Personalmagazin 9/2024

ruflichen Weiterentwicklung. Dafür gibt es neben internen Trainingsangeboten auch Weiterbildungsdarlehen und Bildungsurlaub. Mitarbeitende haben die Möglichkeit, die Werkmeisterschule zu besuchen, in der Abendschule Abitur zu machen, ein nebenberufliches Studium zu absolvieren und einen einschlägigen Lehrberuf nachzuholen – und das unabhängig davon, wie alt sie sind. Richter erzählt stolz: „Zuletzt hat eine über 50-jährige Mitarbeiterin, die vorher noch keine Ausbildung hatte, einen offiziellen IHK-Abschluss gemacht.“ Eine Frage der Anerkennung Es gibt also einige Optionen, die Arbeitsbedingungen von Beschäftigten, die nicht am Schreibtisch arbeiten, zu verbessern. In vielen Unternehmen scheitern diese aber vor allem an der Umsetzung. Werden die Bedürfnisse der Deskless Workforce ignoriert, hat das auch einen hohen Preis – und der ist weit größer als der wirtschaftliche Schaden, der durch den Arbeitskräftemangel entsteht. Viel verheerender sind die Folgen für die Gesellschaft, die durch die Frustration der vergessenen Arbeitskräfte immer mehr gespalten wird. Neben mehr Mitsprache verdienen BlueCollar-Worker vor allem mehr Anerkennung, und zwar auf mehreren Ebenen. „Es geht um Anerkennung der körperlichen Belastungen – besonders für ältere Mitarbeitende –, Anerkennung durch einen fairen Umgang von Vorgesetzten und nicht zuletzt natürlich monetäre Anerkennung“, fordert Hans Rusinek. Er betont die Bedeutung von Fairness, die sich am Arbeitsplatz fast überall stellt: „Nicht nur, wenn Menschen ihren Arbeitsplatz verlieren, sondern auch wenn es darum geht, wer eingestellt wird, wer die Lorbeeren erntet, wenn etwas gut läuft, bei wem sich CEOs bedanken, wie ihre Boni ausfallen, wer den schönen Schreibtisch direkt am Fenster hat und wer hingegen im Rohrgraben arbeiten muss.“ Ein erster Schritt wäre demnach mehr Aufmerksamkeit für die vergessene Mehrheit der arbeitenden Bevölkerung. Der zweite und wichtigere Schritt ist die tatsächliche Umsetzung der Maßnahmen. SENTA GEKELER ist freie Journalistin und berichtet seit vielen Jahren über Trends in der Arbeitswelt und die HR-Szene Deskless Workforce 55

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