Personalmagazin plus 12/2022

Die gesetzliche Rente sinkt – und damit wird die betriebliche Altersversorgung (bAV) umso wichtiger: für Arbeitnehmende zur Finanzierung des Ruhestands, für Unternehmen als Vorteil im Wettbewerb um die besten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Je nach Branche und Unternehmensgröße sind die bAV-Praktiken in Deutschland dabei sehr unterschiedlich, wie der Deutsche bAV-Index von WTW belegt. Die Studie zeichnet ein repräsentatives Abbild der aktuellen arbeitgeberfinanzierten bAV in Deutschland. Sie bildet Strukturmerkmale, Leistungen und Kosten der Versorgungswerke von insgesamt 200 Unternehmen ab, wobei die Ergebnisse mit Gewichtungsfaktoren nach den Kriterien „Branche“ und „Anzahl sozialversicherungspflichtiger Beschäftigter in Deutschland“ der tatsächlichen Unternehmensverteilung im deutschen Markt angepasst werden. Abwägung zwischen Risiko, Kosten und Attraktivität Die bAV ist mit Risiken und Kosten verbunden – sei es in Form von Rückstellungen in der Bilanz oder in Form von Beiträgen an externe Versorgungsträger. Daher beeinflusst die aktuelle Situation am Kapitalmarkt die Gestaltung moderner Versorgungszusagen maßgeblich. Unternehmen müssen stets Risiko und Kosten eines bAV-Gestaltungsmerkmals (zum Beispiel Zinsversprechen) gegen seinen Nutzen (zum Beispiel Wertschätzung durch die Mitarbeitenden) abwägen. Da ein beitragsorientierter Versorgungsplan im Vergleich zu einem endgehaltsabhängigen Plan ein erheblich Der kleine Unterschied Von Anne Becker, Johannes Heiniz und Tino Krekeler Für die Mitarbeiterbindung und -gewinnung bleibt die bAV unersetzlich. Um sich bei einem Vergleich optimal zu positionieren, müssen Unternehmen die aktuelle bAV-Marktpraxis genau kennen. Der bAV-Index zeigt die Unterschiede der aktuellen Versorgungsangebote von 200 Unternehmen im Hinblick auf Dotierung und Leistungsniveau der arbeitgeberfinanzierten bAV. geringeres Risiko für das Unternehmen beinhaltet und den Vergütungscharakter der bAV in den Augen der Mitarbeitenden hervorhebt, haben sich beitragsorientierte Zusagen imMarkt durchgesetzt. Wie der bAV-Index zeigt, bieten nur noch sieben Prozent der betrachteten Unternehmen historisch gewachsene endgehaltsabhängige Versorgungsordnungen für ihre neu eintretenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an; deren Durchschnittsalter steigt seit Jahren kontinuierlich an, denn neu eingeführte Zusagen sind bei den betrachteten Unternehmen ausnahmslos beitragsorientiert ausgestaltet. Der Trend dürfte sich auch in den kommenden Jahren fortsetzen, denn endgehaltsabhängige Zusagen werden, wenn überhaupt, nur noch für spezielle Personenkreise wie Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer und Organmitglieder gewählt. Bei vielen Unternehmen ist eine deutliche Abkehr von ehemals vorherrschenden Festzinszusagen hin zu kapitalmarktorientierten Zinsmodellen zu beobachten. So werden bei bAVNeugestaltungen nur noch sehr selten feste Zinsgarantien gegeben. Laut dem Deutschen bAV-Index nutzen bereits 71 Prozent der betrachteten Unternehmen in Deutschland kapitalmarktorientierte Zinsmodelle, bei denen sich die Leistung in Abhängigkeit von einer tatsächlichen oder fiktiven Kapitalanlage entwickelt (Versicherung oder Fonds). Die so gestalteten Zusagen können flexibel auf Zinsschwankungen im Markt reagieren und bieten bei einer positiven Zinsentwicklung die Chance auf eine attraktive Rendite. Aufgrund schlanker Administrationsmöglichkeiten sind versicherungsbasierte Lösungen insbesondere bei kleinen und mittelständischen Unternehmen nach wie vor am beliebtesten. Größere Unternehmen, die über eine ausreichend große Anzahl an Beschäftigten verfügen, bieten häufiger eine fondsbasierte Ausgestaltung an. Maßnahmen zur Steigerung der Wertschätzung der bAV Matching-Modelle, bei denen die Eigenleistung der Beschäftigten belohnt wird und sowohl Arbeitgebende als auch Betriebliche Altersversorgung 48 personalmagazin plus: bAV

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