fall blind übernimmt. Stattdessen bietet sich als einfache Lösung an, auch zur Abdeckung der Portabilität eine designierte Gruppen- versicherung einzurichten, in welcher alle übertragenen Anwartschaften gebündelt werden. Eine schlanke Mindestlösung sollte also aus einer oder wenigen Gruppenversiche- rungen bestehen und Rechtsansprüche der Arbeitnehmer hinreichend erfüllen. Dabei lohnt es, sich auch mit weiteren Gestaltungsmöglichkeiten genauer aus- einanderzusetzen und so die richtige Lö- sung für das eigene Unternehmen zu fin- den. Neben Kosten und Renditechancen rückt hier zunehmend auch das Thema der Mitarbeiterkommunikation in den Fokus. Auf regelmäßige Standmitteilun- gen zur individuellen Versorgungslage der Mitarbeitenden sollte bei der Auswahl des Anbieters ebenso geachtet werden wie auf die Möglichkeit der individuellen Mit- arbeiterberatung durch den Versorgungs- träger. Auch das Vorhandensein eines On- line-Portals, in welchem Mitarbeitende jederzeit den Stand ihrer bAV einsehen können, zeichnet ein modernes System aus. Neben höchstmöglicher Transparenz gegenüber den Mitarbeitenden führt dies nicht zuletzt auch zur Entlastung der eige- nen Personalabteilung. Ein Wermutstropfen bleibt: Im Niedrig- zinsumfeld wird es zunehmend schwie- riger für die Versicherer, Produkte mit attraktiven Renditechancen bei gleich- zeitig hohem Garantieniveau anzubieten. Grundsätzlich stehen die Renditechancen im gegenläufigen Zusammenhang zum Garantieniveau. Dies spiegelt sich auch in den Produktportfolios der Versicherer wider. Ein modernes Versorgungskonzept kann diesem Sachverhalt beispielsweise dadurch Rechnung tragen, indem den Mit- arbeitenden, je nach individueller Risiko- präferenz, die Auswahl zwischen zwei oder mehreren Produkten eingeräumt wird. Das Niedrigzinsumfeld zeigt sich auch in der Absenkung des Höchstrechnungszinses in der Lebensversicherung von derzeit 0,9 Prozent auf 0,25 Prozent ab 1. Januar 2022. Umso wichtiger wird es also, dem Auswahlprozess hohe Aufmerksamkeit bei- zumessen und eine hinreichende Zahl von Angeboten zu vergleichen. Lösung zwei: Wertpapier­ gebundene Direktzusage Der Durchführungsweg der Direktzusage bietet ein hohes Maß an Flexibilität in der Ausgestaltung. Somit lassen sich moderne Versorgungskonzepte an die Bedürfnisse der Unternehmen und der Beschäftigten entsprechend individuell anpassen. Ei- nige unserer Mandanten und Mandan- tinnen haben sich daher bewusst für die- sen Durchführungsweg entschieden. Aus unserer Sicht hängt die Attraktivität und die Wertschätzung von bAV maßgeblich von den folgenden vier Faktoren ab. Transparenz Mitarbeitende wissen es zu schätzen, wenn die zugesagten Leistungen mög- lichst leicht verständlich sind. Zudem sollte sich zur Erhöhung der Wertschät- zung auch der Arbeitgeber bei der Fi- nanzierung beteiligen. Durch die Zusage eines konkreten Beitrags und den Aufbau eines Versorgungskontos ist die Trans- parenz für die Mitarbeitenden, aber auch für das Unternehmen jederzeit gewahrt. Verständlichkeit Ein attraktives Versorgungsmodell für die Beschäftigten muss auch entspre- chend gut kommuniziert werden. Es ist dabei nicht ausreichend, sich auf Hoch- glanzbroschüren oder den Ausdruck der Versorgungsregelung zu beschränken. Mehrere Studien haben gezeigt, dass sich die Mitarbeitenden beim Thema Alters- vorsorge insbesondere auch persönliche Beratung wünschen. Dies kann auch per Video oder per Chat geschehen. Wich- tig ist dabei aus unserer Erfahrung, dass man die Mitarbeitenden auch erreicht. Ein Eintrag im Intranet hilft in der Regel nicht, wenn ein Großteil der Beschäftig- ten keinen Zugang dazu hat (etwa in der Produktion). Zielführender ist es, einen Zugang auch vom Rechner zu Hause oder per Smartphone zu ermöglichen. Flexibilität Grundsätzlich erhöht sich die Wertschät- zung der bAV, wenn die Mitarbeitenden Wahlmöglichkeiten haben und einzelne Komponenten gezielt anhand ihrer Be- FLORIAN GIHR ist Assistant Manager, Deal Advisory Pensions, KPMG AG Wirt- schaftsprüfungsgesellschaft. TOBIAS SCHMITZ ist Senior Manager, Deal Advisory Pensions, KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. DR. CLAUDIA VEH ist Director, Deal Advisory Pensions, KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. 30 personalmagazin plus: bAV

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