Praxisbeispiel 45 Der Energieschock – steigende Inflationsraten – unterbrochene Lieferketten: Unternehmen befinden sich aktuell in einem schwierigen Umfeld. Zudem fehlen Deutschland quasi flächendeckend Fachkräfte und der „War for Talents“ ist härter denn je. Um als Arbeitgeber attraktiv zu sein, spielen viele Faktoren eine Rolle. Dazu gehört auch die betriebliche Altersvorsorge (bAV), die mit Blick auf die unter Druck geratene gesetzliche Rente ein elementarer Baustein ist. Viele Beschäftigte erwarten heute von ihrem Arbeitgeber eine bAV, die modern und auskömmlich ist. Das honorieren die Beschäftigten mit mehr Engagement und einer ausgeprägten Betriebstreue. Neue Rahmenbedingungen brauchen kreative Lösungen Allerdings sind nicht nur die Unternehmen, sondern auch der gesamte bAV-Markt mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert. Aufgrund der volatilen Bedingungen an den Kapitalmärkten und diverser Neuerungen in der Regulatorik hat sich die bAV-Landschaft in der letzten Zeit verändert. Vor allem das Niedrigzinsumfeld der vergangenen Jahre hat die Attraktivität vieler alter Versorgungslösungen sinken lassen und den Wandel von leistungs- zu beitragsorientierten Plänen forciert. Fondsgebundene Lösungen rücken folglich immer mehr in den Fokus. Zudem Unternehmensübernahmen und Zusammenschlüsse, aber auch notwendige Neuausrichtungen und Anpassungen der Versorgungsmodelle haben das bAV-Portfolio des Technologieunternehmens Advantest Europe extrem uneinheitlich werden lassen. Eine Restrukturierung war notwendig. Ihr Ziel: ein für die Beschäftigten attraktives und übersichtliches Vorsorgeangebot, das das bisherige Leistungsgefälle ausgleicht und zukunftssicher ist. Angebot überführt werden. Für das Redesign hat sich Advantest Europe durch einen Consultant beraten lassen, der unter anderem auch eine Asset-Manager-Ausschreibung durchführte. Dabei setzte sich die globale Fondsgesellschaft Fidelity International im Wettbewerbsvergleich für Kapitalanlage, Kontenadministration und treuhänderische Sicherung des Planvermögens durch. Langjährige bAV-Erfahrung, nachgewiesene Kapitalmarktexpertise und die bisherige Zusammenarbeit mit Advantest Europe bei den bereits 2010 eingeführten Zeitwertkonten waren dabei die ausschlaggebenden Faktoren. Die Herausforderung: ein großes Leistungsgefälle bei den bAV-Plänen Übergeordnetes Ziel war, die bestehenden bAV-Pläne für alle Beschäftigten über alle Standorte hinweg zu vereinheitlichen und die bestehende Ungleichbehandlung zu beenden. Der neue Pensionsplan sollte die Einbringungen der Mitarbeitenden lukrativ belohnen, maximale Flexibilität bei den Einbringungs- und Auszahlungsoptionen ermöglichen sowie eine Invaliditäts- und Hinterbliebenenabsicherung bieten. Anspruchsvoll waren hierbei das starke Leistungsgefälle zwischen den verschiedenen bestehenden Altplänen und die unbedingte Anforderung, dass niemand durch den Übergang zur neuen bAV-Lösung schlechter gestellt werden sollte. Die Betriebsräte von Advantest Europe waren daher eng in die Neugestaltung der bAV-Lösung eingebunden. Die Aufgabe für das Projektteam und den externen bAV-Berater lag in der Folge darin, die Altpläne zu einem einheitlichen Pensionsplan zusammenzuführen und ein attraktives Angebot für die Zukunft zu entwickeln. Nach intensiven Verhandlungen konnten die Verantwortlichen bei Advantest Europe Ende 2020 einen für alle Mitarbeitenden gültigen attraktiven und neuen Pensionsplan beschließen: Die alten Versorgungswerke in Deutschland wurden in den neuen Pensionsplan überführt, die Pensionskasse wurde geschlossen beziehungsbestehen häufig sehr viele unterschiedliche Modelle innerhalb eines Unternehmens. Dies macht die Situation sowohl für die Beschäftigten als auch für den Plansponsor oft unübersichtlich. Um diesen Entwicklungen Rechnung zu tragen, besteht also Handlungsbedarf. Ziel: eine harmonisierte und zukunftsfeste bAV Auch Advantest Europe, Weltmarktführer für Testsysteme in der Halbleiterindustrie, sah sich mit dieser Problematik konfrontiert. Dabei führten zusätzlich noch Zusammenschlüsse und Akquisitionen des Unternehmens zu einer enorm heterogenen bAV-Landschaft. 2011 hat Advantest Europe beispielsweise den Testgerätehersteller Verigy übernommen. Zu dessen Portfolio gehörten vier Versorgungswerke, die zum Teil entgeltabhängige Pläne mit einer sechsprozentigen Zinsgarantie enthielten. Hinzu kam eine ältere, von Advantest Europe selbst genutzte Pensionskasse. Die alten Versorgungswerke waren in ihrer Planvielfalt und angesichts ihrer hohen Garantien uneinheitlich und stellten durchaus eine erhebliche finanzielle Herausforderung dar. 2020 stand für Advantest Europe fest, dass die bAV harmonisiert und zukunftssicher gestaltet werden muss. Das über die Zeit gewachsene umfangreiche bAV-Portfolio sollte in ein attraktives
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