Personalmagazin plus 11/2021

8 Arbeitswelten personalmagazin plus: Arbeitswelten sprechenden äußeren Rahmen zu unter- stützen und die Rolle und Funktion des Büros neu zu definieren. Aufladestation für die organisationale Identität „Neue Arbeitsplatzkonzepte bieten immer die Möglichkeit, die Unterneh- menswerte neu aufzugreifen und zu kommunizieren“, erklärt Dr. Katharina Radermacher, Wissenschaftlerin am Lehrstuhl für Personalwirtschaft der Uni- versität Paderborn. Berücksichtigten sie die Bedürfnisse der Beschäftiten, würden diese sich mit den Werten identifizieren und sich somit stärker mit dem Unter- nehmen verbunden fühlen. Gerade für mobile Mitarbeitende, das zeigt schon eine Untersuchung von Radermacher aus dem Jahr 2017 („Potenzial der Unterneh- mensarchitektur im Rahmen des Employ- er Branding“, gemeinsam mit Professor Martin Schneider, Universität Paderborn) kann der Unternehmensstandort, in dem die Arbeitgebermarke hinreichend spür- bar ist, als „Aufladestation“ für die orga- nisationale Identität dienen. Einen starken Einfluss auf die Identi- fikation der Mitarbeiter mit dem Unter- nehmen übten auch die so genannten Spaß-Architekturen und die Förderung bestimmter Freizeitaktivitäten auf dem Unternehmenscampus aus. Das „Chillen“ in der Hängematte, das Kickerturnier, das Zocken an der Spielekonsole – all diese Aktivitäten sorgten dafür, dass einst be- währte und abgegrenzte private Selbst- definitionen nun wieder mit der Bindung der Mitarbeitenden an ihre Organisation verschmelzen. So würden die Beschäf- tigten als „ganzheitliche Person“ in das Unternehmen eingebunden. Radermacher weist auf weitere Studien hin, die auch die Arbeitsatmosphäre als ganz wichtigen Faktor für die Mitarbeiten­ den belegen und erklärt: „Genau diese kann aber nur vor Ort im Büro wirklich erlebt werden“. Ihr Tipp: Unternehmen sollten die neuen Konzepte unbedingt mit allen Vorzügen an die Beschäftigten kommunizieren und zeigen, wie sie sich an die geänderten Bedürfnisse anpassen. Die neuen Aufgaben des Büros Nach der Untersuchung der ZHAW kom- men den Corporate Offices zukünftig ins- besondere folgende neue Aufgaben zu: · die Förderung der psychosozialen Ebe- ne (durch zwischenmenschliche Begeg- nung, Möglichkeiten für Austausch, Veranstaltungen, Workshops, Meetings, Ort der Vernetzung, Teambuilding) · das Fördern und Erlebbarmachen von Organisationskultur (Herz der Firma, Zugehörigkeit, Zusammengehörigkeits- gefühl) und daher auch der Ort fürs Onboarding neuer Mitarbeitender · die Ermöglichung kollaborativer und kreativer Prozesse (Innovation, Ideen, Kreativität) · Serviceaspekte (Sicherheitsupdates, vertrauliche Ausdrucke) · Abstimmung der Reaktion auf Kunden- wünsche und -anfragen Architektinnen und Architekten, Pla- nerinnen und Planer haben das Thema ganz oben auf der Agenda. CSMM-Chef Brehme nennt den auch in den eigenen Räumen umgesetzten „Hub and Home“- Ansatz eine Blaupause für den flexiblen Arbeitsplatz der Zukunft: „Als Hub defi- niert es einen zentralen Ort, an dem Ver- bindungen zusammenlaufen und somit Innovationen gefördert werden. Gleich- zeitig dient es den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern als Home zur Identifikation mit ihrem Unternehmen.“ Arbeitsräume könnten so einen Kno- tenpunkt bilden, der als Drehscheibe für Sozialisation, Kommunikation, Kreativi- tät und Austausch funktioniert. „Die Pan- demie hat nicht nur unsere Gesellschaft, sondern auch die Arbeitswelt dauerhaft verändert“, erklärt Brehme und fährt fort: „Es ist an der Zeit, diesem Umstand nicht nur mit Zwischenlösungen Rechnung zu tragen, sondern ihn als sinnstiftend für die Gestaltung unseres künftigen beruf- lichen Umfelds zu begreifen. Das schafft Sicherheit nicht nur für die Belegschaft, sondern auch Planungssicherheit für Unternehmen.“ KATHARINA SCHMITT, Redakteurin beim Personalmagazin, hat während des Lockdowns ausschließlich im Home- office gearbeitet und sieht Familienhund „Toni“ als eindeutigen Gewinner dieser Konstellation. Sie selbst hat bei den Spaziergängen in der Mittagspause den sonst dabei üblichen Tratsch mit ihren Kolleginnen sehr vermisst. 6,4% der Unternehmen wollen ihre Büroflächen bis Februar 2022 reduzieren. Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), 2021, Kurzbericht Nr. 6

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