Personalmagazin plus 11/2021

Praxis 53 OLIVER WALLE ist Dozent an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) und der BSA-Akademie, Vorstandsvorsitzen- der des Bundesverbandes betriebliches Gesundheitsmanagement (BBGM) und geschäftsführender Gesellschafter der Health 4 Business GmbH. Deutschen eine geringe Gesundheitskompetenz besitzen und sich diese in den letzten sieben Jahren verschlechtert hat. Die Folgen zeigen sich in einem ungesunden Verhalten wie weniger Bewegung, schlechterer Ernährung, häufigerem Übergewicht, schlechter subjektiver Gesundheit sowie höheren Ausfallzeiten am Arbeitsplatz (Schaeffer et al., 2021, S. 3-4). Können Beschäf- tigte nicht selbstständig für einen gesundheitsförderlichen Le- bensstil sorgen, ihr Homeoffice nicht auch selbst ergonomisch einrichten und mit Stress und Einsamkeit nicht lösungsorientiert umgehen, so werden Gesundheitsprobleme verstärkt auftre- ten. Daher bedarf es Konzepte, Strategien und Lösungen, wie den wesentlichen Herausforderungen des Homeoffice begegnet werden kann. Die Studie offenbarte darüber hinaus auch eine sehr schwach ausgeprägte digitale Gesundheitskompetenz. Zwar habe sich diese während der Coronapandemie verbessert, jedoch besteht gegenüber anderen Ländern nach wie vor ein Entwick- lungsrückstand (Schaeffer et al., 2021, S. 3-4). Grundsätzlich bedarf es für die einzelnen Beschäftigten einer Klärung zur rechtlichen Einordnung ihrer Homeoffice-Tätigkeit als Telearbeitsplatz oder weiterhin nur als zeitweiliges mobiles Arbeiten. Auf Basis dieser können dann auch entsprechende Maßnahmen des Arbeitgebers zur ergonomischen Gestaltung des Homeoffice erfolgen. Zudem lohnt sich die Erstellung oder Aktualisierung der Gefährdungsbeurteilung physischer und psychischer Belastungen, bei der die veränderten oder sogar neu entstandenen Belastungen hinsichtlich ihrer Gefährdung für die Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit im Homeoffice beurteilt werden. Praxistipps aus Sicht von Arbeitsschutz und BGM Für das BGM sowie die Angebote zur Gesundheitsförderung und Prävention müssen bedarfsorientierte und individualisierbare Programme entwickelt und angeboten werden. Vieles wurde dazu seit Beginn der Pandemie in Deutschland auf den Markt gebracht. In den meisten Fällen kommen dabei aber die Wissens- vermittlung und Möglichkeiten des Kompetenzerwerbs zu einer gesundheitsförderlichen Arbeits- und Lebensweise zu kurz. Ein einfaches Nachturnen vom Livestream imWohnzimmer wird nur so lange gelingen, wie das Interesse und die dafür notwendige Zeit vorhanden ist. Weitaus nachhaltiger wird es sein, den Beschäftigten die not- wendigen Kompetenzen an die Hand zu geben, um die Poten- ziale der gesunden Lebensführung und Arbeitsweise selbst zu erkennen. Arbeitgeber können hierbei beispielsweise Angebote für ein Risiko-Screening mit Lotsenfunktion zu Gesundheits- programmen, medial gut aufbereitete Informationen zur Wis- sensvermittlung in den klassischen Präventionsfeldern sowie interaktive Programme auf digitaler Basis zur ergonomischen Gestaltung, zu Stressmanagement und zur Stärkung der Resi- lienz zur Verfügung stellen. In diesem Zusammenhang ist auch die Qualifizierung der BGM-/BGF-Verantwortlichen aufgrund ihrer Rolle als Organisatoren und Multiplikatoren wichtig. Qua- litätsgeprüfte Aus- und Weiterbildungsinstitute sowie Hoch- schulen lassen sich auf der Webseite des Bundesverbands BGM (BBGM) finden. Vergessen darf man aber auch nicht die Füh- rungskräfte, deren Herausforderung im Führen auf Distanz besteht, weshalb auch sie entsprechende Unterstützung durch die Personalentwicklung und das BGM benötigen. Die im Text zitierten Studien und Quellen fin- den Sie über den QR-Code oder direkt über www.gesundheitimbetrieb.de/personalmagazin Seit Beginn der Pandemie wurden viele Konzepte zur digitalen Gesundheits­ förderung entwickelt, Wissensvermittlung und Kompetenzerwerb für eine gesunde Lebens- und Arbeitsweise kommen dabei aber meist zu kurz. Ein einfaches Nachturnen vom Livestream wird nur so lange gelingen, wie das Interesse und die dafür notwendige Zeit vorhanden ist.

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