Personalmagazin plus 7/2022

leider nicht getan ist. Unangenehme sozialversicherungs- und steuerrechtliche Probleme sorgen dafür, dass die Arbeit vom Ausland aus komplizierter ist, als man es gerne hätte. Der andere Aspekt ist eine zunehmende zeitliche Mobilität des Arbeitens. Es wird so gearbeitet, dass sich die Arbeit möglichst reibungslos ins Privatleben integriert. Im Laufe des Tages holt man die Kinder aus der Kita, nimmt einen Arzttermin wahr oder geht zu einer Wohnungsbesichtigung. Dafür arbeitet man abends länger oder am Wochenende. Auch hier hinken die gesetzlichen Regelungen hinterher. Mit dem starren Arbeitszeitgesetz passt eine solche Flexibilität nur schlecht zusammen. Unbegrenzte Mobilität wirft neue Probleme auf, für die Lösungen gefunden werden müssen. Wie soll Teambuilding noch funktionieren, wenn man sich nur virtuell begegnet? Wie kann ein gutes Onboarding neuer Mitarbeitender aussehen, wenn die Kollegen alle remote arbeiten? Für Fragen der Unternehmenskultur, Fragen der Mitarbeiterführung sowie für die Kommunikation innerhalb eines Unternehmens müssen neue Antworten gefunden werden, wenn überwiegend nicht mehr in Präsenz gearbeitet wird. Arbeitszeit wird flexibler sein Die Fünftagewoche mit jeweils acht Stunden war jahrzehntelang der Klassiker, fast schon die Definition von „Vollzeit“ schlechthin. Das verändert sich bereits jetzt und wird sich künftig weiter flexibilisieren. Die Viertagewoche (mit vier mal neun oder vier mal zehn Stunden) kann den Vorteil bieten, dass betriebliche „Randzeiten“ besser abgedeckt werden. Eine Sechstagewoche mit sechs mal sechs Stunden und einem intelligenten Schichtsystem schafft es annähernd, aus Vollzeitmitarbeitern Halbtagsbeschäftigte zu machen. Sowohl aus Arbeitnehmer- als auch aus Arbeitgebersicht ist es sinnvoll zu überlegen, wie eine optimale Lösung für den eigenen Betrieb aussehen könnte. Ein unflexibles Arbeitszeitgesetz steht dabei derzeit ebenso noch im Weg wie über Jahrzehnte etablierte Zuschlagszahlungen für erbrachte Arbeit außerhalb üblicher Arbeitszeitkorridore. Neue flexible, anpassbare, ausgeklügelte Arbeitszeitmodelle werden an die Stelle des Achtstundentags treten. Bereits jetzt In die Zukunft zu schauen, ist ein schwieriges Unterfangen. Die nahe Zukunft vermag man sich noch gut vorzustellen. Die Zukunft in 20 oder 30 Jahren ist jedoch völlig unvorstellbar und spekulativ. Langfristprognosen haben sich bislang selten bewahrheitet. Seit Beginn der industriellen Revolution ist beispielsweise immer wieder das „Ende der Arbeit“ vorausgesagt worden. Rationalisierung und Automatisierung würden dazu führen, dass unsere Arbeitsplätze „wegrationalisiert“ würden und die Arbeit weitgehend von Maschinen, Robotern und Computern übernommen werde, so die Befürchtung. Als das Internet in den 90er-Jahren seinen Aufschwung nahm, sahen die Zukunftsforscher das Ende der Büros voraus und prognostizierten tote Innenstädte, weil künftig niemand mehr zur Arbeit in ein Büro werde fahren müssen. Erst die Coronapandemie hat es geschafft, tatsächlich die Büros zu leeren. Sie hat aber auch die Nachteile aufgezeigt, die es hat, wenn jeder für sich zu Hause im stillen Kämmerlein sitzt. Gemeinsame Teamarbeit, bei der alle Teammitglieder vor Ort sind, ist auf Dauer unersetzlich, um ein Zusammengehörigkeitsgefühl und einen entsprechenden Teamspirit aufrechtzuerhalten. Der „hybride Weg“, den viele Unternehmen jetzt gehen, wird Büroflächen kleiner machen; überflüssig wird der Büroarbeitsplatz als Ort der Zusammenarbeit nicht werden. Dennoch ist das natürlich – betrachtet man die Zukunft der Arbeit in den kommenden Jahren – ein ganz wesentlicher Trend. Arbeit wird immer mobiler Remote Work, Workation, Co-WorkingSpaces, Desksharing. Die Pandemie hat viel verändert und dazu geführt, dass ein großer Schritt in Richtung Zukunft bereits stattgefunden hat. Das Thema hat zwei Aspekte. Einen rein örtlichen. Ich arbeite dort, wo ich gerade bin. Die Beschäftigten haben vielleicht sogar in ihren Betrieben keine festen Arbeitsplätze mehr, sondern buchen sich über eine App einen Schreibtisch, wenn sie ins Büro kommen möchten. Vor fünf Jahren hätte das noch sehr futuristisch geklungen. Noch hakt es an der einen oder anderen Stelle. Arbeiten von überall auf der Welt? Da hinkt die Gesetzgebung der Realität noch insofern hinterher, als dass es mit Laptop aufklappen und einfach loslegen Als das Internet in den 90erJahren seinen Aufschwung nahm, sahen die Zukunftsforscher das Ende der Büros voraus und prognostizierten tote Innenstädte, weil künftig niemand mehr zur Arbeit fahren müsse. Zukunft der Arbeit 23

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