Personalmagazin 12/2021

12 personalmagazin plus: bAV KAY SCHELAUSKE ist Finanz- und Wirt- schaftsjournalist mit den Schwerpunk- ten Altersvorsorge und Investmentfonds. Betriebliche Altersversorgung SPD Eine ergänzende private Altersvorsorge ist kein Ersatz für die gesetzliche Rente. Die bisherigen Ergebnisse der Riester-Rente sind nicht zufriedenstellend. Bei klassi- schen privaten Angeboten der Altersvorsorge sollen des- halb bürokratische Hemmnisse abgebaut und Kosten gesenkt werden. Mit dem Ziel einer attraktiven privaten Altersvorsorge setzt man sich für ein neues standar- disiertes Angebot ein, das kostengünstig, digital und grenzüberschreitend ist und nach schwedischem Vor- bild auch von einer öffentlichen Institution angeboten wird. Die Förderung neuer Verträge soll auf Zuschüssen für untere und mittlere Einkommensgruppen beschränkt bleiben. CDU/CSU Bei der privaten staatlich geförderten Altersvorsorge ist ein Neustart geplant, um sie effizienter, transparenter und dadurch attraktiver und einfacher zu machen. Das Produkt soll per Opt-out verpflichtend für alle Be- schäftigten sein. Es soll ohne Abschlusskosten und mit möglichst niedrigen Verwaltungskosten auskommen. Dabei soll es eine attraktive und unbürokratische Förde- rung durch den Staat geben. Es soll Produkte mit und ohne Leistungsgarantie geben. Sollten dann nicht mehr Menschen privat vorsorgen, wird das Produktportfolio um ein staatlich organisiertes Standardvorsorgeprodukt erweitert und dabei geprüft, ob ein stärkeres Maß an Verbindlichkeit erforderlich ist. Bündnis 90/ Die Grünen Die Riester-Rente hat sich als ein völliger Fehlschlag herausgestellt und die Rürup-Rente hat gravierende Schwächen. Profitabel sind sie oft nur für die Versiche- rungswirtschaft oder dank der öffentlichen Förderung. Deswegen sollen die Riester- und Rürup-Rente durch einen öffentlich sowie unabhängig verwalteten „Bürgerin- nenfonds“ ersetzt werden. Der Fonds investiert langfristig anhand von ESG-Nachhaltigkeitskriterien und streut die Risiken breit, sodass keine Garantien erforderlich sind. FDP Reformieren. Um die geförderte Altersvorsorge zukunfts- fest zu gestalten, will die Partei künftig auch und vor allem Produkte ohne Beitragsgarantien im Rahmen der geförderten Altersvorsorge zulassen. Auch die Anlage- vorschriften bei der staatlich geförderten Altersvorsor- ge, zum Beispiel bei Riester-Verträgen, sollen geöffnet werden. Der Wohn-Riester bleibt dabei unberührt. Die Sparerinnen und Sparer sollen selbst über den für sie passenden Rendite- und Risikomix sowie die Anlagefor- men entscheiden. So können die erreichbaren Renditen erhöht werden, Aktien und Aktienfonds sind zudem nicht vom sinkenden Höchstrechnungszins betroffen. Das stär- ke auch die bisher leider unterentwickelte Aktienkultur in Deutschland und öffne die europaweite Altersvorsorge (PEPP) für die staatliche Förderung in Deutschland. Ins- gesamt soll die geförderte Altersvorsorge einfacher und verbraucherfreundlicher werden. Fokus Riester-Rente schluss- und nur mit geringen Verwal- tungskosten auskommen muss, mit einer unbürokratischen, attraktiven Förderung ausgestattet sowie mit und ohne Leis- tungsgarantie erhältlich sein soll. Standardprodukt statt Riester-Rente Ein Abschied von der Riester-Rente wür- de zumindest die bAV-Welt wohl nicht durcheinanderwirbeln. Dafür ist die För- derrente doch stärker in der privaten Al- tersvorsorge verankert. Aber ein Nachfol- ge-„Standard-Vorsorgeprodukt“, das auch wieder für Erwerbstätige zugänglich ist, würde die Vielfalt erhöhen und damit die künftige bAV-Welt nicht gerade übersicht- licher machen. Es sei denn, ein anderer Förderweg wird gleichzeitig geschlossen. Davon ist jedoch bisher nicht die Rede. Mit Blick auf die Zukunft des bislang wirkungslos gebliebenen Sozialpartner- modells geht der Trend dahin, dass eher Hindernisse aus dem Weg geräumt wer- den sollen, statt gleich das komplette Mo- dell abzuräumen. Insgesamt geht die größere Reformkraft zumindest mit Blick auf die erste Hälfte der neuen Legislaturperiode von einer Jamaika- Koalition aus. Ganz gleich, ob es um die bAV-Verbreitung, die Förderung von Gering- verdienern oder eben die Perspektiven des Sozialpartnermodells geht: Die Sozialdemo- kraten verweisen stets auf das von ihnen initiierte Betriebsrentenstärkungsgesetz, dessen Wirkungen auch nach fast vier Jah- ren noch weiter evaluiert werden müsste, bevor Reformvorschläge erwartet werden könnten. Die Christdemokratenmüssen hier keine eigenen Projekte verteidigen. Zudem lassen ihre vielfach wenig konkreten An- gaben eine größere Offenheit erwarten, be- stehende bAV-Wege neu auszurichten oder wohlmöglich ganz zu beenden. Die Absenkung des Höchstrechnungszinses auf 0,25 Prozent führt die Riester-Rente aufgrund ihrer Bruttobeitragsgarantie ab 2022 ins Abseits. Würden Sie die Förderrente stilllegen, reformieren oder innerhalb der bAV ein neues Fördermodell etablieren?

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