Betriebliche Altersversorgung 10 personalmagazin plus: bAV „Der Trend rückläufiger Überschussbeteiligungen dürfte zu Ende gehen, aber sich erst mit größerer Zeitverzögerung umkehren“, erwartet auch Bannör. Die Lebensversicherer kommen aufgrund der jahrelangen Niedrigzinsphase aus einer sehr großen Belastungssituation, begründet der Lurse-Experte, und würden sich daher zunächst konsolidieren, bevor sie steigende Überschussbeteiligungen gewähren. Stille Lasten stellen Pensionskassen weiter vor große Herausforderungen Wie ist die Lage bei den regulierten Pensionskassen, von denen einige zuletzt für negative Schlagzeilen sorgten? Der Zinsanstieg infolge der erhöhten Inflation hat nach Einschätzung des Verbands der Firmenpensionskassen (VFPK) zunächst keine Auswirkung auf die Bilanzierung weder der Verpflichtungen noch der Kapitalanlage. „In der Regel werden insbesondere die Zinstitel der Kapitalanlage bis zur Fälligkeit gehalten, sodass sich auch bei steigenden Zinsen keine Kursverluste realisieren“, sagt Dr. Helmut Aden. Der Vorstandsvorsitzende des Verbands betont vielmehr, dass sich mit steigenden Zinsen in der Wiederanlage wieder Möglichkeiten ergeben, die langfristigen Verpflichtungen in der betrieblichen Altersversorgung kontinuierlich und adäquat zu bedienen. Dies gelte, betont Aden, auch für Altverträge. „Von steigenden Zinsen entlang der gesamten Fälligkeitsstruktur profitieren sowohl neu zugehende als auch bestehende Verträge“, betont Aden. Auf den Aufbau stiller Lasten, der sich bei den Firmenpensionskassen durch das Halten der Zinspapiere ebenso wie bei den Lebensversicherern ergibt, geht der VFPK-Vorstandsvorsitzende dabei nicht ein. „Gerade für die Pensionskassen, die jüngst Probleme hatten, kann der Zinsanstieg eine große Chance sein, weil sie jetzt mit festverzinslichen Wertpapieren Erträge erwirtschaften können“, sagt Lurse-Experte Bannör. Er verweist auf die zurückliegenden Jahre, in denen die regulierten Firmenpensionskassen teils noch Verträge mit einer Verzinsung von drei Prozent und mehr bedienen mussten, obwohl sich ein Zins in diesen Höhen sicherheitsorientiert nicht erzielen ließ. „Besonders für Arbeitgeber, die in der jüngsten Vergangenheit von ihrer Pensionskasse aufgefordert wurden, Kapital nachzuschießen, kann das Nachschussrisiko jetzt spürbar sinken“, sagt der Senior Manager und Aktuar. Gleichwohl sieht die Finanzaufsicht die Pensionskassen – mehr noch als die Lebensversicherer – vor erhebliche Herausforderungen gestellt. Der Grund: Die Vorsorgeeinrichtungen sind vom Niedrigzinsumfeld besonders stark betroffen, da sie fast ausschließlich lebenslang laufende Rentenversicherungen anbieten. „Bei einigen Kassen haben wir die Sorge“, sagt der zuständige Bafin-Sprecher, „dass die bereits ergriffenen Maßnahmen – ohne die Bereitstellung zusätzlicher externer Mittel – möglicherweise nicht ausreichen, um die garantierten Leistungen dauerhaft erbringen zu können.“ Kurz gesagt: Weitere Leistungskürzungen sind nicht auszuschließen. Vor dem Hintergrund einer weiter erhöhten Inflation richtet die Finanzaufsicht den Blick auch auf das Neugeschäft und hier vor allem auf ein mögliches Stornoverhalten. „Durch steigende Zinsen werden alternative Anlageformen wieder attraktiver“, sagt Pieper. Außerdem könnte der zunehmende Druck bei den Lebenshaltungskosten dazu führen, dass sich Verbraucher und Beschäftigte aus ihrer Altersvorsorge zumindest temporär zurückziehen. Diese Sorge treibt auch die anderen Expertinnen und Experten auf dem Gebiet der betrieblichen Altersversorgung um. Borst sieht Risiken für das Bestandsgeschäft und Neuabschlüsse. Lucius verweist auf Entgeltumwandlungen, die sich einfach aussetzen lassen. Für den Moment kann dies Beschäftigten in der Tat die gewünschte Entlastung bringen. Der Preis dafür ist jedoch spätestens im Rentenalter zu zahlen – und er dürfte spürbar hoch sein. Zukünftig könnten sich die Beschäftigten aus der Altersvorsorge zurückziehen. Grund sind durch steigende Zinsen attraktivere Anlageformen und der Druck bei den Lebenshaltungskosten.
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