Personalmagazin plus 11/2021

14 Arbeitswelten personalmagazin plus: Arbeitswelten Foto: OTL- Online Trainer GmbH Von Katharina Schmitt Manche im Lockdown ersonnene Idee zur künftigen Arbeitsplatzstrategie scheitert in der Praxis, vieles muss sich noch zurecht­ ruckeln. Wir fragten Unternehmen nach ihrem ganz individuellen Erfolgskonzept in der neuen Arbeitswelt. Remote? Hybrid? Ganz anders? Es glich dem Sprung ins kalte Was- ser, als zu Beginn der Coronakrise die Homeofficepflicht ausgerufen wurde. Heute hat ganz Deutschland gelernt, was Digitalisierung bedeutet. Und vor allem, dass es funktioniert, wenn es sein muss: Mobile Arbeit ist in der neuen Arbeitswelt nicht mehr wegzudenken. Wie der „2021 Work Trend Index“ von Microsoft zeigt, wollen demnach auch fast drei Viertel der über 30.000 welt- weit Befragten nach der Pandemie die Möglichkeit behalten, mobil zu arbeiten. Doch gleichzeitig ist die Sehnsucht nach Rückkehr ins Büro groß – 67 Prozent vermissen das laut der Microsoft-Studie. Ein Dilemma? Thomas Faltin, Organisa- tionsexperte und Senior Expert von Korn Ferry, weist darauf hin, dass Workplace- konzepte nicht generell gelten sollten: „Menschen brauchen ganz unterschied- liche Arbeitsumgebungen, um produktiv zu sein – die einen arbeiten gern unter Menschen, die anderen eher isoliert. Es gilt für Unternehmen darum, intensiv zu prüfen, in welchem Kontext der Einzelne sein ganzes Potenzial entfalten kann.“ Hybrides Arbeiten heißt das Zauberwort, das deshalb, so die Expertenschätzungen, die Mehrzahl der Betriebe nach Ende der Pandemie ins Auge fassen wollen. Heute Homeoffice, morgen Büro. Klingt ein- fach, ist in der praktischen Umsetzung aber schwierig. Absprachen, wer wann die Plätze im Office nutzen kann, erfor- dern viel Organisation und Abstimmung. Freitags verwaiste, dienstags überfüllte Büros sind keine Lösung. Auch müssen Austausch und Vernetzungsmögllchkei- ten unabhängig vom jeweiligen Arbeitsort sichergestellt sein. Zudem, darauf weist der Tiefenpsychologe Stephan Grünewald im Interview mit Kofa hin, könnten zu viele indivduelle Absprachen zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern ohne verbindliche Standards die Moral und das Zusammengehörigkeitsgefühl in der Be- legschaft schwächen. Der 2021 Work Trend Index zeigt ein weiteres Problem, das Remote Work mit sich bringt: Fehlender persönlicher Aus- tausch bedroht die Vernetzung der Be- schäftigten – und damit die Innovations- kraft der Unternehmen. Für Apple, aber auch andere Unternehmen im Silicon Val- ley Grund genug, ihre Belegschaft nach coronabedingtem Homeoffice wieder zurück ins Unternehmen zu beordern. Nach Überzeugung von Apples Retail- Chefin Deirdre O’Brien ist die persönliche Zusammenarbeit essentiell für die Kultur und Zukunft des Unternehmens. All das zeigt: Arbeitsplatzstrategien können nur unternehmensindividuell entwickelt werden, unter sorgfältiger Ab- wägung der Bedürfnisse der Mitarbeiten- den, Sachzwängen und den Interessen des Unternehmens. Eine solche Strategie braucht Zeit und muss ausprobiert wer- den. Das erfordert den Mut, sich auf Ver- suche einzulassen, eventuell nicht funk- tionierende Konzepte neu anzupassen und auch Rückschläge in Kauf zu neh- men. Aber auf Dauer werden nur eigene Erfahrungen zeigen, welche Formate zum Unternehmen, den Mitarbeitenden und der Unternehmenskultur passen und funktionieren. Ideen, die andere Betriebe auf der Suche nach ihrem persönlichen Arbeitskonzept schon umgesetzt haben, finden Sie auf den nächsten Seiten.

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