Personalmagazin plus 11/2021
32 Arbeitswelten personalmagazin plus: Arbeitswelten Arbeitnehmer in Europa (Human Spaces Global Report von Interface), dass das Wohlbefinden sowie Kreativität je um 15 Prozent und die Produktivität um sechs Prozent steigen, wenn das Arbeitsumfeld über natürliche Elemente verfügt. Nach Angaben des Umweltpsycholo- gen Stephen Kaplan löst die Natur in uns eine „unwillkürliche Faszination“ aus, die tatsächlich hilft, Aufmerksamkeit und Konzentration wiederherzustellen. Das Ergebnis ist eine Achtsamkeit, die den Stressabbau und die Regeneration fördert und zugleich die Neugier und Fantasie anregt. Hinzu kommt, dass sich Menschen besser konzentrieren können, nachdem sie Zeit in der Natur verbracht haben. Der Human Spaces Report zeigt auch, dass Menschen mit Blick auf Bäu- me, Wasser oder Landschaften über ein höheres Wohlbefinden verfügen als jene, deren Aussicht von Gebäuden, Straßen oder Baustellen bestimmt wird. Nun kann nicht jedes Gebäude von Grund auf architektonisch umgestaltet werden. Design ist jedoch ein Werkzeug, das die Natur auf viele zugängliche Arten interpretieren kann, um unser angebore- nes Gefühl für beruhigende, angenehme und sichere Orte zu aktivieren. Beatriz Arantes ergänzt, dass die Ausdrucksfor- men der Natur nicht auf eine eindeutige oder wörtliche Übersetzung beschränkt sind: „Vielmehr geht es darum, unsere Ge- hirne auszutricksen, um uns so zu fühlen als seien wir in einer natürlichen Um- gebung — zum Beispiel indem wir jene Muster auslösen, die in uns programmiert sind, um uns gut zu fühlen.“ Es geht um mehr als nur um Pflanzen im Büro Pflanzen stellen wohl die offensichtlichste Verbindung zur Natur in Arbeitsräumen her und werden häufig verwendet, wenn es darum geht, natürliche Elemente in das Büro einziehen zu lassen. Viele Ver- suche, die Natur in den Arbeitsplatz zu in- tegrieren bleiben oftmals jedoch zu ober- flächlich, wie beispielweise der Siebdruck einer Blumenwiese oder auf Tischplatten geätzte Blätter. Der Designprozess muss ganzheitlich angegangen werden, das be- zieht zwar Raumpflanzen und anderes Grün mit ein, jedoch gibt es weitere sub- tile Designmöglichkeiten von natürlichen Materialien, Farben bis hin zu Licht- und Luftdesigns im Raum oder Gebäude Farben, Muster und Texturen: Vielfältige Sinnesreize ansprechen Biophile Umgebungen verfügen über Farben, Muster, Texturen und weitere Elemente, die uns stimulieren. Die Anre- gung mehrerer unserer Sinne gleichzeitig schafft Regenerations- und Inspirations- erlebnisse – die Aufmerksamkeit wird erhöht, Stress abgebaut. Die in Büroräu- men oft verwendeten akkuraten rechten Winkel und flachen Farben kommen in der Natur hingegen nicht vor. Biophiles Design orientiert sich an der Geometrie der Natur. Sie bietet unzählige organische Gebilde, wie zum Beispiel Sechsecke, Spi- ralen, Zacken und Kugeln. Abgerundete Formen wie Kuppeln, Bögen und Gewölbe steigern das seelische Wohlbefinden. Farben wirken unterschiedlich stimulie- rend. Kühles Blau unterstützt beispielswei- se Konzentration und verleiht dem Raum optische Weite, während Farben wie Gelb und Grün belebend und inspirierend wir- ken. Lebende Elemente in Büroräumen, wie etwa Pflanzen, wirken Ermüdung ent- gegen, wenn Aufgaben zu erledigen sind, die eine hohe Konzentration erfordern. Licht und Luft: Natürliche Rhythmen Menschen passen sich leichter an Ar- beitsumgebungen in Innenräumen an und erleben auch Verbesserungen in der Stimmung und beim Schlafen, wenn be- stimmte Faktoren wie der Blick ins Freie sowie Schwankungen der Lichtstärke, der Tageslänge und der Temperatur dem ent- sprechen, was draußen passiert. Tages- licht und natürliche Lichtfarben können diese Rhythmen unterstützen, indem sie dem Kontrastmangel des Kunstlichts und der Reizüberflutung durch die hellen Bild- schirme entgegenwirken. In Räumen, in denen Fenster weder für die Tageslicht- versorgung ausreichen noch Blickbezü- ge in die Umgebung ermöglichen, helfen neue Technologien, jenes Lichtspektrum zu liefern, das Menschen brauchen, um sich wach, optimistisch und gut zu füh- len. Aber auch natürliche Luftbewegun- gen lassen uns das Außenklima und die Jahreszeiten erleben. Herausforderungen in der Natur Nach Ansicht des Sozialökologen Ste- phen Kellert haben die Menschen in der Begegnung mit den Herausforderungen in der Natur, vom Zurechtfinden in der Landschaft bis zum Bau von Behausun- gen, gelernt, Widrigkeiten zu überwinden und Resilienz zu schaffen. Herausforde- rungen inspirieren uns dazu, Problemen mit Kreativität, Einfallsreichtum, Em- pathie und Verantwortungsbewusstsein im Team zu begegnen. Das Navigieren durch Arbeitsumgebungen hilft den Pflanzen und Holz als authentische Materialien sind nur ein Teil eines biophilen Raumkonzepts.
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