Personalmagazin plus 11/2021
Arbeitswelten personalmagazin plus: Arbeitswelten 36 die die Zusammenarbeit am Arbeitsplatz fördern, sind, so Berech- nungen von Arbeits- und Organisationsforschern, mit fünfmal höherer Wahrscheinlichkeit leistungsstark und rentabel. Sitzen in Bewegung ist neu – und wichtig Für alle Beschäftigten, die dennoch im Büro oder im Homeoffice arbeitsbedingt einer längeren Sitzhaltung ausgesetzt sind, gilt das Folgende: Zur Aufrechterhaltung physiologischer Stoffwech- selprozesse und somit zum Erhalt gesunder körperlicher und geistiger Funktionen ist es elementar, dass auch dann Bewegung stattfinden muss, wo sie bisher nicht vorgesehen war, aber umso wichtiger ist, während des Sitzens. Bislang war es ausschließlich wichtig, dass (Büro-)Stühle an die Körperproportionen der Nutzer anpassbar sind und eine optimale Abstützung der Oberschenkel, des Gesäßes und des Rückens ge- währleisten. Unter stoffwechselphysiologischen Gesichtspunkten muss ein Stuhl aber mehr können. Er muss – ähnlich wie beim freien Stehen, die natürlichen und spontanen (Sitz-) Positionsver- änderungen der Nutzer zulassen und diese sogar fördern. Diese ergo-dynamischen Sitzkonzepte unterstützen somit ein bedarfs- gerechtes koordiniertes Zusammenspiel von Beinen, Becken, Wirbelsäule, Schultern und Kopf. Dadurch werden • physiologische Haltungswechsel unterstützt, • körpereigene (senso-neuro-muskuläre) Regelkreisläufe gefördert, • die Bandscheiben permanent mit Nährstoffen versorgt, • die komplexen Rückenmuskeln stimuliert, • die mehr als 100 Gelenke an der Wirbelsäule in Bewegung gehalten, • die inneren Organe dynamisch aktiviert, • die Blutzirkulation und damit die Sauerstoffversorgung optimiert, • Hirnstoffwechselprozesse und damit Aufmerksamkeit und Konzentration aufrechterhalten. In den vergangenen Jahren haben sich folglich die ergonomi- schen Anforderungen an (Büro-)Stühle deutlich verändert. Die meisten Hersteller haben darauf reagiert und bieten in der Zwi- schenzeit Sitzfunktionen an, die dem physiologischen Bedarf der Nutzenden entsprechen. Da Nutzerbedürfnis, Nutzungsdauer und individuelles Wohlbefinden wichtige Auswahlparameter darstellen, ist es wichtig, sich im Fachhandel gut beraten zu lassen und in eine mehrtätige Sitzprobe durchzuführen. Häufig nimmt man den qualitativen Mehrwert von guten Sitzmöbeln erst nach Tagen individueller Erfahrung wahr. So viel Sitzen wie nötig – so viel Stehen und Bewegung wie möglich Ein „Mehr an Bewegung“ auf den Alltag verteilt gilt in der Zwi- schenzeit als das neue wissenschaftlich fundierte Maß. Studien kommen immer wieder zu dem gleichen Ergebnis: Bewegung beeinflusst körperliche und geistige Prozesse gleichermaßen. Ein Beweis dafür, dass Körper und Geist entgegen der früher vertretenen Ansicht nicht getrennt voneinander, sondern in enger Verbindung miteinander betrachtet werden müssen. Nicht die Kompensation durch Bewegung (nach langen Sitzphasen), sondern die regelmäßige Integration von Bewegung in das All- tagsverhalten hält die komplexen körperlich-geistigen und emo- tionalen Wechselwirkungen in einer physiologischen Balance. Stanford-Forscher fanden schon 2014 heraus, dass sich dadurch die kreative Leistung einer Person um durchschnittlich 60 Pro- Anregungen für mehr Schritte im Arbeitsalltag Für einen physiologischen Stoffwechsel sollte, auf den Alltag verteilt, eine Schrittanzahl von zirka 7.000 erreicht werden. Folgende Anregungen helfen Ihnen dabei: • Besprechungen und Telefonate weitestgehend im Stehen wahrnehmen oder dabei hin- und hergehen (Head-Set). • Nehmen Sie die Treppe statt Aufzug oder Rolltreppe. • Holen Sie Dinge selbst, statt sich diese von Kollegen mitbringen zu lassen. • Überlegen Sie sich einen „bewegten“ Weg zur Arbeit (zu Fuß, mit dem Fahrrad, eine U-Bahn-/Bus-Sta tion früher aussteigen, den Parkplatz für das Auto etwa zehn Minuten vom Arbeitsplatz entfernt wählen). • Praktizieren Sie Spaziergänge in der Pause/zu Hause. • Wenn Sie über etwas Nachdenken müssen, gehen Sie ein paar Schritte. Das hilft! • Organisieren Sie Ihre Arbeitsabläufe so, dass Wege entstehen, zum Beispiel Verlagerung des Druckers und des Kopierers in einen anderen Raum, Papierkorb weiter wegstellen, Mitarbeiter persönlich aufsu chen, anstatt eine E-Mail zu versenden. • Führen Sie Besprechungen in Kleingruppen während eines Spaziergangs im Freien durch („Walk and Talk). • Suchen Sie in Bussen und Bahnen gezielt nach Stehplätzen und „spielen“ Sie mit Ihrem Gleichgewicht und der Dynamik des sich bewegenden Verkehrsmittels. • Schaffen Sie sich einen „Büro-Hund“ an. Der fordert ein regelmäßiges Gassi gehen ein. Weitere Ideen: https://www.agr-ev.de/de/konzepte-fuer-mehr-bewegung-im-buero
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