Personalmagazin plus 10/2021
HR-Software 12 personalmagazin plus: HR-Software 2021 übernommen werden. Auf Grundlage einer datengeschützten und wissenschaftlich fundierten Textanalyse kann KI sogar den voraussichtlichen Erfolg einer Stellenanzeige prognos- tizieren. Optimierte Stellentitel Der Stellentitel ist maßgeblich mitverantwortlich für den Erfolg einer Anzeige. Er liefert wichtige Stichworte für den Algorith- mus in einer Stellensuche, zum Beispiel bei einer Jobbörse oder Google. Dafür ist es wichtig, dass der Titel dem entspricht, was die Stellensuchenden suchen. Doch angezeigt ist noch nicht angeklickt. Daher muss der Stellentitel die Jobsuchenden auch dazu bewegen, dass sie mehr über diese Stelle erfahren wollen. Hinzu kommt der sogenannte Influencer-Effekt, der dafür sorgt, dass häufig angeklickte Stellentitel weiter oben in den Ergebnis- listen angezeigt werden. Daher ist ein optimierter Stellentitel eine Grundvoraussetzung für den Erfolg einer Stellenanzeige. Setzt man für die Stellentiteloptimierung eine KI-basierte Software ein, in unserem Beispiel das Augmented-Writing-Tool „Better Ads“ von Milch & Zucker, sorgt ein „Deep Learning“ für die optimierte Reichweite. Die Software analysiert den Stellentitel, ermittelt die zugrunde liegende Berufsbezeichnung und unterbreitet je nach Ergebnis folgende Vorschläge: • die genderalternative-Form (zum Beispiel Entwicklungsinge- nieurin bei Entwicklungsingenieur), • die genderneutrale Bezeichnung (zum Beispiel Sekretariats- kraft statt Sekretär und Sekretärin), • alternative Bezeichnungen für das gleiche Berufsfeld mit iden- tischen Kompetenzen (zum Beispiel Software-Developer bei Software-Entwickler). Die Vorschläge können Anstoß geben für eine alternative Titel- formulierung, sodass mehr Stellensuchende auf die Stelle auf- merksam werden. Neben den Wortvorschlägen ermittelt das Programm auch einen Score über die zu erwartende Reichweite für diese Anzeige. Sie zeigt an, wie häufig diese voraussichtlich pro Tag gefunden und geklickt wird. Die Vorhersage basiert auf Klickraten von etwa 50.000 aktuellen Anzeigen in der Jobbörse Jobstairs. An- hand dieser Sammlung lernt ein tiefes neuronales Netz, durch nichtlineare Regression die Reichweite für unbekannte Anzeigen vorherzusagen. Push- und Pull-Wörter Ein immer wiederkehrendes Thema – auch in inter nationalen Studien – ist die Frage nach einer ge schlechterspezifischen Wahrnehmung von bestimm ten Formulierungen in Stellenanzeigen. Dabei wird normalerweise zwischen männlicher und weiblicher Sprache unterschieden. Das übereinstimmende Ergebnis der Studien lautet: Als männlich bezeichnete Begriffe in einer Stellen anzeige sprechen Männer an und hemmen Frauen, sich zu bewerben. Andererseits sprechen als weiblich titulierte Begriffe sowohl mehr Frauen als auch mehr Männer an. Eine Forschungskooperation zum Thema Augmen ted Writing mit der Universität Gießen (Prof. Dr. M. Kersting und PD Dr. O. Linnyk) entschied sich für eine genderunabhängige Betrachtungsweise. Dazu wählten die Beteiligten eine praxisnähere Definition, die das Ergebnis der Wortwahl in den Vordergrund stellt: Begriffe, die eine Bewerbung hemmen, wer den als Push-Wörter bezeichnet; Ausdrücke, die zur Bewerbung ermutigen, werden als Pull-Wörter be schrieben. Um die relevanten Push- und Pull-Wörter zu identi fizieren, wurden zunächst stereotype Wörter durch menschliche Annotation ausgewählt. Dafür wurde Expertenwissen aus den internationalen Vorarbeiten auf dem Feld der Psychologie gesammelt. Die Theorie wurde in eigenen Studien überprüft und erste Ergeb nisse wurden bereits veröffentlicht. Um den Effekt zu Push- und Pull-Wörtern zu messen, wurde ein eigenes Experiment nach wissenschaft lichen Kriterien durchgeführt, als sogenannter Sin gle-Blind-A-/B-Test. Zum Einsatz kamen Eckdaten aus mehr als 50 Anzeigen von drei Unternehmen aus verschiedenen Branchen und mit unterschiedlichen Einstiegsleveln. Ins Rennen gingen jeweils der Origi naltext sowie ein optimierter Text. Gemessen wurde, wie oft bei gleicher Schaltung ein Klick auf den „Jetzt bewerben“-Button erfolgte. Das Ergebnis: Durch die Textoptimierung konnten bis zu 75 Prozent mehr Klicks auf den Bewerben-Button ausgelöst werden. Außerdem stieg die Verweildauer auf den optimierten Anzeigen um bis zu 300 Pro zent und die Zahl der (Wieder-)Aufrufe stieg um 320 Prozent. Beispiele Push-Wörter Beispiele Pull-Wörter • beste • engagiert • dynamisch • kreativ • Leistung • innovativ • selbstständig • teambildend • zielstrebig • zuverlässig
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