müssen uns in die Debatten einmischen und den Menschen klarmachen, dass die Viertagewoche in Zeiten des Fachkräftemangels ein Irrweg ist. Und wir sollten nicht nur auf uns selbst oder das eigene Unternehmen schauen, sondern brauchen große Lösungen. Friedrich Dürrenmatt hat das prägnant formuliert: „Was alle angeht, können nur alle lösen. Jeder Versuch eines Einzelnen, für sich zu lösen, was alle angeht, muss scheitern.“ Joining Forces, also der Zusammenschluss von Menschen, die neue Wege bei der Transformation gehen wollen – das ist unser Ansatz bei der Allianz der Chancen. Es hilft sicher weiter, wenn alle Willigen an einem Strang ziehen. Brauchen wir nicht noch ein positives Narrativ, das dem Land wieder Zuversicht vermittelt? Reinhart: Ich habe in meinem Berufsleben viel im Ausland gelebt, auch in Entwicklungsländern. Das hat mir auch eine Grunddemut gegenüber den Lebensverhältnissen in Deutschland vermittelt und den Chancen, die sich den Menschen hier bieten. Ich selbst bin im Arbeitermilieu aufgewachsen und hatte die Chance, in Hamburg zur Schule zu gehen, ein Studium aufzunehmen und Karriere zu machen. Natürlich gibt es noch nicht überall Chancengleichheit und wir können noch besser werden. Aber mir persönlich hat dieses Land vieles ermöglicht. Weber: Die derzeitige Stimmung im Land ist, dass wir uns auf der Verliererstraße befinden. In einem Interview hatte ich mal formuliert, dass die Generation Z die reichste Generation sein wird, die wir jemals hatten. Das hat damals für Aufsehen gesorgt. Wenn wir von den guten alten Zeiten träumen, vergessen wir, dass wir Massenarbeitslosigkeit und auch viele Krisen zu bewältigen hatten. Die guten alten Zeiten gab es nie. Heute ermöglichen neue Technologien wie Künstliche Intelligenz technologische Sprünge und Produktivitätsfortschritte, die Dekarbonisierung eröffnet neue Wachstums- und Beschäftigungschancen. Die Kluft zwischen dem derzeitigen wirtschaftlichen Hänger und den Chancen ist groß. Gemeinsam müssen wir alles tun, um diesen möglichst rasch zu überwinden. REINER STRAUB ist Herausgeber des Personalmagazins und schätzt CHROs, die den Umbau von Wirtschaft und Arbeitsmarkt mit neuen Ideen vorantreiben und den Dialog mit der Politik suchen. MATTHIAS HALLER ist Chefredakteur des Personalmagazins. Er ist skeptisch, ob Personaltransfers zwischen Unternehmen, wie im Beispiel Gifhorn, skalierbar sind oder Abfindungsprogramme das Mittel der Wahl bleiben. Transformation 41
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