Personalmagazin: Wo liegen derzeit die Schwerpunkte Ihrer arbeitsrechtlichen Beratung? Michael Bogati: Bei einer Vielzahl von Unternehmen geraten – nicht zuletzt durch die angespannten Rahmenbedingungen – innerbetriebliche Mechanismen in der Zusammenarbeit der Betriebspartner unter Druck. Wir beobachten und begleiten eine Vielzahl entsprechender Konflikte und insbesondere betriebsverfassungsrechtliche Einigungsstellenverfahren. Das betrifft nehmen eingesetzt werden, die ein griechischer Arbeitgeber verleiht und die vom Homeoffice aus in der Türkei tätig werden. Gerade wegen der erheblichen Haftungsrisiken und möglichen strafrechtlichen Berührungspunkte beim Fremdpersonaleinsatz ist größtes Augenmerk nicht nur auf die Gestaltung, sondern auch auf die tatsächliche Umsetzung der Konstruktionen zu richten. Mit welchen wichtigen arbeitsrechtlichen Fragen werden die Unternehmen in naher Zukunft konfrontiert sein? Wie können sie sich vorbereiten? Bogati: Zwei Themenbereiche werden meines Erachtens weiterhin spürbar an Bedeutung gewinnen: Digitalisierung sowie Datenverarbeitung im Arbeitsverhältnis und damit zusammenhängende Fragen sowie Arbeitssicherheit und Arbeitsschutz, die in vielen Unternehmen jedenfalls in rechtlicher Hinsicht stiefmütterlich behandelt werden. Wir sind mit unseren langjährigen Mandanten immer zu aktuellen Themen in Kontakt und zeigen aktiv Handlungsbedarfe auf, da wir die Strukturen unserer Mandanten kennen. Wir referieren zudem auch regelmäßig auf Fortbildungsveranstaltungen zu aktuellen Themen oder halten auf Wunsch auch entsprechende Inhouseschulungen. Frings: Für alle Unternehmen ist es unausweichlich, sich mit dem Thema der Attraktivität im Wettbewerb um Fachkräfte auseinanderzusetzen. Trotz Zuwanderung wird sich der Fachkräftemangel perspektivisch weiter zuspitzen. Da reicht es nicht, diese Themen nur schlagwortartig herauszustellen, sie müssen auch in der betrieblichen Wirklichkeit umgesetzt und dafür der – teilweise komplexe – rechtliche Rahmen geschaffen werden. auch Themen, die sonst regelmäßig im Konsens gelöst werden können. Im Übrigen haben sich Schwerpunkte nicht verschoben. Wir beraten weiterhin vielfach Unternehmen in herausfordernden wirtschaftlichen Situationen bei Restrukturierungs- und Personalabbaumaßnahmen, aber leisten auch im Rahmen der Dauerberatung die komplette juristische Begleitung der Arbeit von Personalabteilungen, angefangen von der Erstellung und Überarbeitung von Vertragsmustern, der Entwicklung von Vergütungs- und Arbeitszeitmodellen bis hin zu Trennungen und gegebenenfalls der Prozessführung. Arno Frings: Im Bereich der Vorstände und Geschäftsführer bemerkt man größere Nervosität, sowohl auf Seiten der Organe wie auch der Unternehmensgremien. Vielfach stellen sich Haftungsfragen, die wir begleiten, und es vollziehen sich Trennungen. In der jüngeren Zeit hat sich in unserer Praxis zudem ein besonderer Schwerpunkt in der Betreuung von Chefärzten ergeben. Lieferengpässe belasten dieWirtschaft und sorgen in den Unternehmen dafür, dass oft nicht in vollem Umfang gearbeitet werden kann. Wie können die Arbeitgeber auf stark schwankenden Personalbedarf reagieren? Bogati: Die Instrumente sind im Grunde dieselben wie auch in der Vergangenheit, sie werden nur intensiver und teilweise spezifischer genutzt. Weiterhin sind Kurzarbeit, flexible Arbeitszeitmodelle mit Langzeitkonten und Fremdpersonaleinsatz im Rahmen von Arbeitnehmerüberlassung oder als Werkvertragsleistungen die Mittel der Wahl. Die Fragen werden allerdings komplexer, wenn beispielsweise Leiharbeitnehmer von einem deutschen Unter- „ Für alle Unternehmen ist es unausweichlich, sich mit dem Thema der Attraktivität im Wettbewerb um Fachkräfte auseinander- zusetzen.“ Dr. Arno Frings (links), und Michael Bogati, Gründungspartner von fringspartners im Interview fringspartners 37
RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc4MQ==