Personalmagazin plus 11/2021
Arbeitswelten personalmagazin plus: Arbeitswelten 28 Foto S. 26-27: CA Immo; Foto S. 29 Eingangsbereich: INVESTA, weitere: THING TECHNOLOGIES GmbH und Betriebskosten. Zudem handelt es sich um ein selbstler- nendes System: Mithilfe von künstlicher Intelligenz (KI) lernt die Technik aus den vielfältigen Daten, die im Alltag erhoben werden, und macht eigenständig Vorschläge, wie das Gebäude in Zukunft betrieben werden soll. Hierdurch wird der Betrieb fortwährend optimiert. „Das Gebäude lernt jeden Tag dazu“, erklärt Markus Diekow, Sprecher von CA Immo. Ein Ziel des innovativen Ansatzes: Die Mieter des Gebäudes sollen eine moderne Arbeitswelt mit zusätzlichen digitalen Services und Angeboten vorfinden. Das Allermeiste funktioniert über eine App, die Buchungen und die Steuerung der Arbeitsumgebung als zentralen Bestandteil des Arbeitstages über das Smartphone der Beschäftigten ermög- licht. So können sie schlüssellos in das Gebäude gelangen, da das System schon bei der Annäherung an das Cube erkennt, ob die jeweilige Person eine Zugangsberechtigung hat. Nach dem Betreten des Gebäudes wird automatisch der Aufzug gerufen – der Mitarbeiter oder die Mitarbeiterin kann direkt einsteigen. Im Büro selbst können die Nutzer über die App dann Licht- und Raumklima steuern oder die Jalousien. Und: Fest zugewiesene Schreibtische waren gestern. Die Mieter können sich über die App schon von zu Hause aus einen Arbeitsplatz reservieren. Das flexible Konzept fördert die Zusammenarbeit in agilen Teams und die Kommunikation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter untereinander. Bei der Vergabe der Plätze merke sich die Technik die persönlichen Vorlieben der Angestellten, erklärt Diekow. Wer beispielsweise immer einen Schreibtisch am Fenster möchte, bekomme beim nächsten Mal entsprechende Vorschläge von ver- fügbaren Plätzen. Aber die App berücksichtige auch die Termine der Mitarbeiter und schlage zum Beispiel einen Arbeitsplatz im dritten Stock vor, wenn der Angestellte am gleichen Tag auf dieser Etage noch ein Meeting hat. Digitalen Zugriff haben die Mitarbeiter auch auf externe Angebote, zum Beispiel eine Paket- station im Gebäude oder Essensliefermöglichkeiten. Digitale Bausteine verknüpft: Es geht um das Gesamtpaket Viele der technischen Komponenten seien im Arbeitsalltag praktisch und sinnvoll, berichtet Stefan Rinke von RA Micro. Das Unternehmen bietet Kanzleisoftware an und hat sich für seinen Standort in Berlin auf zwei Etagen und mit rund 200 Mit- arbeitern im Cube eingemietet. Neben den Büros gehört zu den Räumlichkeiten von RA Micro auch noch eine „Anwaltslounge“, in der sich die Branche treffen soll. Besonders sei jedoch weniger die technische Ausstattung an sich, sagt Stefan Rinke, sondern vielmehr die Verknüpfung der einzelnen digitalen Bausteine. Und auch insgesamt gehe es vor allem um das Gesamtpaket. Zu diesem gehört für RA Micro auch die Optik des Gebäudes, die für eine gute Repräsentanz des Firmensitzes sorge. Hinzu komme die zentrale Lage und die Nähe zu den politischen Ein- richtungen in der Hauptstadt. Neben RA Micro nutzen die Deutsche Bahn, die Anwaltskanzlei Gleiss Lutz, das Meinungsforschungsinstitut Gallup und die PR-Agentur Hering Schuppener die insgesamt 19.000 Quadrat- meter Bürofläche im Cube. Außerdem gibt es im Erdgeschoss des Gebäudes verschiedene Gastronomieangebote auf insgesamt 1000 Quadratmeter Fläche und ganz oben eine rundum begeh- bare Dachterrasse, die den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vorbehalten ist. Die Nachfrage nach den Büros sei groß gewe- sen, berichtet Markus Diekow von CA Immo: Das Cube sei vom Fleck weg voll vermietet gewesen. Inzwischen ist nicht mehr CA Immo der Eigentümer des Gebäudes, sondern Nuveen Real Estate, einer der größten Investmentmanager der Welt. Das Unternehmen hat die 100-Millionen-Euro-Immobilie kurz nach der Fertigstellung übernommen. Entworfen hat das Cube das renommierte dänische Architekturbüro 3XN aus Kopenhagen. Auch der Corona-Abstand wird gesteuert Ob sich das innovative Digitalisierungskonzept des Cube tat- sächlich für die Büros und ihre Mitarbeiter in der Praxis bewährt hat oder wo es noch Verbesserungsbedarf gibt, ließe sich aktuell jedoch noch gar nicht abschließend beurteilen, sagt Markus Diekow. Dazu fehle die Erfahrung unter Vollauslastung. Denn, so gibt er zu bedenken: Das Cube ging im Frühjahr 2020 in Be- trieb – und damit kurz vor Beginn der Coronapandemie. Seither sieht es auch im Cube aus wie in vielen Bürogebäuden: Die Eta- gen sind größtenteils leergefegt, viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sitzen statt im Hightech-Komplex im heimischen Wohnzimmer. Aber die digitale Technik bietet laut Diekow auch in Krisenzeiten Vorteile. Die App sei wegen Corona so angepasst worden, dass sie erkennt, wenn der Mindestabstand zwischen den Mitarbeitern nicht eingehalten wird oder wenn sich zu viele Personen im Raum befinden. Auch bestimmte Büroarbeitsplätze könnten automatisch digital gesperrt werden, damit die An- gestellten nicht zu dicht beisammensitzen, sondern sich besser verteilen, so Diekow. Entwickelt hat die Steuerungssoftware das Start-up-Unternehmen Thing Technologies. Im Vorfeld gab es zudem ein umfangreiches Testlabor an der Rheinisch-Westfä- lischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen. Dabei stand auch die digitale Sicherheit im Fokus, um das System bestmög- lich gegen Hackerangriffe zu schützen. Smart Meetings und optimale Flächennutzung „Das Cube war ein Pilotprojekt, um das Thema Digitalisierung im Gebäude konsequent durchzudenken“, sagt Diekow. Dabei sei es aber nicht nur um die Aspekte moderne Arbeitswelten und mehr Komfort für die Mitarbeiter gegangen, sondern auch um Nachhaltigkeit und Ökologie. Durch intelligente, vernetzte Zähler für Strom, Wärme und Wasser, Stichwort: Smart Metering, hätten die Mieter der Räumlichkeiten jederzeit einen Überblick darüber, wie hoch der Energieverbrauch in den Büros ist und könnten gegebenenfalls nachsteuern. Durch die App bekämen die Unternehmen zudem ein Gefühl dafür, welche ihrer Räum- lichkeiten überhaupt intensiv genutzt werden, und welche Flä- chen eher leer stehen und vielleicht überhaupt nicht gebraucht werden. Dadurch ließen sich Flächen effektiver nutzen und Platz einsparen. Denkbar sei auch, dass Büro- oder Parkflächen nach dem Grundsatz der „Sharing Economy“ in den untergenutzten JELKA LOUISA BEULE ist freie Journalistin in Freiburg. Sie freut sich, wenn Bürogebäude nicht nur funktional geplant werden, sondern auch auf die Ästhetik Wert gelegt wird.
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